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Ingolstädter Kammerspiele - und jetzt?

Ingolstädter Kammerspiele - und jetzt?

Ein politischer Kommentar von Thomas Thöne

Der Entwurf von Bürgermeister Sepp Mißlbeck und Architekt Peter Bachschuster, zum Bau der neuen Ingolstädter Kammerspiele, direkt an der Donau, hat in der Stadtgesellschaft eine lebhafte Diskussion ausgelöst, die von der Ingolstädter Kommunalpolitik keinesfalls ignoriert werden darf.

Wenn man sich die Befragung der örtlichen Tageszeitung von Vertretern der Ingolstädter Stadtratsfraktion durchliest, entsteht durchaus der Eindruck, dass keinerlei Bereitschaft vorhanden ist, sich überhaupt mit der neuen Idee intensiv auseinanderzusetzen.

Dies könnte sich zu einem fatalen politischen Fehler entwickeln. Hört man in die Ingolstädter Bürgerschaft hinein, dann gibt es etwa vier verschiedene Positionen. Für Kultur wird sowieso schon zu viel Geld ausgegeben, auch für den Neubau der Kammerspiele, egal wo, ist eine davon. Kultur und Theater interessieren mich nicht, die nächste. Die Kammerspiele müssen dort entstehen, wo sie jetzt vorgesehen sind und das Ergebnis des Architektenwettbewerbs ist umzusetzen, ist eine weitere.

Eine neue Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern ist nun entstanden, die die Umsetzung des Konzeptes von Bachschuster und Mißlbeck, direkt an der Donau, fordern. Oftmals mit der Argumentation, die Architektur sei mutig und stelle alle bisherigen Planungen und Entwürfe in den Schatten. In den Gesprächen mit den Befürwortern wird deutlich, dass so etwas wie eine „Sehnsucht“ nach etwas Besonderem vorhanden ist. Dabei wird immer wieder die verpasste Chance des sogenannten Braunfelsentwurfes für das Museum für Kunst und Design angeführt.

Wie nun umgehen mit dieser neuen Situation? Zunächst einmal ist es wichtig, dass die Befürworter des neuen Entwurfes das Gefühl vermittelt bekommen, dass man sich wirklich ernsthaft mit dem neuen Vorschlag befasst, auch wenn er außerhalb des Architektenwettbewerbes entstanden ist. Es scheint kein kleiner Teil der Bevölkerung zu sein, der den neuen Vorschlag gut findet.

Es ist gut und richtig, dass der Planungsausschuss des Stadtrates sich in der kommenden Woche mit der Thematik befasst. Ferner ist es richtig, dass beleuchtet wird, unter welchen rechtlichen Voraussetzungen ein Projekt „Kammerspiele an der Donau“ überhaupt realisierbar ist und welche Kosten oder Verzögerungen entstehen, wenn das Siegerprojekt nicht umgesetzt wird. Ob einem der Vorschlag von Mißlbeck und Bachschuster architektonisch gefällt, ist die eine Seite, was rechtlich möglich ist, die andere.

Was jetzt wohl schon absehbar ist, dass der Kostenrahmen von 30 Millionen Euro für die Umsetzung des Entwurfes des Hamburger Büros Blauraum nicht ausreichen wird. Ferner ist absehbar, dass die Beauftragung zur Umsetzung des Entwurfes, in dieser Legislaturperiode des Ingolstädter Stadtrates nicht mehr erfolgen wird.

Es macht zum derzeitigen Zeitpunkt überhaupt gar keinen Sinn, zu lamentieren, dass nach Ende des Wettbewerbs, Bachschuster und Mißlbeck, einen neuen Vorschlag eingebracht haben. Noch weniger macht es Sinn, darauf zu verweisen, dass dieser im Wettbewerb hätte eingereicht werden müssen. Überhaupt nicht nachvollziehbar sind Geschütze, die von politischen Wettbewerbern aufgefahren werden, die den Bürgermeister der UDI, anschießen, mit dem Vorwurf, er wolle sich zur Kommunalwahl 2020 nur politisch profilieren.

Fakt ist, der Bau der Kammerspiele wird in der Stadtgesellschaft derzeit nachhaltig diskutiert. Nachhaltiger und wesentlich intensiver, als zu der Zeit, als die Stadt ihre Bürgerbeteiligung zu dem Projekt durchführte.

Wenn nun die Machbarkeitsstudie für den Entwurf des Hamburger Büros Blauraum beschlossen wird, sollte überlegt werden, ob man nicht zeitgleich auch eine solche Studie für die Kammerspiele direkt an der Donau in Auftrag gibt. Selbstredend ist es, dass für letztere, sollte eine solche Machbarkeitsstudie positiv sein, ein neuer Wettbewerb erforderlich wäre, an dem sich Bachschuster beteiligen könnte. Nicht ausgeschlossen ist es, dass hier noch weitere interessante Architektenentwürfe eingehen würden. Eine zeitliche Verzögerung, bei der Umsetzung der Konzeption des Wettbewerbsiegers, würde nicht entstehen. Was ist eigentlich, wenn das Realisierungsgutachten zu dem Ergebnis kommt, dass der Bau an der jetzt geplanten Stelle nicht möglich ist?

Die jetzige Situation sollte auch noch mal zum Innehalten und zu Überlegungen Anlass geben, ob die Kammerspiele wirklich in der Nähe des Theaters gebaut werden müssen, oder ob es andere Möglichkeiten gibt. Der Fantasie sollten dabei keine Grenzen gesetzt sein. Zu hoffen bleibt nur, dass es der Stadt Ingolstadt in Zukunft auch weiterhin finanziell gut geht, um derartige Millionenprojekte zu schultern.

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