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Ein Nachruf auf Ulrike Hodek

Ein Nachruf auf Ulrike Hodek

(ot) Heute fand die Trauerfeier für die ehemalige Ingolstädter Stadträtin Ulrike Hodek statt, die am 15. Juli im Alter von 76 Jahren starb.

Ein Nachruf
von Jürgen Siebicke


Abschied von einer Pionierin

Ulrike war begeistert von der Idee kurz vor Weihnachten an einen Infostand in der Fußgängerzone, rot gefärbte Eier zu verteilen, mit einem Aufkleber daran, auf dem stand: „einfach der Zeit voraus“.

Diese Aussage „einfach der Zeit voraus“ zog sich wie ein unbewusster Leitsatz durch das Leben von Ulrike Hodek. Unbewusst – denn Ulrike war einfach ihrer Zeit voraus. So war sie einfach. Sie setzte Maßstäbe.

Ihr politischer Weg begann in der Gewerkschaft und in der SPD. Gerechtigkeit und den Schwachen eine Stimme geben, das waren ihre Grundsätze, die ihr gesamtes politisches Leben prägen sollten. Und ihr Leben war politisch. Sie sagte einmal zu mir: „Es gibt kein Leben ohne Politik, denn die Politik bestimmt dein Leben. Wenn du dich da nicht einmischst, bestimmen andere dein Leben.“ Und sie mischte sich ein. Sie mischte mit. Immer in der ruhigen, feinen, fröhlichen, aber ganz bestimmten Art, die so typisch war für Ulrike.

Dass in einer modernen Gesellschaft die Hälfte der Bevölkerung nicht das gleiche politische Gewicht haben soll, nur weil sie weiblich ist, war für Ulrike nicht hinnehmbar. Ulrike Hodek setzte sich bereits für Gleichberechtigung und Geschlechtergerechtigkeit ein, als im öffentlichen Fernsehen sogar noch vor autofahrenden Frauen gewarnt wurde.

Geschlechtergerechtigkeit war für Ulrike ein politisches Programm, noch bevor dieses Wort erst viel später ins politische Wörterbuch aufgenommen wurde, und somit ins öffentliche Bewusstsein trat.

Ein weiteres großes Betätigungsfeld war für Ulrike die Ökologie. Sie begann dieses Themenfeld zu beackern, in einer Zeit, in der die Bezeichnung „Öko“ mit dem Schimpfwort „Spinner“ gleichgesetzt wurde. Bestenfalls belächelt wurde Ulrike, als sie mit einer Handvoll Mitstreiterinnen und Mitstreitern im alten Schlachthof das „Fuzi“ gründete. Das Ziel des Fördervereins Umweltzentrum Ingolstadt war, Ökologie und Umweltschutz ins öffentliche Bewusstsein zu rücken; der Umwelt eine Lobby zu geben. Themen wie alternative Verkehrskonzepte und ökologisches Bauen fanden dort ihren Ursprung. Wenn heute in unserer Stadt über all diese Themen ernsthaft gesprochen und auch mittlerweile entsprechend gehandelt wird, verdanken wir das auch der Pionierarbeit einer Ulrike Hodek.

Ökologie und soziale Gerechtigkeit mussten zusammengebracht werden. Für Ulrike war maßgeblich, dass sich auch Normalverdiener Ökologie und Umweltschutz leisten können müssen. Auch Ärmere sollen gesund essen und leben. Und genau aus diesem Grund trat Ulrike in die neu gegründete Partei „DIE LINKE“ ein und kandidierte erfolgreich für den Ingolstädter Stadtrat, dem sie dann zwei Wahlperioden, also 12 Jahre, angehören sollte. Ihre Stadtratsarbeit war dann auch geprägt von ihren drei Themenfeldern: Geschlechtergerechtigkeit, Ökologie und soziale Gerechtigkeit. Und weil es ihr um ihre Themen und vor allem um Inhalte ging, die sie immer ganz bestimmt ins Licht der Öffentlichkeit rückte, war es für Ulrike politisch auch kein unüberwindbarer großer Schritt, von der Partei „DIE LINKE“ zur BGI zu wechseln. Die Farben änderten sich, aber die Politik blieb gleich. Ulrike blieb gleich.

Auch wenn der „Parteiwechsel“ kein großer politischer Schritt war: Der persönliche Schritt war sehr groß. Ulrike hat nicht einfach nur eine Partei verlassen. Sie hat eine Wertegemeinschaft verlassen, ihre politische Heimat, ihre politische Familie. Sie hat dadurch langjährige Freunde verloren. Es war ein großer und schmerzhaften Schritt, der bis zum Ende weh tat. Und dennoch war es für Ulrike der richtige Schritt, um ihren Themen noch mehr Gehör zu verschaffen, sie in der Mitte der Stadtgesellschaft zu platzieren.

Wir nehmen Abschied von einer Pionierin, der diese Stadt viel zu verdanken hat. Sie hat vor Jahrzehnten Themen ins Bewusstsein gerückt, die heute brandaktuell sind. Ulrike Hodek wird durch ihre Themen immer Teil des politischen Bewusstseins dieser Stadtgesellschaft sein. Somit wird sie uns allen noch lange erhalten bleiben. Ulrike Hodek war und ist unserer Zeit voraus!

Foto: Facebook-Screenshot

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