Willkommen in Kleinprovincia, wo fast die gesamte kommunalpolitische Bühne einem Dorfkrimi gleicht. Eine große Partei, nennen wir sie „Die Ewige“, hat ihren Kandidaten für die anstehende Oberbürgermeisterwahl bestimmt. „Die Ewigen“ kürten den Bewerber mit dem Charisma eines Kuschelkissens zum Sieger – den Wohlfühlkandidaten. Der Verlierer? Ein ehemaliger Oberbürgermeister, der in der Nominierungsveranstaltung der „Ewigen“ mit klaren Konzepten, Visionen und – ja – politischer Erfahrung antrat. Ein Mann, dem insbesondere von den Oppositionsparteien in seiner letzten Amtszeit jedoch ein Führungsstil vorgeworfen wurde, der genug Porzellan zerschlagen haben soll, um das örtliche Keramikmuseum für Jahrzehnte zu versorgen.
Man könnte meinen, dass ein Programm, echte Inhalte oder gar eine Vision für die Zukunft der Stadt Kleinprovincia die Mitglieder der „Ewigen“ angetrieben hätten. Doch weit gefehlt. Der Sieg galt allein dem Prinzip: „Bitte nicht der da!“ Es bleibt abzuwarten, ob der Kuschelkandidat die Bürger überzeugen kann.
Die größte Errungenschaft eines bunt zusammengewürfelten Bündnisses aus politischen Rivalen, zu dem auch eine Gruppierung innerhalb der „Ewigen“ gehörte, die ebenfalls alles tat, um einen Wiedereinzug des früheren Oberbürgermeisters ins Rathaus von Kleinprovincia zu verhindern, ist das Bestehen auf Inhaltslosigkeit. Offenbar genügt es, ein gemeinsames Feindbild zu haben – wenn schon keine eigenen Pläne.
Besonders pikant: Der Vorsitzende einer Wählergemeinschaft, die dem sogenannten Wahlbündnis angehört, selbst nicht bekannt für politische Erfolge oder Visionen, schaffte es, nach der Wahl noch einmal auf den Unterlegenen „Der Ewigen“ nachzutreten. Sein Statement? Ein verbaler Knockout, der selbst für das Boxniveau in Kleinprovincia unter die Gürtellinie ging. Vielleicht war das der wahre Grund, warum „Die Ewigen“ lieber den streichelweichen Konsenskandidaten wählte: Hier kann maximal die Langeweile schmerzen.
Doch Vorsicht, liebe Leser! Während die einen sich auf Krawallkurs befinden und die anderen mit dem Wohlfühlkandidaten gegenseitig wärmen, könnte die Stadtpolitik von Kleinprovincia bald so fantasielos und ideenarm werden wie das „Bündnis gegen Inhalte“. Das politische Auffangbecken für Desorientierte würde dies für die sieben kommenden Jahre garantieren. Wollen das die genannten Protagonisten?
Willkommen in Kleinprovincia – wo politisches Drama nie aus der Mode kommt. Und der Gewinner? Nun, das werden die Wahlkabinen entscheiden. Die Ideen haben jedenfalls schon verloren.
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