Anzeige

Erhebliche Defizite bei der Nachhaltigkeit

Eine Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) bescheinigt Deutschland zwischen 2020 und 2024 erhebliche Defizite bei wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit. Von 15 untersuchten Indikatoren erreichten die meisten ihr Soll nicht, berichten die Autoren Fabian Lindner und Anita Tiefensee.

Wirtschaft stagniert

Das Bruttoinlandsprodukt lag 2024 lediglich 0,3 Prozent über dem Vorkrisenjahr 2019; pro Kopf sank es wegen des Bevölkerungswachstums um 1,6 Prozent. Hohe Energiepreise, steigende Zinsen, die nach dem Verfassungsgerichtsurteil restriktivere Finanzpolitik und geringere Ausfuhren nach China belasteten die Konjunktur. Die Inflation fiel auf 2,5 Prozent, blieb damit über dem Ziel der Europäischen Zentralbank, der reale Konsum pro Kopf lag 1,3 Prozent unter 2019.
Arbeitsmarkt robust, außenwirtschaftliches Ungleichgewicht bleibt

Die Beschäftigungsquote erreichte mit 81,1 Prozent ein Rekordniveau – begünstigt von Kurzarbeit in den Krisenjahren. Der Leistungsbilanzüberschuss betrug 5,8 Prozent des BIP und nähert sich weiter dem zulässigen Grenzwert.

Staatsfinanzen stabil, Investitionen minimal

Das strukturelle Defizit lag 2024 bei 1,4 Prozent des BIP, die Schuldenquote bei 63 Prozent. Kritisch sehen die Forschenden die staatliche Nettoinvestitionsquote von 0,1 Prozent. Das Sondervermögen für Infrastruktur und die Reform der Schuldenbremse könnten hier eine Wende einleiten.
Soziale Ziele klar verfehlt

Der Anteil Armutsgefährdeter betrug 16,6 Prozent und übertraf den Zielwert um drei Punkte. Das Einkommen des oberen Fünftels war 4,6-mal so hoch wie das des unteren; beim Vermögen hielt das oberste Zehntel 61 Prozent, die untere Hälfte 2,3 Prozent. 13,1 Prozent der 18- bis 24-Jährigen besaßen weder Abschluss noch Ausbildung. Der Gender Pay Gap verringerte sich leicht auf 16 Prozent.

Klimabilanz nur scheinbar positiv

Die Treibhausgasemissionen lagen 2024 um 47,6 Prozent unter 1990 und 3 Prozent unter 2023, vor allem wegen Produktionsrückgängen in energieintensiven Branchen. Der Primärenergieverbrauch sank seit 2019 um 17,8 Prozent; der Anteil erneuerbarer Energien stieg auf 22,4 Prozent, blieb jedoch unter dem Regierungsziel.

Ausblick

IMK-Direktor Sebastian Dullien sieht in der Lockerung der Schuldenregeln eine „große Chance“, den Rückstand bei Nachhaltigkeit und Wohlstand aufzuholen – vorausgesetzt, die zusätzlichen Mittel fließen rasch in Infrastruktur, Klimaschutz und Bildung.

Quelle: Die Berichterstattung erfolgt unter Verwendung einer Pressemitteilung der Hans-Böckler-Stiftung.

Sie möchten zu dieser Veröffentlichung mit dem Nachrichtenportal O-T(h)öne in Kontakt treten?

Wir freuen uns über Ihre E-Mail.

Diesen Beitrag teilen