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Ingolstadt: Jetzt wird das Sparen konkret

Wochenlang fanden entscheidende Beratungen zur Haushaltskonsolidierung der Stadt Ingolstadt hinter verschlossenen Türen statt. Nichtöffentlich tagten der interfraktionelle Arbeitskreis, ebenso die Verwaltungsspitze, um die finanzielle Lage zu sortieren und Einsparvorschläge vorzubereiten. Nun liegt ein umfassender Maßnahmenkatalog auf dem Tisch, über den der Stadtrat am 30. Oktober 2025 entscheiden soll. Das Paket ist Teil der weiteren Konsolidierungsstrategie, mit der der städtische Haushalt ab 2026 spürbar entlastet werden soll. Insgesamt wurden 92 Maßnahmen aus verschiedenen Bereichen der Verwaltung, Kultur, Bildung, Freizeit, Infrastruktur und Organisation zusammengetragen, über deren Umsetzung der Stadtrat nun zu befinden hat.

Rahmen: Haushaltslage und Zielsetzung

Ausgangspunkt der Vorschläge ist die angespannte Finanzlage der Stadt. Der Stadtrat hatte bereits in früheren Beschlüssen deutlich gemacht, dass der Haushalt strukturell entlastet werden muss. Die Verwaltung erarbeitete daraufhin Vorschläge, die vor allem freiwillige Leistungen, serviceorientierte Angebote und organisatorische Standards betreffen. Die Konsolidierung verfolgt das Ziel, bestehende Strukturen zu überprüfen, Aufgaben zu bündeln und den Haushalt schrittweise zu stabilisieren. Das Gesamtvolumen der jetzigen Einsparungsvorschläge beträgt 6,2 Millionen Euro.

Kultur und Veranstaltungen

Im Kulturbereich sollen nach dem vorliegenden Papier mehrere Veranstaltungen ganz entfallen oder nur noch in längeren Intervallen stattfinden. So soll das Bürgerfest künftig nur noch alle zwei Jahre ausgerichtet werden, während das kultURIG Festival nicht mehr fortgeführt wird. Auch die städtische Veranstaltung zum Tag der Deutschen Einheit soll aus dem Jahresprogramm gestrichen werden. Darüber hinaus sieht das Papier vor, den Ingolstädter Krippenweg auszusetzen. Im Theaterbereich wird der Verzicht auf eine Festsaal-Interimsspielstätte vorgeschlagen, zudem soll das Programm organisatorisch gestrafft werden. Diese Veränderungen würden den Veranstaltungsrhythmus und das kulturelle Angebot der Stadt in mehreren Bereichen neu ordnen.

Sport, Ehrenamt und gesellschaftliches Leben

Auch im Bereich Sport und Ehrenamt enthält der Vorschlagskatalog mehrere Streichungen. Vorgesehen ist unter anderem, die städtischen Sportlerehrungen nicht mehr durchzuführen und den jährlichen Blaulichtempfang einzustellen. Darüber hinaus soll der Wildpark aufgegeben werden, ebenso sollen künftig keine sportlichen Begegnungen mit Partnerstädten mehr finanziert werden. Parallel dazu sieht das Konzept vor, die Arbeit mit Ehrenamtlichen in den Bürgerhäusern in reduziertem Umfang fortzuführen, was sowohl die Betreuung als auch die begleitenden Formate betreffen würde. Das Vorhaben würde den bisherigen Umfang der Würdigungs- und Begegnungsformate der Stadt verringern.

Soziales und Bildung

Mehrere Sparvorschläge betreffen den sozialen Bereich. Vorgesehen ist, die bereits beschlossene aufsuchende Seniorenarbeit nicht weiter umzusetzen. Auch die geplante mobile Jugendsozialarbeit an Schulen soll nicht eingeführt werden. Die Rentenberatung soll in deutlich geringerem Umfang angeboten werden. Darüber hinaus sollen in Stadtteiltreffs Leistungen für Kinder und Senioren reduziert werden. Zur Diskussion steht außerdem, die Öffnungszeiten oder Serviceangebote der Stadtbücherei einzuschränken. Diese Maßnahmen würden den bisherigen Umfang der freiwilligen sozialorientierten Angebote und Unterstützungsleistungen verändern.

Gebäude, Infrastruktur und Stadtbild

Weitere Maßnahmen betreffen Immobilien, Unterhaltsaufwand und städtische Infrastruktur. So soll das Lehrschwimmbecken an der Grundschule Kolumbus geschlossen werden. Zudem plant die Verwaltung, Abfalleimer an gering genutzten Standorten abzubauen und Wechselflor-Bepflanzungen zu verringern. Auch die Reinigung in städtischen Gebäuden soll mit geringerer Frequenz erfolgen. Ergänzend dazu sieht der Katalog vor, wenig genutzte Anlagen zu schließen oder zurückzubauen. Außerdem soll die Bearbeitung von Anträgen aus freiwilligen Gremien wie Bezirksausschüssen oder dem Jugendparlament ausgesetzt werden, um Personal in Pflichtaufgaben umzuschichten. Darüber hinaus sollen die städtischen Kantinen geschlossen werden. All diese Punkte zielen darauf ab, Unterhalt, Pflege- und Verwaltungsaufwand zu reduzieren.

Personal und Organisation

Organisatorisch setzt die Stadt auf Einsparungen durch natürliche Fluktuation. Stellen sollen nicht nachbesetzt, Aufgaben gebündelt und Verwaltungsabläufe angepasst werden. Kündigungen sind nach der Vorlage nicht vorgesehen. Stattdessen sollen Strukturen über mehrere Jahre hinweg schrittweise reduziert werden.

Offene Frage: Finden alle Maßnahmen eine Mehrheit?

Mit der Veröffentlichung des Maßnahmenkatalogs liegt nun erstmals öffentlich eine vollständige Übersicht über die vorgeschlagenen Einsparungen vor, die zuvor in nichtöffentlichen Beratungen erarbeitet wurden. Der Stadtrat wird am 30. Oktober 2025 darüber entscheiden, ob und in welchem Umfang die Vorschläge umgesetzt werden. Da einzelne Maßnahmen unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche betreffen, bleibt offen, welche von ihnen eine Mehrheit im Stadtrat finden. Sollte das Gremium einzelne Punkte ablehnen, wären alternative Einsparungen notwendig, da die Konsolidierungsvorgaben bestehen bleiben. Aus Stadtratskreisen ist zu hören, dass die vorgeschlagenen Einsparungen nicht ausreichen werden, um den städtischen Haushalt dauerhaft zu stabilisieren.

Transparenzhinweis: Eigene Berichterstattung.

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