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Ingolstadt hat sich zu lange auf stabile Einnahmen verlassen. Nun bricht das Fundament weg. Auf der heutigen städtischen Pressekonferenz stellte Oberbürgermeister Michael Kern das Leitbild „Ingolstadt – zukunftsstark 2030“ vor. Es soll den finanziellen Kurs der Stadt in einer Phase neu ordnen, in der frühere Gewissheiten nicht mehr tragen.
Sparen als Machterhalt
Ein zentraler Bestandteil des Leitbilds ist ein umfassender Sparkurs. Verwaltung, Beteiligungen und freiwillige Leistungen stehen auf dem Prüfstand. Die Stadt will selbst festlegen, wo sie kürzt, um nicht später von außen dazu gezwungen zu werden. Der Personalbestand der Verwaltung soll schrittweise sinken, jedoch ausschließlich über natürliche Fluktuation. Kündigungen werden ausgeschlossen. Der Ansatz ist langfristig. Er birgt jedoch die Gefahr, dass Verfahren langsamer werden, wenn Aufgaben bestehen bleiben und Personal gleichzeitig abgebaut wird.
Technologie als Rettungsversuch
Der zweite Schwerpunkt betrifft die Modernisierung der Verwaltung. Ingolstadt setzt auf Digitalisierung, Standardisierung und den Einsatz künstlicher Intelligenz. Genannt werden Pilotbereiche in der Stadtplanung, im Verkehrsmanagement und im Jobcenter. Auch bei der Einführung der Zweitwohnungssteuer sollen automatisierte Verfahren unterstützen. Die Stadt verbindet damit das Ziel, Abläufe zu beschleunigen und Personal zu entlasten. Ob die erwarteten Effekte kurzfristig eintreten, bleibt offen. Kommunale IT-Prozesse gelten als komplex und ressourcenintensiv.
Wachstum ohne Gewissheiten
Der dritte Schwerpunkt richtet sich auf die wirtschaftliche Entwicklung. Bestehende Plattformen wie incampus, brigk und die Hochschulen sollen gestärkt werden. Neue Gewerbeflächen an der Manchinger Straße und am Weiherfeld sollen Unternehmen anziehen. Ergänzend ist ein Gewerbehof mit rund 30 Parzellen geplant. Die Stadt kündigt an, ihre Wirtschaftsförderung stärker an messbaren Ergebnissen auszurichten. Maßnahmen mit geringer Wirkung sollen entfallen, erfolgreiche Programme ausgebaut werden. Wachstum soll dabei nicht nur über Flächen und Ansiedlungen definiert werden, sondern über Wertschöpfung, Innovation und Zukunftsfähigkeit. Ob die strategische Neuausrichtung schnell genug greift, hängt von der Widerstandskraft der regionalen Industrie in den kommenden Jahren ab.
Appell nach oben – Hoffnung nach außen
Der vierte Schwerpunkt betrifft die Finanzierungsstruktur der Kommunen. Ingolstadt fordert Veränderungen auf Bundes- und Landesebene. Verwiesen wird auf das bundesweite Defizit der Städte und Gemeinden. Die Stadt strebt nach höheren Förderquoten, einer stärkeren Beteiligung an der Umsatzsteuer und einer insgesamt verbesserten Finanzausstattung. Besonders stellt Ingolstadt die doppelte Belastung heraus: steigende Sozial- und Infrastrukturkosten einerseits, die Transformation der Autoindustrie andererseits. Ob sich die Forderungen durchsetzen, ist offen.
Strategie mit Restunsicherheit
Das Leitbild „Ingolstadt – zukunftsstark 2030“ hat den Anspruch, Sparen, Modernisierung und wirtschaftliche Stabilisierung miteinander zu verbinden. Der Kurs ist strategisch angelegt, aber anspruchsvoll. Ziel bleibt, die Stadt handlungsfähig und lebenswert zu halten. Der Erfolg hängt davon ab, wie konsequent die Maßnahmen umgesetzt werden und ob äußere Faktoren den Kurs stützen. Sicher ist nur, dass die finanziellen Spielräume kleiner geworden sind und die Stadt unter neuen Bedingungen agieren muss.
Transparenzhinweis: Schriftliche Ausarbeitung zum Leitbild „Ingolstadt – zukunftsstark 2030.
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