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Von Thomas Thöne
Oberbürgermeister Michael Kern wird derzeit oft mangelnde Führungsstärke vorgeworfen – und das nicht ganz zu Unrecht. Die Stadt steht finanziell wie politisch unter Druck. In dieser Situation müsste der OB Orientierung geben, Vertrauen schaffen, Brücken bauen. Stattdessen zieht er sich in einen engen Kreis zurück, der längst nicht mehr die eigene Partei spiegelt.
Natürlich kann Kern keine CSU-Politik pur durchsetzen – dazu fehlen ihm im Stadtrat die Mehrheiten. Doch er muss den Kurs, den er politisch einschlägt, erklären, begründen – und vor allem mit seiner eigenen Partei abstimmen. Ohne diesen innerparteilichen Rückhalt verliert jede Kompromisspolitik ihre Legitimation.
Kritik aus der Mitte, nicht von den Rändern
Eines macht die Kritik an Kern in der jüngsten Kreisvorstandssitzung deutlich: Es sind nicht – wie einige Medienvertreter immer wieder behaupten – der frühere CSU-Oberbürgermeister Christian Lösel oder der ehemalige CSU-Bürgermeister Albert Wittmann, die, unschön, als „Untote“ oder „alte weiße Männer“ bezeichnet wurden.
Die Kritik kommt aus der Mitte der Partei. In der CSU wächst eine Bewegung, die sich nicht länger mit bloßem Zusehen begnügt – und mit CSU-Vize Christopher Hofmann längst auch einen Sprecher gefunden hat. Die Parteibasis fordert Einbindung statt Alleingänge, Mitsprache statt Pressemitteilung.
Nähe zur SPD statt Rückhalt in der eigenen Partei
Kern regiert, als könne er sich politische Stabilität außerhalb der CSU organisieren. Doch wer für eine Partei an der Spitze einer Stadt steht, kann die eigene Basis nicht einfach umgehen oder austauschen. Der Versuch, Entscheidungen im kleinen Kreis – etwa mit SPD-Fraktionschef Christian De Lapuente – abzustimmen, mag kurzfristig bequem sein, ist aber langfristig politisch fatal. Eine Selbsthilfegruppe gegenseitiger Bestätigung mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden ersetzt keine Kärrnerarbeit mit vielen Gesprächen, Überzeugungsarbeit und ehrlicher Auseinandersetzung in der eigenen Partei – auch das ist eine Führungsaufgabe. Gute Führungskräfte hören zu, nehmen auf, binden ein. Sie schaffen Vertrauen, bevor sie entscheiden.
Politik braucht Substanz, keine Selbstdarstellung
Es reicht nicht, auf Bildchen lächelnd in den sozialen Netzwerken zu posieren, sich immer wieder dafür zu feiern, wie toll und erfolgreich doch alles sei, und dabei den Daumen nach oben zu strecken. Öffentlichkeitsarbeit ersetzt keine Führung. Glaubwürdigkeit entsteht nicht durch Selbstdarstellung, sondern durch Haltung, Einbindung und Substanz. Gerade in Zeiten, in denen die Stadt sparen muss und der Unmut wächst, sind Transparenz und politisches Handwerk gefragt – keine PR-Momente.
Führung braucht Rückhalt
Führung heißt, Konflikte auszuhalten und Mehrheiten zu gewinnen, nicht sie zu umgehen. Wer die eigene Fraktion übergeht und den Kreisvorstand vor vollendete Tatsachen stellt, verliert den Rückhalt, den er für Entscheidungen braucht. Genau das ist in Ingolstadt geschehen.
Die CSU hat Kern aufgestellt, getragen und dafür gekämpft, dass er gewählt wird. Sie hat ihm das Vertrauen der Wähler organisiert – und darf nun erwarten, dass er dieses Vertrauen auch erwidert. Ohne sie kann er keine Politik machen. Ein Oberbürgermeister, der auf Distanz zur eigenen Partei geht, stellt sich selbst ins Abseits.
Zeit für einen anderen Führungsstil
Führungsstärke zeigt sich nicht an der Zahl der Gespräche hinter verschlossenen Türen, sondern daran, wie offen man Kritik aufnimmt und in politische Arbeit übersetzt. Kern steht vor der Wahl: weiter im kleinen Kreis regieren – oder endlich wieder führen. Offen, transparent, im Dialog und im Austausch – denn Beratungsresistenz ist kein Qualitätsmerkmal für einen Oberbürgermeister.
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