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Ingolstadt hat es ins Schwarzbuch geschafft

Von Thomas Thöne

Die Stadt Ingolstadt hat es mit dem “Museum für Konkrete Kunst und Design” in die neueste Ausgabe des Schwarbuches des Bundes der Steuerzahler geschafft. Als Rechercheverbund geht dieser Fällen von Steuergeldverschwendung auf kommunaler, Landes- und Bundesebene nach und macht diese öffentlich. In der neuen Ausgabe werden 100 neue Fälle vorgestellt. Darunter auch die Kostenentwicklung des neuen Ingolstädter “Museums für Konkrete Kunst und Design” Ein Sonderkapitel beleuchtet die ausufernde und teuren Bürokratie in Deutschland.

Ingolstadts neues „Museum für Konkrete Kunst und Design“ steht am Pranger im Schwarzbuch. Das ambitionierte Bauvorhaben, das eine historische Gießereihalle zu einem modernen Kunstmuseum umgestalten soll, ist aus dem Ruder gelaufen – sowohl was die Kosten als auch die Zeitplanung betrifft.

Bereits seit rund einem Jahrzehnt beschäftigt sich der Ingolstädter Stadtrat mit dem Projekt, das ursprünglich mit einem Budget von 33 Millionen Euro kalkuliert war. Doch diese Zahl ist längst Schnee von gestern. Wie das Schwarzbuch ausführlich darlegt, hat sich der Kostenrahmen mittlerweile auf 58,7 Millionen Euro fast verdoppelt. Schuld daran sind diverse „unvorhergesehene“ Probleme.

Das Bauprojekt befindet sich auf historischem Boden – ein Argument, das immer wieder zur Rechtfertigung der explodierenden Kosten herangezogen wird. Archäologische Funde aus verschiedenen Epochen machten umfangreiche Freilegungs- und Dokumentationsarbeiten notwendig, die die Bauzeit verlängerten und den Kostenrahmen sprengten. Allein dafür mussten die Steuerzahler zusätzliche sieben Millionen Euro aufbringen, heißt es im Schwarzbuch. Auch die geologischen Bedingungen des Geländes trugen zur Verteuerung bei. Der Baugrund nahe der Donau erschwerte die Fundamentierung erheblich, sodass weitere 5,5 Millionen Euro für statische Maßnahmen erforderlich wurden.

Es bleibt jedoch die Frage, warum diese Herausforderungen – die sich bei einem so großen Bauprojekt abzeichnen müssten – nicht schon in der Planungsphase erkannt und einkalkuliert wurden. Immerhin spricht die Stadt von „mehrfachen, sorgfältigen Baugrunduntersuchungen“. Dass Baukosten aufgrund von archäologischen Überraschungen oder geologischen Risiken explodieren, ist kein Novum – aber warum wird dies erst nachträglich als Argument verwendet?

Dazu kamen die Auswirkungen der Coronapandemie und global gestörte Lieferketten, die zu weiteren, erheblichen Preissteigerungen führten. Diese externen Faktoren lassen sich nur schwer beeinflussen, doch sie sind nicht die Hauptursache für die gewaltigen Kostensteigerungen. Vielmehr scheint das Projekt von Anfang an auf wackligen Beinen gestanden zu haben. Es ist kein Einzelfall, dass die Verantwortlichen bei Prestigeprojekten die tatsächlichen Kosten unterschätzen – oder herunterspielen.

Besonders kritisch wird im Schwarzbuch auch die Rolle der staatlichen Zuschüsse in Höhe von zehn Millionen Euro beleuchtet. Auch wenn diese Mittel das finanzielle Loch etwas verringern sollen, bleiben die Belastungen für die Steuerzahler enorm. Steuergelder bleiben schließlich Steuergelder, unabhängig davon, ob sie von Bund, Land oder Stadt kommen.

Die Verantwortlichen in Ingolstadt geben sich trotz der Kritik zuversichtlich, das Bauvorhaben Mitte 2025 abschließen zu können. Doch angesichts der bisherigen Entwicklungen stellt sich die Frage, ob dies nicht nur ein weiteres Versprechen ist, das nicht eingehalten werden kann. Ob es bei den aktuell prognostizierten 58,7 Millionen Euro bleibt, ist mehr als fraglich – das Museum könnte leicht noch teurer werden.

Ingolstadt hat sich mit dem „Museum für Konkrete Kunst und Design“ offenbar ein Millionengrab ans Bein gebunden, und die Steuerzahler tragen die Last. Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen aus diesem Fall lernen und künftige Projekte realistischer planen. Denn die Bürger müssen letztlich für das finanzielle Fiasko aufkommen. Kein Unternehmen und keine Privatperson, auch kein Stadtratsmitglied im privaten Bereich, könnte so einen Bau bewerkstelligen.

Quelle: Bund der Steuerzahler / Eigene Berichterstattung.

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