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Corona, Corona, nichts als Corona…

Corona, Corona, nichts als Corona…

O-T(h)öne gibt Fraktionen und Gruppierungen im Ingolstädter Stadtrat, sowie ausgewählten Personen des gesellschaftlichen Lebens und aus dem journalistischen Bereich, in der Rubrik "Aus fremder Feder", die Möglichkeit eines Gastkommentars zur Ingolstädter Kommunalpolitik. Das Thema ist durch den Gastkommentator frei wählbar, ebenso die Länge des Textes. Die Veröffentlichung erfolgt nicht redigiert und ungekürzt. Die Verantwortung für den Inhalt trägt allein der Verfasser des Gastkommentars.

Gastkommentar von Alfred Grob

Vorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion

Ob im Bund oder im Land, natürlich auch in unserer Stadt ist es allerorten spürbar: Das Coronavirus hat die Politik und auch die Bürgerinnen und Bürger fest im Griff! Seit heute gelten die neuen Regeln für den "Lockdown Light" – zunächst bis Ende November.

Was Anfang vergangener Woche kaum ein Politikinteressierter für möglich hielt, hat Corona, oder wohl richtiger die gemeinsame Aufgabe zur Bekämpfung des Virus und die Angst vor seiner exponentiell-pandemischen Ausbreitung geschafft: Die Bundeskanzlerin und alle Regierungschefs der Länder verständigten sich auf bundeseinheitliche Regelungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie – einhellig! Ob Schwarz, ob Rot, ob Grün – selbst Länder, in denen die FDP als Koalitionspartner in der Regierungsverantwortung steht, stimmten dem Paket zu!

Eine gemeinsame Erklärung der Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaften, der Präsidenten der Fraunhofer-, Helmholz-, Leibniz- und der Max-Plank- Institute und der Leopoldina wurde parallel dazu mit dem Titel "Es ist ernst…" veröffentlicht. Und wie ernst, zeigt ein Blick in die Studie. Alle Statistikkurven zeigen senkrecht nach oben: Die Zahl der täglich gemeldeten COVID-19-Fälle, erwartete Sterbezahlen, Entwicklung der täglichen Neuinfektionen steigen exponentiell; das Schlimme daran ist, dass sich diese Kurven mathematisch sehr korrekt berechnen lassen – und in kürzester Zeit Wirklichkeit werden, sofern keine entscheidenden Verhaltensänderungen greifen.

Auch Ingolstadt befindet sich seit einer Woche im Bereich dunkelrot, der alarmierendsten Warnstufe mit einer 7-Tages-Inzidenz von 149,21 – Stand heute. 30 Erkrankte sind in stationärer Behandlung im Klinikum, drei werden auf der Intensivstation beatmet. Auch die Krankheitsverläufe werden deutlich schwerer.

Die Kontaktnachverfolgung von Infizierten ist bundesweit nur mehr in 20 % der Fälle nachvollziehbar, was den Schutz bereits unerkannt Infizierter und die Verhinderung weiterer Ansteckungen äußerst erschwert und vielfach unmöglich macht.

Es ist also Zeit zu handeln – jetzt, schnell, nachhaltig, einheitlich und konsequent, wie es die gerade genannten Forschungsinstitute unisono fordern – um "gerade noch" das Allerschlimmste zu verhindern: Es gilt, die Infektionsdynamik zu unterbrechen, jetzt! Ein Blick in Richtung Frankreich, Belgien oder Tschechien öffnet selbst Pandemieleugnern die Augen. Der "Lockdown-Light" setzt auf das Prinzip der Kontaktbeschränkungen im Feizeitbereich, Kitas und Schulen, Universitäten und Hochschulen, Produktion und Handel sollten so lange wie möglich geöffnet bleiben.

Besonders hart trifft es sicherlich Gastronomie, Hoteliers, Schausteller, Künstler, Inhaber von Kinos oder Fitnessstudios, die Liste der besonders Betroffenen ist sicher nicht vollständig, ich bitte hier um Nachsicht! Es bedrückt mich auch, dass strikte Hygienekonzepte umgesetzt wurden – und nun trotzdem die temporäre Schließeng kommt.  Ich hoffe sehr, dass hier die in Aussicht gestellten Hilfen schnell und unbürokratisch greifen.

