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"Haben auf Ihrer Liste junge Menschen eine reelle Chance in den Stadtrat gewählt zu werden?"

"Haben auf Ihrer Liste junge Menschen eine reelle Chance in den Stadtrat gewählt zu werden?"

(tt) Die "Frage der Woche" bei O-T(h)öne lautet:

„Es wird in politischen Diskussionen immer betont, wie wichtig es ist, dass sich junge Menschen politisch betätigen. Wie haben Sie bei der Listenaufstellung für die Kommunalwahl sichergestellt, dass junge Menschen, die auf "Ihrer" Liste kandidieren, auch eine reelle Chance haben, in den Ingolstädter Stadtrat gewählt zu werden?“

Die CSU-Fraktionsvorsitzende im Ingolstädter Stadtrat, die Oberbürgermeisterkandidatin der GRÜNEN und die  Oberbürgermeisterkandidaten der SPD, der Bürgergemeinschaft (BGI), der FREIEN WÄHLER, der Unabhängigen Demokraten (UDI), der ÖDP, der FDP und  LINKEN wurden am 1. März um eine Antwort gebeten.

O-T(h)öne bedankt sich für die Beantwortung des Fragenkomplexes bei allen politischen Akteuren, die mitgewirkt haben.

Dr. Christian Scharpf, Oberbürgermeisterkandidat der SPD:

"Für die SPD Ingolstadt war es besonders wichtig, junge Menschen auf unserer Stadtratsliste gut zu platzieren. Fast schon traditionell ist der „Juso-Platz“ auf der Liste. Dieser 5. Platz ist natürlich sehr aussichtsreich. Jedoch wissen wir aus den vergangenen Wahlen, dass die Wählerinnen und Wähler immer darüber sprechen, dass die Politik mehr junge Menschen braucht, jedoch bei der Wahl überholen „ältere“ Kandidatinnen und Kandidaten die jüngeren, weil sie ein besseres persönliches Stimmergebnis erhalten. Trotzdem haben wir 12 Kandidatinnen und Kandidaten die unter 35 Jahre sind und somit aus den Reihen der Jusos zählen.  Diese jungen Kandidatinnen und Kandidaten sind eben nicht am Ende der Liste platziert worden, sondern finden sich gut gemischt, sogar unter amtierenden Stadträten wieder."

Christian Lange, Oberbürgermeisterkandidat der Bürgergemeinschaft (BGI):

Es ist leider nicht so einfach, junge Menschen zum Engagement in der Kommunalpolitik zu motivieren. Besonders in Ingolstadt verpassen wir außerdem eine große Chance, mehr junge Menschen für die Kommunalpolitik zu begeistern, weil CSU und auch JU sich immer noch weigern, ein Jugendparlament in Ingolstadt einzurichten. Der Stadtjugendring würde dies gerne umsetzen, aber im Stadtrat gibt es dafür keine Mehrheit. Die meisten jungen Menschen auf unserer Liste unterstützen die BGI aufgrund unseres überparteilichen Auftretens und unserer Forderungen nach Transparenz und mehr Bürgerbeteiligung. Wir haben aber auch die Erfahrung machen müssen, dass Ausbildung und Studium die jungen Menschen eher vom Engagement abhalten und es wurde manches Mal der Wunsch geäußert, nicht weit vorne platziert zu werden. Daher hat bei unserer Listenaufstellung das Alter der Kandidaten eher eine untergeordnete Rolle gespielt.

Hans Stachel, Oberbürgermeisterkandidat der FREIEN WÄHLER:

Wir haben gezielt bei jüngeren Frauen und Männern geworben. Der Begriff „Politische Jugend“ ist aus meiner Sicht nicht mit der herkömmlichen Jugenddefinition synchron. Wichtig ist, dass man jungen Menschen ernsthafte Angebote macht, sich politisch zu engagieren. Bei uns FREIEN WÄHLERN ist es zum Glück nicht so, dass man eine politische Karriere lange planen kann oder muss, ein Einstieg im Alter zwischen 30 und 40 Jahren ist in meinen Augen ein sehr guter Zeitpunkt. Man ist persönlich gefestigt, hat Lebenserfahrung und oft auch schon Familie. Aus diesem Erfahrungsschatz heraus lassen sich Vorgänge und Entwicklungen in der Gesellschaft einschätzen, beurteilen und ggf. Verbesserungen anregen.

Wir bei den FREIEN WÄHLERN waren bei der Gestaltung der Liste und der Reihung der Kandidatinnen und Kandidaten komplett offen für Wünsche aller Bewerberinnen und Bewerber und haben dies bei der Platzierung absolut berücksichtigt. Das ist aufwendig und anstrengend – wird aber am Ende dadurch belohnt, dass alle zustimmen, zufrieden sind und motiviert mithelfen. Eine einstimmige Listenaufstellung spricht doch für ein gelungenes Verfahren. Wer erwartet, dass die Jungen gleich immer die politische Bühne stürmen wollen, verkennt, dass die meisten sich erst an das politische Engagement herantasten und in diesem Umfeld persönliche Erfahrungen sammeln möchten. Wenn wir Ihnen Aufmerksamkeit schenken, sie ernst nehmen und ganz selbstverständlich auf Augenhöhe miteinander umgehen, dann erreichen wir gemeinsam eine dauerhafte Integration der nächsten Generation. Das gilt für 20-Jährige genauso wie für 30-Jährige.

Wegen des bayerischen Kommunalwahlrechts sind die reellen Chancen jüngerer Bewerber geringer, da ihnen noch der persönliche Bekanntheitsgrad fehlt, den die Älteren schon haben und der sie bei der Wahl begünstigt. Deshalb gibt es sichere Listenplätze eher nicht, und das ist gut so. Kommunalwahlen sind Persönlichkeitswahlen. Wichtig ist, dass die jüngeren Kandidatinnen und Kandidaten für das politische Engagement durch gelebte Offenheit begeistert werden – um womöglich bei der nächsten Wahl auch bereit zu sein, einen Sprung weiter nach vorne auf der Kandidatenliste zu wagen.

Raimund Köstler, Oberbürgermeisterkandidat der ÖDP:

Das Ziel bei einer Listenaufstellung sollte sein, die richtigen Kandidatinnen und Kandidaten möglichst weit vorne zu platzieren. Die Frage ist natürlich, wer ist die oder der richtige? Richtig ist aus unserer Sicht, wer aussichtsreich ist, in den Ingolstädter Stadtrat gewählt zu werden und wer die Positionen der Partei glaubwürdig verkörpert. Bei unserer Listenaufstellung haben wir deshalb diese Punkte offen diskutiert und entsprechend unsere Reihenfolge gebildet. So ist z.B. die Vertreterin für das Thema Nachhaltigkeit 25 Jahre jung und auf Platz drei unserer Liste. Und insgesamt haben wir 7 Kandidatinnen und Kandidaten unter 30 Jahren auf unserer Liste platzieren können.

Anmerkung der Redaktion: Die Antworten wurden bewusst ungekürzt und redaktionell nicht bearbeitet in der Reihenfolge des Eingangs der Beantwortung veröffentlicht. O-T(h)öne erreicht immer wieder die Frage aus der Leseschaft, warum nur ein Teil der Antworten der angefragten politischen Akteure veröffentlicht wird. Die Antwort darauf lautet: Es kann nur veröffentlicht werden, was beantwortet wird und der Redaktion O-T(h)öne vorliegt.

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