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Die Junge Union-Liste zur Stadtratswahl dient zum Machterhalt der Ingolstädter CSU

Die Junge Union-Liste zur Stadtratswahl dient zum Machterhalt der Ingolstädter CSU

Ein politischer Kommentar von Thomas Thöne

Groß war das Erstaunen an diesem Wochenende in der Ingolstädter Kommunalpolitik, als durch die Berichterstattung des DONAUKURIER bekannt wurde, dass die Nachwuchsorganisation der Ingolstädter CSU, die Junge Union (JU), mit einer eigenen Stadtratsliste im kommenden Jahr zur Kommunalwahl antritt.

Für kundige Beobachter der Szene, mit Zugang in CSU-Kreise, war diese Nachricht offensichtlich keine Überraschung, da das Thema angeblich die letzten Monate in der CSU zirkulierte und somit auch Lösel, Wittmann und Süßbauer bekannt gewesen sein dürfte, wenn die JU-Liste nicht sogar von ihnen mitinitiiert war. Verwunderlich wäre dies nicht.

 1978 gab es schon einmal eine CSU-nahe Liste in Ingolstadt

Bereits zur Kommunalwahl 1978 gab es eine CSU-nahe Liste zur Kommunalwahl. Diese war damals unter Federführung von Hermann Regensburger zustande gekommen, wie BLICKPUNKT in seiner Ausgabe vom 14./15.03.2014 berichtete. Die Tarnliste trug den Namen „Freie Ingolstädter Wählergemeinschaft“ (FIW).

Wäre die neue JU-Liste in Ingolstadt nicht mit dem Segen der CSU-Oberen entstanden, würde es wohl Reaktionen geben, wie im Juni 1988 in München, als die dortige JU ankündigte, mit einer eigenen Liste zur Stadtratswahl anzutreten. Franz Josef Strauß höchstselbst ließ damals im CSU-Landesvorstand die JU-Listen verbieten. Es wurde auch mit Parteiausschlussverfahren gedroht. Die JU hatte die Taktik der eigenen Listen zu dieser Zeit schon in über 100 bayrischen Gemeinden und Landkreisen ausprobiert. Meist mit Erfolg.

 

 Lösels und Wittmanns Sorgen um den Machterhalt

Das Entstehen der JU-Liste in Ingolstadt zeigt, wie groß die Sorge und Angst von Lösel, Wittmann und Co ist, dass die eigene CSU-Liste nicht mehr genug Zugkraft besitzt, um den Machterhalt zu sichern. Diesen versucht man nun über die JU-Liste zu garantieren. Wir dürfen gespannt darauf sein, wie die Wählerschaft in Ingolstadt auf dieses durchsichtige wahltaktische Manöver reagiert.

 Verzicht auf eigenen OB-Kandidaten soll Lösel schonen

Warum die Ingolstädter JU-Liste nicht mit eigenem OB-Kandidaten antritt, liegt auf der Hand: Es soll die Wiederwahl von Christian Lösel zum Oberbürgermeister nicht gefährdet werden. Da gerade OB-Kandidatinnen und -Kandidaten Stimmen auf Listen ziehen, diese sich medienöffentlich äußern können und auf Podiumsdiskussionen eingeladen werden, wäre ein Verzicht auf eine eigene OB-Kandidatur politisch geradezu töricht, würde es sich denn wirklich bei der JU-Liste um eine konkurrierende Stadtratsliste zur CSU handeln.

 Parteiaustritt wäre ein logischer und konsequenter Schritt

Wären die Mitglieder der neuen JU-Liste tatsächlich mit der vor Ort betriebenen CSU-Politik unzufrieden, wäre es nur konsequent hier innerparteilich entgegenzuwirken. Beim Scheitern dieses Versuches, wäre der Austritt aus der CSU der logische und konsequente Schritt. Da dies alles nicht erfolgt, liegt auf der Hand, dass die JU-Liste eine zweite CSU-Liste ist. Tarnliste kann man dazu nun wirklich nicht sagen, weil offensichtlich ist, was hier bezweckt wird: Die Stärkung der CSU bei der Kommunalwahl am 15. März 2020.

 DONAUKURIER - quo vadis?

Warum der Lokalchef des DONAUKURIER in der Wochenendausgabe lediglich ein Redaktionsgespräch mit den Vertreterinnen und Vertretern der JU-Liste führte und nicht im Sinne eines hintergrunderhellenden Journalismus auch Lösel, Wittmann, Süßbauer und die Vertreter anderer Ingolstädter politischer Parteien und Gruppierungen um eine Einschätzung zur neuen JU-Liste gebeten hat, bleibt dessen Geheimnis. Verwunderung hat dies im politischen Ingolstadt allemal ausgelöst. Ein Kommentar im Ingolstädter Leitmedium wäre die JU-Liste allemal wert gewesen.

 

 

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