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Die „Bürgermeisterei“ - Die künstliche Verarmung der Sprache

 Die „Bürgermeisterei“ - Die künstliche Verarmung der Sprache

O-T(h)öne gibt Fraktionen und Gruppierungen im Ingolstädter Stadtrat, sowie ausgewählten Personen des gesellschaftlichen Lebens und aus dem journalistischen Bereich, in der Rubrik "Aus fremder Feder", die Möglichkeit eines Gastkommentars zur Ingolstädter Kommunalpolitik. Das Thema ist durch den Gastkommentator frei wählbar, ebenso die Länge des Textes. Die Veröffentlichung erfolgt nicht redigiert und ungekürzt. Die Verantwortung für den Inhalt trägt allein der Verfasser des Gastkommentars.

Gastkommentar von Paul Schönhuber

Hurra – ein neuer Begriff macht Karriere. Danach scheint man zu hungern. Während man viele bewährte Wörter zugunsten von Novitäten vernachlässigt. Die Franzosen haben ihre Mairie und ihr Hôtel de Ville. Die Deutschen ihre „Bürgermeisterei“ und ihr Rathaus. Beides dient der Unterscheidung von Provinz und Stadt.

Brauchen wir in Ingolstadt weitere Merkmale des Provinzialismus? Bayern hat durch den Erwerb der Pfalz 1815 die Institution der Bürgermeistereien (bisher Mairien) übernommen. Dort hatte sie sich so bewährt, dass man sie 1869 auch im rechtsrheinischen Bayern einführte, wo sie allerdings zum Scheitern verurteilt war. Das scheint eine Bürgermeister-Ei-in bei uns nicht so rechtauf die Reihe zu bringen.

Ich will keine Namen nennen, denn die grünen Damen sind bei uns sehr empfindlich. Im Nehmen. Wohlgemerkt. Aber nun ist die „Bürgermeisterei“ schon mal in der Welt. So etwas ist schwer wieder einzufangen. Siehe „Herausforderung“. Ganz allgemein seltsam, wie Begriffe festgezurrt werden, nur um sich nicht um sinnverwandte Wörter bemühen zu müssen. Tut ja so weh. So wird eine künstliche Verarmung der Sprache betrieben. Dem Semi-Analphabetismus nicht fern.

Im Stadtgeflüster "Alles andere als klein-kariert" muß auch der DK beim Hochjubeln der „Bürgermeisterei“ dabei sein. Ist die „Bürgermeisterei“ eine kleine „Herausforderung“ oder einfach nur peinlich? Kleine Probleme sollte man natürlich nicht größer machen. Es gibt genügend nicht so kleine. Kleine Unstimmigkeiten, wie der Ämterhandel im Rathaus, also mal beiseite. Nur ist es subjektiv, was kleine sind. Für Lebenskünstler ist alles eine Kleine-keit. Aber diese Gnade wird nicht jedem Kleine-n zuteil.

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