Werden Sie Unterstützer:in von O-T(h)öne
Machen Sie mit bei „Die Berichterstattung von O-T(h)öne ist mir etwas wert“. Ihre Mithilfe trägt dazu bei, dieses Angebot fortzuführen.
Die Situation in den Sozialen Diensten in den Jugendämtern ist alarmierend. Familien, Kinder und Jugendliche erhalten vielerorts nicht die notwendige und bedarfsgerechte Unterstützung. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) warnt: Ohne entschlossene Sofortmaßnahmen kann der Staat seinem Auftrag, den Schutz der Kinder vor Gefährdungen, zu dem er nach dem Grundgesetz verpflichtet ist, vielerorts nicht mehr nachkommen.
„Der seit Jahren bekannte Fachkräftemangel verschärft sich angesichts wachsender Fallzahlen und steigender Anforderungen immer weiter. Der staatliche Schutzauftrag kann häufig nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr erfüllt werden. Präventive Arbeit ist unter den gegebenen Umständen nicht mehr möglich“, so die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle. „Bund, Länder und Kommunen müssen gemeinsam handeln, um diese Abwärtsspirale zu durchbrechen. Wir brauchen dringend Investitionen in Personal, Strukturen und Rahmenbedingungen, um die wichtigen Aufgaben der Jugendhilfe zu sichern.“
Aktuelle Daten aus ver.di Befragungen zeigen, dass gerade in den Allgemeinen Sozialen Diensten eine starke Fluktuation herrscht und viele Stellen unbesetzt sind. Neue Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter werden eingearbeitet und verlassen aufgrund der hohen psychischen Belastung und der Vielzahl der Fälle den ASD nach kurzer Zeit. Gerade durch die Coronapandemie und die Inflation waren in den letzten Jahren ein Anstieg der Fälle und der Problemlagen der Familien zu verzeichnen.
Die in ver.di organisierten Beschäftigten der Jugendämter kritisieren, dass gesetzlich vorgeschriebene Personalbemessungsverfahren in vielen Dienststellen nicht angemessen durchgeführt werden. Dadurch sind nicht genug Stellen vorhanden, um die anfallenden Aufgaben bewältigen zu können. Dies führt dazu, dass sowohl für die Kinder und Familien als auch für die Einarbeitung neuer Beschäftigter keine Zeit vorhanden ist. Die neuen Beschäftigten sind daher oft ohne Anleitung mit einer hohen Arbeitsbelastung konfrontiert. Auch sinkt die Zahl möglicher Bewerberinnen und Bewerber, da die Situation in den Jugendämtern in Fachkreisen bekannt ist. Zeit für Fortbildungen, Supervision oder dringend notwendigen fachlichen Austausch bleibt meist auf der Strecke.
Die Gewerkschaft ver.di fordert dringende Maßnahmen, um die Handlungsfähigkeit der Jugendämter wiederherzustellen und den Kinderschutz zu stärken. Dazu soll ein gemeinsamer Kinderschutzgipfel von Bund, Ländern und Kommunen einberufen werden, um einen nationalen Rettungsplan zu erarbeiten. Gleichzeitig müssten die Kommunen mit den notwendigen finanziellen Mitteln ausgestattet werden, wobei eine fachliche Begleitung durch die Länder sicherzustellen sei.
Zur Sicherung der Qualität in der Arbeit der Jugendämter schlägt ver.di bundesweite Standards für strukturierte Einarbeitungs- und Qualifizierungskonzepte vor. Zudem sei ein systematischer Ausbau der Studienplätze für Soziale Arbeit an öffentlichen Hochschulen erforderlich, der durch die Länder in Zusammenarbeit mit finanzieller Unterstützung des Bundes realisiert werden solle.
Ein weiterer zentraler Punkt ist die Begrenzung der Fallzahlen im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) auf maximal 28 Fälle pro Vollzeitstelle, gekoppelt an eine bedarfsgerechte Personalplanung. Um die psychischen und fachlichen Belastungen der Beschäftigten zu bewältigen, wird die Einrichtung von Supervision, Fach- und Rechtsberatung als Standard gefordert.
Mit diesen Sofortmaßnahmen soll der Kinderschutz in Deutschland nachhaltig gestärkt und die Leistungsfähigkeit der Jugendämter gewährleistet werden.
Quelle: Die Berichterstattung erfolgt unter Verwendung einer Pressemitteilung der Gewerkschaft ver.di