Ingolstadt: Der Kampf um den Rathaussessel

Am morgigen Sonntag entscheiden die Bürgerinnen und Bürger Ingolstadts über ihren neuen Oberbürgermeister. Vier Kandidaten treten an, eine Stichwahl wird als wahrscheinlich angesehen. Die Wahl findet statt, nachdem der bisherige Amtsinhaber Christian Scharpf (SPD) sein Amt vorzeitig niedergelegt hat, um als Wirtschaftsreferent nach München zu wechseln. Seine reguläre Amtszeit von sechs Jahren endet damit bereits nach weniger als fünf Jahren. Damit der zukünftige Oberbürgermeister wieder im Turnus der Stadtratsperiode von sechs Jahren gewählt wird, beträgt die kommende Amtszeit diesmal sieben Jahre.

Für die CSU bewirbt sich Michael Kern, der die Partei zurück an die Stadtspitze führen möchte. Christian De Lapuente tritt für ein Bündnis aus SPD, Grünen, Linken, ÖDP und einem unabhängigen Wählerbündnis an. Stefan König kandidiert für die FREIEN WÄHLER, während Rosa Pepke die AfD vertritt.

Die Ergebnisse der Stadtratswahl 2020 liefern Anhaltspunkte für die Kräfteverhältnisse in der Stadt. Ob die Wähler des Wahlbündnisses der Empfehlung ihrer Parteien und politischen Gruppierungen für De Lapuente folgen werden, bleibt ungewiss. Landesweite Umfragen zur politischen Stimmung in Bayern können zwar Tendenzen aufzeigen, sind jedoch nur bedingt auf die OB-Wahl in Ingolstadt übertragbar. Laut BR24 BayernTrend vom Januar 2025 liegt die CSU bei 42 Prozent, die AfD bei 16 Prozent, die Grünen bei 14 Prozent, die SPD bei 10 Prozent und die Freien Wähler bei 5 Prozent. Inwieweit sich diese Werte auf Ingolstadt übertragen lassen, bleibt offen, da lokale Themen und die Bekanntheit der Kandidaten eine entscheidende Rolle spielen.

Der Wahlkampf verlief ohne größere Konfrontationen und war von einem betont harmonischen Grundton geprägt. Kritische Themen wie die finanzielle Lage der Stadt und die Realisierbarkeit neuer Projekte wurden weitgehend umgangen. Lediglich wagte ein Kandidat sich mit konkreten Aussagen zu Finanzierungsfragen etwas aus der Deckung. Beobachter bezeichnen den Wahlkampf als ungewöhnlich sanft für eine Großstadt, mit Fokus auf die persönliche Sympathie der Kandidaten.

Besonders ein Kandidat nutzte intensive Öffentlichkeitsarbeit, um seine Präsenz zu verstärken. Die Anzahl der Pressemitteilungen, die umfassende Präsenz in sozialen Netzwerken, Großplakate sowie die gezielte Berichterstattung über seine beruflichen Stationen fielen dabei auf. Der finanzielle Aufwand dieser Strategie war erheblich. Ob sich diese Sichtbarkeit in Stimmen umwandeln lässt, bleibt unklar. Entscheidend ist letztlich das Wahlverhalten der Bürger, das oft schwer vorhersehbar ist. Das Wahlergebnis des ersten Wahlgangs bleibt daher offen. Interessant wird die Höhe der Wahlbeteiligung,

Die Berichterstattung der lokalen Tageszeitung spielte im Wahlkampf ebenfalls eine Rolle, da ein Kandidat wiederholt Aufmerksamkeit durch Veröffentlichungen erzielte. So beispielsweise bei den fünf Nominierungen innerhalb der Parteien und Gruppierungen, für die er antritt. Zudem wurden seine beruflichen Tätigkeiten in einer Organisation mehrfach hervorgehoben. Die Auswirkungen dieser Berichterstattung auf das Wahlergebnis sind schwer messbar, könnten jedoch eine Rolle in der öffentlichen Meinungsbildung gespielt haben.

Christian De Lapuente und Stefan König rechnen mit einer Stichwahl. Michael Kern äußerte sich gegenüber dem Nachrichtenportal O-T(h)öne nicht zu diesem Szenario. Sollte kein Kandidat die absolute Mehrheit erreichen, folgt am 23. Februar eine zweite Wahlrunde. Welche Bewerber in diese Stichwahl einziehen, hängt vom Ausgang des ersten Wahlgangs ab. Wahlbeteiligung und Mobilisierung der Wählergruppen dürften bei einem zweiten Urnengang entscheidend sein.

Das Ergebnis wird maßgeblich für die politische Zukunft Ingolstadts sein. Das neue Stadtoberhaupt steht vor enormen Herausforderungen, insbesondere angesichts der angespannten Finanzlage der Stadt und der Vielzahl großer Projekte, darunter der Klinikverbund, der Bau und die Sanierung von Schulen sowie die Renovierung des Stadttheaters, um nur einige wenige Themen zu nennen. Die politische Handlungsfähigkeit wird zusätzlich dadurch eingeschränkt, dass der neue Oberbürgermeister, unabhängig vom Wahlausgang, auf keine eigene Mehrheit im Stadtrat zählen kann.

Quelle: Eigene Berichterstattung.

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