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Anton Böhm, Stadtrat, Hausarzt und Aufsichtsrat im Klinikum Ingolstadt, rechnet mit der Gesundheitspolitik ab

Anton Böhm, Stadtrat, Hausarzt und Aufsichtsrat im Klinikum Ingolstadt, rechnet mit der Gesundheitspolitik ab

(ot) Die nachfolgende Pressemitteilung erreichte die Redaktion von Anton Böhm in seiner Funktion als Leiter der Hausarztzentren Ingolstadt. Der Mediziner ist SPD-Stadtrat in Ingolstadt und langjähriges Mitglied im Aufsichtsrat des Ingolstädter Klinikums:

Fast 95 % der Covid-positiven Patient/innen werden und wurden von den niedergelassenen Hausärzten/Internisten versorgt. Unsere medizinischen Fachangestellten und Ärzt/innen leisten übermenschliches, aber einen Bonus bekommen sie von unserer Regierung, die mit Milliarden nur so um sich wirft, nicht. Nicht einmal einen steuerfreien Betrag, den wir Arbeitgeber /innen zahlen können. Es sind ja fast nur weibliche Angestellte, die trotz ständiger anderer politischer Lippenbekenntnisse, so wie das ganze Gesundheitssystem weiterhin benachteiligt werden  (auch von den Grünen und der SPD).

Die gehätschelte Automobilindustrie erhält Subventionen in Form von E-Auto-Prämien, ja sogar Hybridautos, die nie das Elektroladekabel ausgepackt haben, werden subventioniert. Die Mitarbeiter erhalten Kurzarbeitergeld, auch bezahlt von den Mitarbeiterinnen im Gesundheitswesen, die aufgrund des dort herrschenden Personalmangels nie in den Genuss von Kurzarbeit kommen werden und deshalb eigentlich auch gar keine Arbeitslosenversicherung benötigten. Die männliche dominierte Autoindustrie schiebt diese öffentlichen Gelder ein und bezahlt dann bis zu 7.000 Euro Bonus an ihre Mitarbeiter aus, der besonders hoch für die Manager ausfällt, anstatt zuerst die öffentlichen Gelder zurückzahlen zu müssen. Wenn dann noch ein guter Gewinn bleibt, sei er ihnen gerne vergönnt. Ansonsten handelt es sich um eine eklatante soziale Ungerechtigkeit. Diese Gelder kann man genauso gut auch als Beteiligung der öffentlichen Hand ähnlich wie an der Lufthansa ansehen.

Wir niedergelassenen Hausärzte müssen, trotz vollmundig angekündigtem Bürokratieabbau ab 1. Juli 2022 jedes Quartal die Dauerdiagnosen unserer Patienten/innen so z.B. Diabetes, hoher Blutdruck usw. neu eingeben. Diese Krankheiten könnten, je älter die Patienten werden, offensichtlich nach Meinung mancher Bürokraten plötzlich verschwinden. Das hat zur Folge, dass sich ab diesem Sommer jede einzelne Rezeptabholung um ca. 5 Minuten verzögern, zur Belastung unserer MFA’s führen und zur Geduldsprobe der Patienten wird.

Aber Schlange stehen sind wir doch dank Corona schon gewohnt, jetzt dann eben für unsinnige Bürokratie. Hinzu kommt, dass wenn eine Diagnose vergessen wird, es zu einem Strafregress an uns (privat zu bezahlende Geldrückforderung)  durch die Krankenkassen kommen kann, da wir ja dann ein Medikament verordnet haben, das der Patient laut fehlender Diagnose gar nicht benötigt. Die Kassen haben ein sogenanntes „gematchtes PC“-System, so dass sie jedes Rezept mit der dazugehörigen Diagnose abgleichen und uns so bestens kontrollieren können. Uns Niedergelassenen steht natürlich ein so gutes und teures System nicht zur Verfügung.

Außer der Impfpflicht will uns die FDP schon wieder eine neue Pflicht, am besten natürlich kostenlos, aufzwingen, nämlich eine Zwangsberatung für noch nicht gegen Covid Geimpfte. Man muss sich nicht über die Politikverdrossenheit der Bevölkerung wundern, wenn Politiker so weit von jeglicher Praxis entfernt sind, um solche Vorschläge zu machen. Wir alle haben bisher die Nichtgeimpften beraten und wer bisher die Impfung verweigert hat, wird seine Meinung insbesondere  durch eine Zwangsberatung nicht ändern. Dies wird uns allen Zeit und Nerven kosten und ist sinnlose Ressourcenverschwendung.

Ich fordere sie meine Damen und Herren Gesundheitspolitiker auf, in Zeiten in denen Sparsamkeit Pflicht ist, unseren Angestellten wenigstens einen durch den Arbeitgeber zu bezahlenden steuerfreien Coronabonus der mindestens 3000,00 Euro betragen sollte zu genehmigen, besser noch für alle im Gesundheitswesen Tätigen.

Außerdem fordere ich alle niedergelassenen Ärzte insbesondere die Hausärzte auf, sich in Zukunft gemeinsam und gleichzeitig jedes Quartal zwei sprechstundenfreie „Bürokratietage“ solange zu genehmigen bis die Politik endlich echten Bürokratieabbau nachweislich erbracht hat. Denn bis jetzt haben wir nur einen ständigen Zuwachs an Bürokratie verspürt.
Diese aufwendige Bürokratie, die in der Freizeit erledigt werden muss, hält die Ärzt/innen von der Eröffnung einer eigenen Praxis ab und verschlechtert, damit die Versorgung unserer Bevölkerung. Diese Zeit könnte besser für die Patienten verwendet werden. Wenn wir jedes Quartal zwei Tage „Bürokratiestreik“ machen, wird unseren Politikern schnell klar, wie teuer unsinniger Verwaltungsaufwand ist.

Quelle: Ungekürztes und nicht redigiertes Schreiben von Dr. Anton Böhm, Leiter der Hausarztzentren Ingolstadt, an die Redaktion.

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