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Die Universitätsbibliothek der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt hat Archivbestände der nationalsozialistischen Lokalzeitung „Donaubote“ übernommen. Die Zeitung wurde 1927 in Ingolstadt gegründet und gilt als wohl erste NS-Tageszeitung. Sie war ab der Gleichschaltung die einzige Tageszeitung in der Region Ingolstadt und wurde im April 1945 eingestellt. Die Bestände wurden dem Universitätsarchiv als Schenkung vom „Donaukurier“ überlassen und durch Dubletten sowie Mikrofilme der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Ingolstadt ergänzt.
Den Anstoß zur Archivübernahme gab der Journalistik-Student Dominik Zarychta. Während seiner Bachelorarbeit über den „Donaukurier“ von 1945 bis 1949 nahm er Kontakt zum stellvertretenden Chefredakteur der Zeitung, Christian Fahn, auf. Dieser ermöglichte nicht nur Einsicht ins Archiv, sondern verwies darauf, dass für die Bestände vor 1945 ein Übergabeort gesucht werde. Mit Unterstützung seiner Professorin Friederike Herrmann initiierte Zarychta daraufhin die Übergabe an die Universitätsbibliothek. Im Sommer 2024 wurde der Vorgang konkretisiert.
Im September 2024 erhielt die KU die Archivmaterialien zunächst unter Quarantänebedingungen. Die Bibliothek ergänzte den Bestand durch fehlende Jahrgänge aus der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Ingolstadt. Die Jahrgänge 1927 bis 1945 sind nun vollständig auf Mikrofilm verfügbar, unter den Druckausgaben fehlen lediglich 1931 und 1945. Die Bibliothek zeigt sich an weiteren Schenkungen interessiert.
Der Zugang zu derartigen ideologisch geprägten Medien ist eingeschränkt und erfordert einen wissenschaftlichen oder pädagogischen Nachweis. Zarychta plant, die Jahrgänge 1927 bis 1930 im Rahmen seiner Masterarbeit zu analysieren. Er will untersuchen, wie die Berichterstattung vor der Gleichschaltung funktionierte und zieht dafür auch die „Ingolstädter Zeitung“ als Vergleich heran, die 1935 vom „Donauboten“ übernommen wurde.
Wilhelm Reissmüller war ab 1937 Verlagsleiter des „Donauboten“, heiratete im selben Jahr Elin Liebl, die Tochter des Gründers Ludwig Liebl, und wurde 1949 Herausgeber des „Donaukuriers“. Bis zu seinem Tod 1993 behielt er diese Position. Die Zeitung blieb bis 2016 im Besitz der Familie und wurde 2017 an die Mediengruppe Bayern verkauft. Reissmüller bestritt zeitlebens eine NS-Vergangenheit. Der Journalist Thomas Schuler legte 2024 Belege für eine enge Verstrickung Reissmüllers in das NS-System vor. Der Ingolstädter Stadtrat hat das Institut für Zeitgeschichte mit einem Gutachten beauftragt, das 2028 vorliegen soll.
Für Zarychta ist der Fall Reissmüller ein zentrales Beispiel für die Notwendigkeit historischer Forschung. Er sieht die Aufarbeitung an vielen Stellen erst im Entstehen. Auch Gernot Lorenz von der Universitätsbibliothek betont die Bedeutung historischer Analysen zur Einordnung aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen.
Quelle: Die Berichterstattung erfolgt unter Verwendung einer Pressemitteilung der KU Eichstätt..
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