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Habe die Ehre, Herr Ehrenbürger

Habe die Ehre, Herr Ehrenbürger

Von Thomas Thöne

Das Ehrenbürgerrecht ist die höchste Auszeichnung, welche die Stadt Ingolstadt vergibt. Diese wurde im Jahr 2001 an Dr. Ferdinand Piëch, im Jahr 2002 an Altoberbürgermeister Peter Schnell, im Jahr 2009 an Hermann Regensburger und im Jahr 2016 an Leopold Stiefel verliehen.

"Das Ehrenbürgerrecht geht ursprünglich auf die Französische Revolution und ihren Titel „bourgeois honoraire“ zurück. Die ersten deutschen Städte, die einen ähnlichen Ehrentitel verliehen, waren 1790 Saarbrücken und Hannover sowie 1795 Frankfurt am Main und Bremen", wie es Wikipedia beschreibt.

Piëch, Schnell und Stiefel treten groß öffentlich kaum in Erscheinung, schon gar nicht politisch. Wenn Altoberbürgermeister Schnell von Medien zu Themen angefragt wird, äußert er sich, auch zu politischen Themen, sehr bedächtig und vermittelnd.

Anders hält es der 79jährige ehemalige bayrische Innenstaatssekretär, MdL und Stadtrat Regensburger. Dieser betreibt, in seiner ihm eigenen Art, noch immer CSU-Politik. Er ist die Speerspitze der Ingolstädter CSU auf Facebook, wenn es darum geht, politisch Andersdenkenden kräftig einzuschenken. Dabei tituliert er Mitdiskutierende, die eine andere Meinung haben als er, schon mal als "Berufsnörgler". Gerne stellt er diese auch in die Ecke von Verhinderern und Motzern. Besonders, wenn es Kritik auf Facebook am Ingolstädter Oberbürgermeister Christian Lösel (CSU) oder der CSU-Stadtratsfraktion gibt.

Jüngst hat sich Regensburger in einem Videointerview, im Ingolstadt Blog, über die Facebookgruppe "Ingolstadt diskutiert sachlich, offen und fair" und sein Wirken dort geäußert. Für "Kritiker" und "Nörgler" hatte Regensburger eine Begrifflichkeit, die er im Interview aber nicht kundtun wollte und diese nur mit Punkt, Punkt, Punkt, bezeichnete. Mit "Polemikern" und "Dauernörglern" setzt sich Regensburger, nach eigener Aussage, nicht auseinander. Er verfährt nach dem Grundsatz "die ignoriere ich nicht einmal". Seine ausschließliche Motivation bei "Ingolstadt diskutiert sachlich, offen und fair" zu posten sei es, "Dinge ins rechte Licht zu rücken". Dabei hat er offensichtlich die "stillen" Mitlesenden als Zielgruppe ausgemacht.

Regensburgers Diskussionsverhalten ist für einen ehemaligen Spitzenpolitiker erstaunlich. Wirkliche inhaltliche Diskussionen sind nicht sein Stilmittel. Er hält politisch Andersdenkenden in Facebookdiskussionen Stöckchen hin, über die so mancher Mitdiskutierende, sehr zur Freude von Regensburger, dann auch springt, anstatt zu antworten "Habe die Ehre, Herr Ehrenbürger". Manches Regensburger-Stöcken erinnert schon ein wenig an Trollverhalten im Internet.

Humor ist Regensburger in der besagten Facebookgruppe fremd. Dies, obwohl er in Ingolstadt als Gstanzlsänger selbst lange Zeit kräftig austeilte. Der ehemalige CSU-Berufspolitiker trat regelmäßig, mit dem Ingolstädter SPD-Stadtrat Manfred Schuhmann, welchen Alt-Oberbürgermeister Alfred Lehmann in einer öffentlichen Veranstaltung einmal als "den Buffetbeauftragten der Stadt Ingolstadt" bezeichnete, beim Starkbieranstich einer Ingolstädter Brauerei auf. Auch sonst ist dem ehemaligen politischen Hardliner Humor manchmal suspekt.

Als der Kabarettist Django Asül, im Jahr 2007, die CSU, als Fastenprediger auf dem Nockherbeg, scharf aufs Korn nahm, hat sich Regensburger bei der Paulaner-Brauerei über dessen Auftritt, im Namen eines Ingolstädter Männerstammtisches, beschwert und die Absetzung des Starkbierpredigers gefordert. Regensburger argumentierte, dass es nicht passend ist, wenn ein Türke die bayerischen Politiker derbleckt. Bei einem türkischen Folklorefest sei es auch "unvorstellbar, dass ein Bayer die türkische Regierung aufs Korn nimmt".

Regensburger hat es sich zur Ruhestandsaufgabe gemacht, seine CSU in Ingolstadt gut dastehen zu lassen. Dazu hat er auch seine Facebookgruppe "Ingolstadt gefällt mir" gegründet, da, nach Regensburgers Wahrnehmung, in anderen Facebookgruppen in Ingolstadt hauptsächlich kritische und nörglerische Aussagen gekommen sind. "Linksversifft", verkürzte ein anderer Konservativer auf Facebook, die Kritik an diesen Facebookforen.

Erstaunlich gut wird Regensburger mit Informationen "gefüttert", die selbst manch amtierendes Stadtratsmitglied nicht oder noch nicht hat. Wenn von den Mitdiskutierenden bei ihm nachgefragt wird, wie er denn zu der Information gekommen sei, reagiert Regensburger gewohnt selbstbewusst. "Habe ich vom Rechtsreferenten erbeten", war im Juli 2018 eine seiner Antworten bei einer Diskussion zur Feuerwehralarmierung.

Derartige Möglichkeiten hat in Ingolstadt nicht einmal ein Stadtratsmitglied, diesem ist der "Dienstweg" über den Oberbürgermeister, nach der Geschäftsordnung des Stadtrates, vorgeschrieben.

Regensburger ist sich, im hohen Alter, in seiner "Mir-san-mir-Mentalität" treu geblieben, die nach Berichterstattungen der örtlichen Tageszeitung auch dazu geführt haben soll, dass es zu zahlreichen Gegenstimmen bei der Abstimmung über seine Ehrenbürgerschaft gekommen sein soll.

So füllt halt jeder Ehrenbürger seine Ehrenbürgerschaft anders aus. Ingolstadt täten, in der angespannten Stimmung im Ingolstädter Stadtrat, allerdings mehr Ehrenbürger, wie Altoberbürgermeister Peter Schnell, gut, die versöhnen, vermitteln und verbinden. Aber auch für Ehrenbürger gilt: Jeder tut das, was er am besten kann.

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