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Die finanzielle Lage der Stadt Ingolstadt ist besorgniserregend. Nach der Oberbürgermeisterwahl und einem Wahlkampf, in dem das Thema Haushaltskonsolidierung nur oberflächlich behandelt wurde, liegen nun erstmals für die Öffentlichkeit greifbare Zahlen vor. Diese zeigen das ganze Ausmaß der finanziellen Herausforderungen, mit denen die Stadt konfrontiert ist. Für die Mitglieder des Stadtrats kommt dies nicht überraschend. Sie waren bereits im Vorfeld durch ihre Teilnahme an der Arbeitsgruppe zur Haushaltskonsolidierung, in der Vertreter der Fraktionen und politischen Gruppierungen mitwirkten, fortlaufend über die angespannte Lage informiert.
In der gestrigen Stadtratssitzung machte Finanzreferent Franz Fleckinger deutlich, dass die Stadt auf eine massive Verschuldung zusteuert. Ohne sofortige und tiefgreifende Einsparmaßnahmen droht in den kommenden Jahren eine massive finanzielle Schieflage. Bereits 2025 muss der komplette Verwaltungshaushalt mit nahezu vollständigen Rücklagenentnahmen ausgeglichen werden. Damit wird ein letzter finanzieller Puffer aufgebraucht.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt das Ausmaß der Krise. Die Gewerbesteuereinnahmen, einst eine zentrale Einnahmequelle, sind stark eingebrochen. Während 2023 noch 191,5 Millionen Euro verbucht wurden, rechnet die Stadt für 2025 nur mit 74,88 Millionen Euro – ein Rückgang um mehr als 60 Prozent. Die Grundsteuereinnahmen bleiben mit 29,35 Millionen Euro auf einem ähnlichen Niveau wie in den Vorjahren, können aber die entstandene Lücke nicht schließen. Der Fehlbetrag im Verwaltungshaushalt erreicht mit 108,81 Millionen Euro einen Höchststand. Um diesen auszugleichen, müssen nahezu alle verbleibenden Rücklagen aufgebraucht werden. Während die Stadt 2021 noch über 145,3 Millionen Euro an Rücklagen verfügte, wird dieser Betrag bis Ende 2025 nahezu auf null sinken. Ab 2026 wird Ingolstadt auf neue Schulden angewiesen sein, um die laufenden Ausgaben zu decken.
Die Finanzplanung bis 2028 zeigt eine deutliche Verschuldungstendenz. Allein 2025 sind Kreditaufnahmen in Höhe von 135,3 Millionen Euro vorgesehen. Bis 2028 wird sich die Gesamtverschuldung der Stadt auf über 500 Millionen Euro summieren. Trotz geplanter Sparmaßnahmen wächst die Belastung durch Tilgung und Zinsen stetig weiter. Schon 2027 wird die Schuldensituation so angespannt sein, dass sie den Haushalt zusätzlich einschränkt.
Ab 2026 sollen deshalb jährlich mindestens 25 Millionen Euro eingespart werden. Ein zentraler Punkt ist die Reduzierung der Personalkosten, die um bis zu neun Millionen Euro gesenkt werden sollen. Zudem sollen freiwillige Leistungen überprüft werden, um bis zu zwölf Millionen Euro einzusparen. Auch städtische Beteiligungen müssen ihren Beitrag leisten, wobei die dort erzielbaren Einsparungen mit 500.000 Euro gering sind. Gleichzeitig will die Stadt durch höhere Gebühren und eine konsequente Ausschöpfung aller Einnahmequellen jährlich acht Millionen Euro zusätzlich einnehmen. Investitionen sollen gedrosselt werden, um durch einen verringerten Schuldendienst 1,5 Millionen Euro einzusparen. Insgesamt ergibt sich ein jährliches Konsolidierungsvolumen von bis zu 31 Millionen Euro.
Trotz dieser Maßnahmen bleibt die Finanzierungslücke bestehen. Die Regierung von Oberbayern hat deutlich gemacht, dass eine Genehmigung des Haushalts nur erfolgen kann, wenn ein belastbares Konsolidierungskonzept vorgelegt wird. Dieses muss spätestens bis Ende 2025 umgesetzt sein. Andernfalls könnte es zu staatlichen Eingriffen kommen, um die finanzielle Stabilität der Stadt zu sichern. Die aktuellen Pläne reichen nicht aus, um den Haushalt in den kommenden Jahren auszugleichen. Für 2026 ist weiterhin ein Defizit von 34,49 Millionen Euro eingeplant, für 2027 beträgt das Minus 14,24 Millionen Euro, bevor es 2028 erneut auf 33,12 Millionen Euro ansteigt. Die strukturelle Unterfinanzierung bleibt bestehen, selbst wenn alle vorgesehenen Kürzungen umgesetzt werden.
Die kommenden Monate werden entscheidend sein. Im April wird der Stadtrat über den Haushaltsentwurf 2025 und die Konsolidierungsmaßnahmen beraten. Die finanziellen Spielräume werden immer enger, während die Schuldenlast weiter steigt. Sollte kein tragfähiges Konzept gefunden werden, könnten tiefgreifende Einschnitte notwendig werden, um eine Zwangsverwaltung oder externe Eingriffe abzuwenden. Die Stadt steht vor einer ihrer größten finanziellen Herausforderungen.
Quelle: Eigene Berichterstattung. Grafik: Stadt Ingolstadt.
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