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Von Thomas Thöne
Von Anfang an war klar: Das wird kein medizinischer, sondern ein politischer Fall. Die Insolvenz der Maul-Klinik war noch nicht ausgerufen, da zückte die SPD schon das Megafon: Die Stadt und der Freistaat Bayern müssen kaufen! Ohne vorher auch nur mit Letzterem geredet zu haben. Forderungen sind schnell gestellt, vor allem, wenn andere sie erfüllen sollen.
Da wollte die CSU natürlich nicht hinterherhinken. „Ein Stück Ingolstadt darf nicht sterben!“, tönte es – und schon posierte ein Stadtratskandidat vor der Klinik und drehte ein Video, andere veröffentlichten in den sozialen Medien Bildchen mit Rettungstext. Der Ton laut, das Pathos maximal. Politisches Laientheater mit Intensivgefühl – irgendwo zwischen Casting-Show und Bürgernähe zum Selbstdrehen.
Und weil SPD und CSU öffentlich Feuerwehr spielten, musste der Oberbürgermeister zwangsläufig mitlöschen. Nicht, weil er wollte, sondern weil Wegsehen nach Untätigkeit ausgesehen hätte. Dabei hätte ein einfacher Anruf der Ingolstädter SPD, die das Rettungsspektakel überhaupt erst startete, bei der Geschäftsführung des Klinikums gereicht, um zu erfahren, warum der Aufsichtsrat sich bereits gegen einen Kauf entschieden hatte – wenn man schon dem eigenen Aufsichtsratsmitglied nicht glaubt. Aber wozu reden, wenn man auch symbolisch löschen kann? In Ingolstadt ist scheinbare politische Aktivität schließlich wichtiger als ein Ergebnis.
Doch Vertrauen in Fachverstand gilt hier offenbar als Schwäche. Also ordnete Oberbürgermeister Michael Kern (CSU) eine zweite Prüfung an. Echt jetzt? Misstrauen als Verwaltungsprinzip – oder einfach die Angst, ohne Tatkraft dazustehen, während sich SPD und CSU als Retter inszenieren.
Am Ende stand dasselbe Nein – diesmal allerdings hübsch verpackt als Aktivität. Hauptsache, man konnte zeigen, dass man was tut.
Gestern also der städtische Schlussakt: Geheime Sitzungen, einstimmiger!!! Beschluss, kein Kauf. Öffentlichkeit ausgeschlossen, Transparenz abgeräumt – wie immer, wenn’s ernst wird in Ingolstadt.
CSU-Vize Hofmann beklagt zu Recht, das Verfahren sei zu intransparent gewesen. Nur schade, dass die eigene CSU-Fraktion das genauso beschlossen hat – und der Oberbürgermeister, Herr der Tagesordnung, aus der gleichen Partei kommt. Das nennt man dann wohl Kritik im Familienkreis.
SPD und CSU sind wieder pragmatisch, der OB erleichtert, die Bürger draußen. Dabei hatte die Politik längst eine enorme Erwartung in der Bevölkerung und bei den Beschäftigten der Klinik Maul geschürt – eine Rettung, die von Anfang an nicht erfüllbar war. Das hätte jedem klar sein müssen, der sich nur oberflächlich mit der Lage der Kliniklandschaft und der neuen Krankenhausgesetzgebung befasst hat. Aber wer denkt, wenn er gerade sendet?
Die Folge: eine erfolglose Onlinepetition an den Oberbürgermeister, enttäuschte Bürgerinnen und Bürger sowie Beschäftigte, die sich Hoffnung machten – und sich am Ende am Nasenring durch die Arena führen ließen. Politik als Zirkusnummer, Publikum inklusive. Zurück bleibt ein Verlust an Vertrauen in die kommunalpolitisch Handelnden. Und die Frage: Wer davon wohl profitiert – bei der Kommunalwahl 2026 in Ingolstadt?
Die Maul-Klinik war nie das Herz der Ingolstädter Kommunalpolitik, aber sie ist zum Ventil geworden – als Symbol für eine Stadtpolitik, die lieber sehr laut fordert als erklärt. Ein Sommer voller Maulhelden, die starteten wie ein Tiger und landeten wie ein Bettvorleger.
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