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Antrag: Reissmüller Ehrenbürgerwürde aberkennen

In einem Antrag fordert die Linke im Ingolstädter Stadtrat die schnelle Aberkennung der Ehrenbürgerwürde von Wilhelm Reissmüller, der von 1949 bis zum 14. November 1993 Herausgeber der örtlichen Lokalzeitung DONAUKURIER war. DIE LINKE möchte nicht auf ein beauftragtes umfangreiches historisches Gutachten warten, das erst in einigen Jahren erwartet wird. Dies sei notwendig für eine weitere Geschichtsaufarbeitung Ingolstadts, jedoch nicht für einen Stadtratsbeschluss, der die Ehrenbürgerwürde aberkennt.

Eva Bulling-Schröter, Kreisvorsitzende der LINKEN, argumentiert, dass inzwischen in einer Buchvorstellung, „Täter, Helfer, Trittbrettfahrer“, die Rolle von Herrn Reissmüller explizit aufgedeckt wurde. Sie verweist darauf, dass in der Veröffentlichung auch der Historiker und langjährige Sprecher der Stadt Ingolstadt, Gerd Treffer, wie folgt zitiert wurde: „Die Ingolstädter Nationalsozialisten gefielen sich in der Rolle der Judenhasser und zelebrierten in ihrer angsteinflößenden Mittelmäßigkeit jede Facette der Erniedrigung und Einschüchterung bis hin zur Existenzvernichtung der jüdischen Bürgerinnen und Bürger ihrer Stadt. Der Donaubote war ihr Prophet.“

Die ehemalige Bundestagsabgeordnete und frühere Stadträtin verweist in einer Pressemitteilung auf eine weitere Aussage bei der Buchvorstellung in Ingolstadt: „Verlagsdirektor des Donauboten war seit 1936 Wilhelm Reissmüller, ein früheres Mitglied der SA, der Reiter-SS und des NS-Studentenbundes. Die behauptete Mitgliedschaft in der Widerstandsgruppe um den Hitler-Attentäter Claus Graf von Stauffenberg konnte in keinerlei Recherchen bestätigt werden.“

LINKEN-Stadtrat Roland Meier betont, dass es gerade in der heutigen Zeit notwendig sei, Klarheit über die Vergangenheit und die lokalen Akteure zu schaffen. „Dies verlangt eine Geschichtsaufarbeitung. Die Studienergebnisse können Versäumtes wiedergutmachen, und eine schnelle Aberkennung ist ein erster Schritt dazu.“ Weiter führt Meier aus: „Wir als Kommune wissen eigentlich längst, dass die Ehrenbürgerschaft Reissmüllers ein Fehler war und hätten dies eigentlich auch schon 1976 wissen müssen! Ich fühle mich nicht wohl dabei, in einer Stadt zu leben, in der führende Nazigrößen Ehrenbürger sind. Als Stadtrat schon gleich gar nicht.“

Quelle: Eva Bulling-Schröter, Kreisvorsitzende der LINKEN.

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