Jetzt - Die Helfenden im Gesundheitswesen schützen!

(ot) Ende letzter Woche hat ver.di Ingolstadt ihre Mitglieder aus den Gesundheitseinrichtungen zu einem Online- Meeting eingeladen, um sich über die Arbeitsbedingungen und den Gesundheitsschutz in der Region auszutauschen. „Dabei wurde deutlich, dass bei den Themen Arbeitsschutz, Anerkennung der Leistung und engmaschige Tests der Beschäftigten viel Luft nach oben besteht“, so die für das Gesundheitswesen in Ingolstadt zuständige ver.di-Sekretärin Arina Wolf. Darüber hinaus fordert ver.di bundesweit eine Zulage in Höhe von 500 €/Monat für alle Berufsgruppen, um die zu Corona-Krisen-Zeiten außergewöhnlichen Leistungen der Beschäftigten zu honorieren - und deren Selbstgefährdung im Interesse des Allgemeinwohles anzuerkennen.
In den letzten Tagen wird für die Gesundheitsarbeiter*innen viel applaudiert und musiziert. Sogar kostenlose Verpflegung im Krankenhaus gibt es für die Beschäftigten. Eine schöne Geste. Maßnahmen, die die Gesundheitsarbeiter*innen brauchen, um diese herausfordernde Zeit zu meistern, reichen aber nicht aus.
„Der Schutz der Beschäftigten in den Gesundheitseinrichtungen muss höchste Priorität haben – denn auch das ist ein Teil der Pandemiebekämpfung. Werden viele von ihnen krank, fehlt vor Ort das erforderliche Personal, um die Gesundheitseinrichtungen weiter am Laufen zu halten“, erklärte Gewerkschafterin Wolf: „Täglich bekommen wir Anrufe aus den Arztpraxen, Altenpflegeheimen und anderen Betreuungseinrichtungen, die nicht ausreichend Schutzmaterial wie Mundschutz bereitgestellt bekommen“, berichtete Wolf. Das Risiko an-gesteckt zu werden, aber vor allem die Sorge, Andere anzustecken, begleite die Kolleginnen und Kollegen tagtäglich. Bereitstellung von ausreichend Schutzausrüstung sei aber das Minimum, was sichergestellt werden muss. Dabei spiele es keine Rolle, ob Pflegekraft im Krankenhaus oder Altenpflege, Reinigungskräfte in den Gesundheitseinrichtungen oder Arzthelferin bei niedergelassenen Ärzten. „Gerade in dieser Zeit müssen Politik und Arbeit-geber dafür sorgen, dass ausreichend Schutzmaterial für sämtliche Berufsgruppen in den Einrichtungen zur Verfügung stehen. Allen muss der Zugang zu persönlichen Schutzmitteln ermöglicht.
Prävention und Schutz vor Ausbreitung des Virus bedeuten aber auch erhöhte Hygienestandards. Schon lange weist ver.di auf die problematischen Zustände in der Reinigung von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen hin. Wie wichtig diese dafür sind, die Verbreitung von Viren und Krankenhauskeimen zu unterbinden, ist ebenfalls lange bekannt. Dennoch haben die Arbeitgeber in den vergangenen Jahren gerade hier gespart und bestimmte Bereiche ausgegliedert. „Wir sehen in diesen Zeiten wie die Kolleginnen und Kollegen aus der Reinigung im Klinikum Ingolstadt zusammenhalten und extra Nachtschichten einlegen, um den Hygiene-Anforderungen gerecht zu werden. Und immer noch besteht eine ungerechte Lohnlücke im Klinikum Ingolstadt mit bis zu 700 €/Monat Unterschied im Gehalt für die, die in der Tochtergesellschaft beschäftigt sind“, berichtete Arina Wolf.
„Dies gilt es so schnell wie möglich zu verändern! Wir gratulieren dem neu gewählten Oberbürgermeister Christian Scharpf - und erwarten von ihm die Überführung der Kolleginnen und Kollegen in den Tarifbereich des öffentlichen Dienstes als eine der ersten Handlungen im Amt“, sagt Erika Radisavljevic, ver.di-Aktive und Beschäftigte im Klinikum Ingolstadt. „ver.di stehe für Gespräche zur Verfügung“, ergänzt Wolf.
Die Auswirkungen der Ökonomisierung des Gesundheitswesens werden gerade jetzt in der Pandemie verschärft spürbar. Es fehlt an allem: Personal, Ausrüstung, Höhere Löhne und Kapazitäten. Der Druck auf die Kliniken, betriebswirtschaftlich zu handeln und schwarze Zahlen zu präsentieren, rächt sich jetzt in besonderer Weise. Seit 2003 hat jede Krankheit ein Preisschild bekommen, die sogenannten Fallpauschalen. Die Einführung der Fallpauschalen führte dazu, dass in den Kliniken gespart worden ist, um betriebswirtschaftlich auf ein positives Jahresergebnis zu kommen. Spätestens seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist es unbestritten: Gesundheitseinrichtungen sind systemrelevant und ein wichtiger Bestandteil der Daseinsvorsorge. „‘What ever it takes‘ sollte auch der Grundsatz im Bereich der Finanzierung der Kliniken lauten. Denn Gesundheit ist keine Ware mit einem Preisschild“, so Arina Wolf.
Quelle: Ver.di Ingolstadt