Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat in ihrem aktuellen Innovationsbarometer den Umgang von Unternehmen mit der Fachkräftesicherung im Dienstleistungsbereich untersucht und dazu 579 Betriebs-, Personal- und Aufsichtsratsmitglieder befragt. „Die Probleme sind enorm, denn die Angehörigen des zahlenstärksten Babyboomer-Jahrgangs 1964 werden in diesem Jahr sechzig Jahre alt. Die Demografie bedingten Abgänge aus dem Arbeitsmarkt werden Ende der 2020er-Jahre ihren Höhepunkt erreichen. Personalengpässe machen sich dadurch noch sehr viel deutlicher in den Unternehmen und Verwaltungen bemerkbar als bislang, und zwar auf allen Qualifikationsstufen: bei Angelernten, dual Ausgebildeten und Expert:innen mit Hochschulbildung“, betont Bundesvorstandsmitglied Rebecca Liebig, zuständig für den Bereich Innovation und Gute Arbeit bei ver.di.
Fachkräftesicherung ist in allen Branchen ein Thema, aber unterschiedlich ausgeprägt: Die Ver- und Entsorgungsbranche, der Finanzdienstleistungssektor und die öffentliche Verwaltung haben besonders dringenden Fachkräftebedarf bei Hochqualifizierten. Durchweg werden Fachkräfte mit einer dualen Berufsausbildung gesucht, am stärksten im Gesundheits- und Sozialwesen und in der öffentlichen Verwaltung. Arbeitskräfte für angelernte Tätigkeiten werden besonders in Verkehrs- und Logistikunternehmen gesucht. Besonders auffällig sind die negativen Auswirkungen im Gesundheits- und Sozialwesen: 81 Prozent der befragten Interessenvertreter:innen geben an, dass die Qualität der Leistungen unter dem Personalmangel leidet, und 59 Prozent, dass das Angebot verringert wird.
„Es ist kein Zufall, dass die Liste der Engpass-Berufe von systemrelevanten und zukunftssichernden Tätigkeiten angeführt wird. Am deutlichsten wird dies im Gesundheits- und Erziehungsbereich, wo Qualitätseinbußen immer auch Gefährdungen der Gesundheit, Bildungsrückstände und soziale Benachteiligung erzeugen. Schlechte Arbeitsbedingungen verschärfen den Fachkräftemangel – sie sind eine der wichtigsten Ursachen für die überdurchschnittlich hohe Teilzeitquote in diesem Bereich“, kritisiert Liebig.
Um Personal zu gewinnen und zu halten, wird nach Einschätzung der Befragten viel zu wenig innerhalb der Betriebe unternommen – und oft nicht das Richtige. Von den Interessenvertreter:innen für notwendig gehaltene Maßnahmen sind: die Förderung gesunder und nachhaltiger Arbeit (91 Prozent), eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familienarbeit (90 Prozent) und mehr Angebote zur Weiterbildung (85 Prozent). Aktuell stimmen nur 26 Prozent der Befragten vollständig oder eher der Aussage zu, dass ihr Unternehmen eine vorausschauende Personal- und Qualifizierungspolitik verfolgt, um dem Arbeitskräftemangel bestmöglich zu begegnen.
Quelle: Pressemitteilung der Gewerkschaft ver.di, Bundesverband.
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