Der „Brückenkandidat“ und das „Schreckgespenst“ CSU

Christian De Lapuente hat jüngst bereits, wie berichtet, in einem Brief an Parteimitglieder des links-grünen Bündnisses zur Oberbürgermeisterwahl aus SPD, Grünen, Linken, ÖDP und UWG die CSU nicht nur als politischen Gegner dargestellt, sondern als unmittelbare Gefahr für Ingolstadt. Seiner Argumentation zufolge drohe der Stadt unter einer CSU-Führung nicht etwa Fortschritt, sondern vielmehr politischer Stillstand.

Bislang präsentierte sich De Lapuente (SPD) als ausgleichende Kraft im Stadtrat, als selbst ernannter „Brückenkandidat“ im OB-Wahlkampf. Doch dieser Brief markierte eine klare Wende: Statt auf Dialog setzt der hauptberufliche Gewerkschafter in der Stichwahl nun auf Polarisierung.

Wer erwartet, dass diese Polarisierung durch Inhalte und Zukunftsvisionen für Ingolstadt geprägt ist, wird jedoch enttäuscht. De Lapuente arbeitet sich in einer aktuellen Wahlwerbung zur Stichwahl an der Vergangenheit ab, ohne dabei aufzuzeigen, welche Rolle das Bündnis, für das er zur OB-Wahl antritt, in dieser Zeit spielte. Es bleibt offen, wie die Mitglieder des Bündnisses in den jeweiligen Gremien zu den Punkten abstimmten, die der Sozialdemokrat nun kritisiert, oder welche Anträge sie stellten, um die vermeintlichen Mängel zu beheben.

Die verteilte polarisierende Wahlwerbung widmet eine komplette Seite der CSU. Diese ist teilweise in typischem CSU-Blau gehalten, der CSU-Schriftzug ähnelt dem Original stark, sodass eine Verwechslung nicht ausgeschlossen werden kann. Darauf prangt der Slogan: „Darum wurde die CSU 2020 abgewählt“. Anschließend listet der „Brückenbauer“ aus seiner Sicht die Versäumnisse der örtlichen CSU auf: „Schulen wurden vernachlässigt: Dringende Sanierungen verschoben, marode Gebäude hinterlassen. Keine weiteren Altlasten! Viel Geld floss in die Congress-Tiefgarage und andere Leuchtturmprojekte. Kein Geld für Bezirkssportanlagen oder Schulschwimmbäder. Unser Stadttheater verkommt zur Baustelle. Zwanzig Jahre wurde nichts gemacht; jetzt ist der Spielbetrieb in Gefahr. Die Stadt wurde nach Gutdünken regiert, mit einer Hinterzimmerpolitik. Andere Ideen, andere Parteien wurden nicht gehört“, so der SPD-Vorsitzende.

In der örtlichen CSU sorgt De Lapuentes veränderte Wahlkampftaktik für Erstaunen und Verwunderung. Besonders irritiert zeigt man sich darüber, dass der „Brückenkandidat“ bislang betonte, mit Argumenten punkten und im Falle seiner Wahl zum Stadtoberhaupt auch mit der CSU zusammenarbeiten zu wollen. Offiziell kommentiert die CSU den politischen Frontalangriff nicht. Man wolle sich auf Inhalte und Sachthemen konzentrieren, heißt es. OB-Kandidat Kern verfolge einen anderen politischen Stil und wolle sich daher nicht auf diese Angriffe einlassen. Die Wähler würden selbst erkennen, was der SPD-Vorsitzende mit dieser Strategie bezwecke. Ein altgedienter CSU-Politiker bemerkte trocken: „Nichts gesagt, ist beachtet genug.“

Quelle: Eigene Berichterstattung

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