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Einsamkeit ist still. Sie schreit nicht, sie demonstriert nicht, sie schreibt keine Leserbriefe. Doch sie wirkt – leise, tief, zerstörerisch. Besonders dann, wenn sie sich unter jungen Menschen ausbreitet, die ohnehin schon das Gefühl haben, übersehen zu werden. Eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt nun, wie dramatisch diese stille Krise für die Demokratie werden kann.
Verlorenes Vertrauen
Rund zehn Prozent der 16- bis 30-Jährigen in Deutschland fühlen sich stark einsam, weitere 35 Prozent zumindest moderat. Wer betroffen ist, zweifelt nicht nur an sich selbst – sondern zunehmend an allem. Sechs von zehn einsamen jungen Menschen glauben nicht, dass sie politisch etwas verändern können. Auch das Vertrauen in demokratische Strukturen schwindet: 63 Prozent der stark Einsamen sind unzufrieden mit dem Zustand der Demokratie. Bei jenen, die sich nicht einsam fühlen, sind es 41 Prozent. Das ist mehr als ein Stimmungstief. Es ist eine schleichende Entfremdung.
Wut ohne Stimme
Dabei mangelt es den Betroffenen nicht an politischem Interesse – sondern an Resonanz. Fast die Hälfte der einsamen jungen Menschen sagt, dass ihre Werte von der Politik nicht vertreten werden. Noch deutlicher: Drei von vier glauben, dass ihre Sorgen niemanden interessieren. Das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, wird zur Grundlage für Rückzug – oder für Radikalisierung.
„Echte Mitgestaltung“
Nicole Kleeb von der Bertelsmann Stiftung warnt:
„Das Misstrauen wächst umso stärker, je weniger junge Menschen das Gefühl haben, sich einbringen zu können.“
Und Anja Langness fordert:
„Wenn sie echte Mitgestaltung erfahren, stärkt das nicht nur den Einzelnen, sondern unsere Demokratie insgesamt.“
Was hilft? Zugehörigkeit.
Die Studie liefert nicht nur düstere Zahlen, sondern auch einen Hoffnungsschimmer: Wer sich als Teil der Gesellschaft erlebt, ist bereit, sich zu engagieren. Und politisches Engagement kann wiederum der Einsamkeit entgegenwirken – wenn es gelingt, die Einstiegshürden zu senken.
Die Stiftung fordert deshalb:
Mehr Begegnungsräume – sogenannte „dritte Orte“ wie Jugendzentren, offene Cafés oder digitale Treffpunkte.
Neue Beteiligungsformate, insbesondere auf kommunaler Ebene: unkompliziert, unbürokratisch, ernst gemeint.
Demokratie ist kein Selbstläufer
Was hier auf dem Spiel steht, ist nicht weniger als das Fundament des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Eine Demokratie, die ihre junge Generation verliert, verliert ihre Zukunft. Wer Einsamkeit nur als Privatsache betrachtet, übersieht ihre politische Sprengkraft.
Quelle: Die Berichterstattung erfolgt unter Verwendung einer Pressemitteilung der Bertelsmann-Stiftung.
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