Das Prinzip der Kontaktbeschränkungen im Freizeitbereich ist je doch ganz sicher der richtige Weg, auch wenn viele ins Feld führen mögen, bei Ihnen hätte sich aufgrund guter Hygienekonzepte keiner angesteckt – eine These, die leider niemand mehr beweisen kann, weder in die eine noch in die andere Richtung.

Es ist nun von ganz entscheidender Bedeutung, dass wir uns alle an diese Kontaktbeschränkungen halten – in der Öffentlichkeit und im privaten Bereich. Ich kann hier nur an Verantwortungsgefühl, Einsicht und Vernunft appellieren. Natürlich gelten die bekannten AHA+L+A – Regeln weiter: Abstands, -Hygiene- und Alltagsmasken, Lüften, Corona-Warn-App. Und auch wichtig: Testen, Testen, Testen, um schnellstmöglich eine eigene Infektion zu erkennen. Die Test-Infrastruktur muss gehalten, ggf. ausgebaut werden.
Was mir aber besonders am Herzen liegt, ist die Fortsetzung eines geregelten Schul- und Kita-Betriebes: Der Einsatz der zusätzlichen Verstärkerbusse zur Schülerbeförderung, wie sie die CSU-Stadtratsfraktion mehrfach angestoßen hat, wird nun realisiert. Der Freistaat fördert diese Maßnahmen aus dem Corona-Hilfsfond.

Weit mehr Sorgen bereiten mir die begrenzten Möglichkeiten, die Klassenzimmer in Schulen oder Räume der Kitas regelmäßig und intensiv zu lüften. Bei empfindlich kalten Temperaturen im Herbst und Winter dürfte das probate Hausmittel Stoßlüften allein nicht ausreichen; Frieren, erhebliche Unterrichtseinschränkungen und Erkältungskrankheiten sind die Folge. Die Anschaffung von Luftreinigungsgeräten in den Klassenzimmern, gerade in der Grundschule, sollte weiter im Auge behalten werden, wie die CSU-Stadtratsfraktion bereits vor drei Wochen beantragt hatte.

Derzeit wird in diese Richtung intensiv geforscht und experimentiert. So haben Atmosphärenforscher der Goethe-Universität Frankfurt herausgefunden, dass Luftreiniger mit besonderen Filtern (HEPA 13) die Aerosolkonzentration in einem Klassenzimmer in einer halben Stunde um 90 % senken. Eine Vielzahl weiterer ähnlicher Studien laufen derzeit. Einige Kommunen, wie z.B. der Landkreis München haben bereits umfangreich Luftreinigungsgeräte für ihre Schulen beschafft. Die (technische) Entwicklung sollte hier unbedingt beobachtet, wissenschaftlich-technische Beratung angefragt und rechtzeitig reagiert werden. Verwaltungstechnische Hürden wie Ausschreibungen oder nur teilweise Bezuschussungen sehe ich hier eher nachrangig.

Lüfter werden aber das Tragen der Masken nicht ersetzen. Das SARS-CoV-2 Virus kann natürlich ebenso über Tröpfcheninfektion übertragen werden (Husten, Niesen, feuchte Aussprache…), hier hilft nur Maske auf, Abstand halten, Händewaschen.

Zum Schluss gilt mein Dank allen, die sich intensiv für die Eingrenzung und Bewältigung der Pandemie einsetzen: Ärzten und Pflegepersonal in den Kliniken, den Bediensteten und allen Unterstützungskräften des Gesundheitsamtes, den Lehrerinnen und Lehrern, unseren Erzieherinnen und Erziehern in Kitas und Kindergärten, der Stadtverwaltung, den Polizeibeamten/innen für ihre regelmäßigen Kontrollen sowie allen, die mit Gelassenheit und Vernunft darauf achten, die geforderten Einschränkungen zu beachten- im privaten wie  im öffentlichen Bereich. Es geht um Leben und Gesundheit, um gelebte  Solidarität in unserer Stadt, eine Solidarität, bei der die Jungen und Gesunden ganz besonders auf Ältere, Kranke und Gefährdete achten.

Der „Lockdown-Light“ ist auch eine Chance, wir sollten sie nutzen!

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