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Bus und Tram sind ein No-Go in der Nord-Süd Achse der Innenstadt

Bus und Tram sind ein No-Go in der Nord-Süd Achse der Innenstadt

O-T(h)öne gibt Fraktionen und Gruppierungen im Ingolstädter Stadtrat, sowie ausgewählten Personen des gesellschaftlichen Lebens und aus dem journalistischen Bereich, in der Rubrik "Aus fremder Feder", die Möglichkeit eines Gastkommentars zur Ingolstädter Kommunalpolitik. Das Thema ist durch den Gastkommentator frei wählbar, ebenso die Länge des Textes. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser des Gastkommentars.

Gastkommentar von Hans Stachel, Stadtrat der Fraktion der Freien Wähler

Der öffentliche Personennahverkehr ist schon jetzt eines der wichtigsten Themen der Kommunalpolitik und wird in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen. Es überrascht deshalb nicht, dass die Zahl der Ideen und Vorschläge, wie man den ÖPNV verbessern könnte, enorm zunimmt. Für uns Freie Wähler gilt, dass wir einerseits allen Vorschlägen gegenüber offen sind, dass wir aber andererseits jede Idee kritisch hinterfragen. Denn nicht alles, was auf den ersten Blick sinnvoll erscheint, ist dies in der Praxis auch wirklich.

Es daher nicht erstaunlich, dass in diesem Zusammenhang auch der Ruf nach der guten alten Straßenbahn aufkommt, nicht zuletzt deswegen, da sie in vielen Großstädten ein traditionelles, beliebtes Verkehrsmittel ist. Auch in Ingolstadt liegen entsprechende Vorschläge auf dem Tisch. Regensburg bereitet sich derzeit konkret auf den Bau von Straßenbahnstrecken – voraussichtlich in 15 Jahren - vor. Grund genug, sich zu informieren, wie weit die Pläne in Regensburg schon gediehen sind und wie die Voraussetzungen dort sind.

Ich habe deshalb Ende Juli an einer Informationsfahrt des Stadtrats nach Regensburg teilgenommen. Mein Fazit ist: Die Ausgangslagen für die Einführung einer Straßenbahn sind in Ingolstadt und Regenburg grundverschieden. Regenburg legt bereits seit Jahrzehnten den Bau von Trassen, Brücken und Erschließungsstraßen so an, dass sie „straßenbahntauglich“ sind. Das heißt, die Straßenquerschnitte sind so ausgelegt, dass sie breit genug für Straßenbahngleise sind. In Ingolstadt haben wir solche Straßenquerschnitte dagegen nur auf der Richard-Wagner-Straße, sonst nirgendwo.

Der ÖPNV erreicht in Regenburg ganz andere Dimensionen als in Ingolstadt. 38 Millionen Fahrgäste werden dort jährlich gezählt, rund 100 000 am Tag. Das sind doppelt so viele wie in Ingolstadt. Diese Zahlen sind von Bedeutung. Denn förderfähig ist der Bau von Straßenbahnen nur, wenn ein Gutachten die Rentabilität bescheinigt. Meiner Meinung nach dürfte sich allein damit die Diskussion in Ingolstadt schon vorerst erledigen.

Für mich ist nach dem Besuch in Regensburg klar: Eine Straßenbahn ist für Ingolstadt keine Lösung. Wir haben keine Trassen vorbereitet, die wirklich dafür in Frage kommen, wir erreichen nicht die erforderlichen Fahrgastzahlen und unser ÖPNV stößt noch keineswegs an seine Kapazitätsgrenze.

Ich halte zwei andere Wege für sinnvoller: Auf der einen Seite die vorhandenen Schienenwege besser zu nutzen (Beispiel neuer Bahnhof bei Audi), auf der anderen Seite den Busverkehr so zu optimieren, zum Beispiel durch das System „Bus Rapid Transit“, dass er sich der Qualität von schienengebundenen Nahverkehrssystemen annähert. Neue Linienführungen, Ringlinien und Tangentialen sind auf ihre Wirksamkeit hin zu prüfen und dann ggf. auch umzusetzen – so wir es im gemeinsamen Antrag von FW und CSU vorgeschlagen haben. Es freut mich, daß auch von der SPD durch H. Meier Signale kommen, daß eine Straßenbahn, genau wie eine Busnutzung auf der Nord-Südachse durch unsere Innenstadt keine Zukunft hat. Das ist und bleibt für die FW ein No-Go!

Außerdem sollte uns die weitsichtige Planung und Freihaltung von Verkehrstrassen – egal für welches Verkehrsmittel – ein Fingerzeig aus Regensburg sein. Das Zubauen von langjährig freigehaltenen Trassen ist und bleibt eine städtebauliche Sünde. Bei neuen Planungen sind unbedingt geeignete, großzügige Trassen freizuhalten – ein gutes Beispiel bei uns ist die Busspur in der Adam Smith Str. – Diese Trasse kann auch in Zukunft andere verkehrlichen Nutzungen ermöglichen, egal ob Bus, Bahn oder neue intelligente ÖPNV Angebote. Wichtig wäre, daß diese Trasse nicht am Klinikum endet, sondern die anstehenden Bebauungen im Westen (südlich und westlich des Klinikums) eine Trassenweiterentwicklung in den Westen ermöglicht.

Für das Geld, das wir in den Aufbau eines Straßenbahnnetzes und zusätzlich wie Regensburg dreistellige Millionenbeträge in die erforderliche Infrastruktur, ergänzend zum Busverkehr investieren müssten, können wir in Ingolstadt den öffentlichen Busverkehr auf Jahrzehnte optimal gestalten. Großzügige Planung und Trassenfreihaltung sollte trotzdem weitsichtig betrieben werden.

Abschließend halte ich fest: Es wäre sicher öfter hilfreich, über den Tellerrand hinaus zu schauen, gemeinsam andere Großstädte zu besuchen, sich auszutauschen und von gemachten Erfahrungen zu profitieren – statt endlos im Kreis zu diskutieren. Das gilt nicht nur beim ÖPNV.

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