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Die Gesundheitsversorgung der Region 10 ist ernst – nur der Umgang damit wirkt zunehmend wie ein Bühnenstück. Auslöser des jüngsten Dramas: die CSU. Erst das Fusionsgutachten schreddern und damit den mühsam aufgebauten regionalen Konsens in Trümmer legen, dann ein neues Gutachten ankündigen. Das politische Nachbeben machte die nun anstehende Sondersitzung des Stadtrats überhaupt erst nötig.
Am morgigen Mittwochabend tritt das Gremium im Großen Sitzungssaal des Neuen Rathauses zusammen. Beginn: 18 Uhr. Offiziell geht es um die Zukunft des Klinikums Ingolstadt, inoffiziell um Glaubwürdigkeit – und um die Frage, wie man im kommunalen Dauerwahlkampf den Patienten Klinikpolitik weiterbeatmet, ohne das Publikum zu ermüden.
Vom Fusionsplan zum Scherbenhaufen
Eigentlich war die Sache klar: Kliniken zusammenlegen, Strukturen straffen, Defizite dämpfen – ein Lehrbuchfall interkommunaler Vernunft. Doch die CSU zog den Stecker. Das PwC-Gutachten politisch zerrissen, die jahrelange Arbeit gleich hinterher. Seither heißt das CSU-Zauberwort „Kooperation“. Klingt freundlich, meint: Wir vertagen den Konflikt, bis der Wahlkampf vorbei ist.
Ein neues kostspieliges Gutachten ist ausgeschrieben und wird zeitnah vergeben, um den „weiteren Weg der Zusammenarbeit“ zu prüfen – vielleicht sogar mit der Maul-Klinik, vielleicht auch ohne. Wann es kommt? Unklar. Was es kostet? Natürlich geheim. Aber sicher ist: Die Bürgerinnen und Bürger dürfen wieder zahlen, diesmal für die nächste Runde Papierdiagnostik.
Infohäppchen statt Klartext
Die Bürgerschaft, die am Ende die Zeche zahlt – für das erste PwC-Gutachten und das kommende Folgegutachten –, bekommt von alldem nur Bruchstücke serviert. Ein paar Zahlen hier, ein paar Formulierungen dort. Der Rest bleibt „in Abstimmung“. Und es spricht wenig dafür, dass das in der morgigen Sitzung anders wird.
Parteien zwischen Konzept und Kampagne
Während die CSU ihren Kurs neu sortiert, versucht die SPD, politisches Profil zu behalten.
Erst forderte sie die Rettung der Maul-Klinik, dann eine offene Debatte, schließlich eine funktionierende Notaufnahme – jede Woche ein neuer Antrag, jede Pressemitteilung ein Hilferuf.
Was als Gesundheitspolitik begann, klingt inzwischen nach Wahlkampf pur, egal ob von SPD oder CSU.
Wobei die SPD die Dominosteine in der politischen Sommerpause zum Umkippen gebracht hat. Die CSU konterte mit der Vision vom „Maximalversorger“ und einer „zentralen Rolle“ des Klinikums – Worte mit Hochglanz, aber ohne Unterbau. Nicht anders als die SPD: Konzept? Fehlanzeige. Zahlen? In Arbeit. Verantwortung? Auf mehrere Gutachten verteilt. Der Stadtrat spielt Krankenhaus – nur ohne Diagnose.
Sondersitzung, Diagnose unklar
Auf dem Papier klingt’s harmlos: „Medizinstrategie“, „Notfallversorgung“, „Personalsituation“.
In Wirklichkeit geht’s um die große Frage, ob das Klinikum künftig geführt oder nur noch verwaltet wird – und wer dabei das Skalpell hält.
Zwei Punkte, die seit Monaten schwelen, aber keiner richtig anfasst: eine Strategie, die niemand erklären kann und ein Klinikum Ingolstadt, das Versorgung bei der Integrierten Leitstelle immer wieder abmeldet.
Am Mittwoch soll das alles besprochen werden – öffentlich, versteht sich. Doch sobald’s konkret wird, schließt sich wie immer die Tür zum nichtöffentlichen Teil. Da, wo Zahlen, Verträge und Verantwortung warten – die wahren Patienten der Ingolstädter Gesundheitspolitik.
Aktenzeichen V0657/25: Transparenz auf Rezept
Auch das steht auf der Tagesordnung: die offizielle Beschlussvorlage V0657/25, ein Stück Amtsprosa mit chirurgischer Präzision. Der Stadtrat soll das sogenannte „Nabe-und-Speichen-Modell“ für die Kliniken der Region abnicken – organisatorisch, rechtlich, finanziell, steuerlich.
Bis Mitte 2026 soll’s Ergebnisse geben. Ein Modell also, das schon jetzt mehr mit Drehbewegung als mit Richtung zu tun hat. Dazu: eine kleine Sensation der Bürokratie. Wer das alte PwC-Gutachten einsehen will, muss zuvor eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnen – streng vertraulich, online, personalisiert. Kopien verboten, Arbeitsmaterial zu vernichten, Schweigepflicht lebenslang.
Transparenz made in Ingolstadt: Wissen darf man nur, wenn man schwört, nichts zu sagen. Natürlich schon gar nichts gegenüber der Öffentlichkeit, die aber am Wahltag im März hoffentlich schön brav und fleißig wieder zum Wählen geht, bei der anstehenden Kommunalwahl.
Nachklapp: Tiger oder Bettvorleger
Bleibt die Frage, was die CSU nun eigentlich will. Sie hat die „gemeinsame Weiterentwicklung“ beschworen und das Klinikum als „zentralen Maximalversorger“ ausgerufen – große Worte, wenig Substanz. Morgen Abend wird sich zeigen, ob daraus Politik wird oder wieder nur Papier.
Die Öffentlichkeit darf gespannt sein, wie sich die CSU in der Sitzung präsentiert. Sie wird das weitere, teurere Gutachten mit dem Ziel einer Fusion wohl mittragen. Schlimmstenfalls endet es wie so oft in Ingolstadt: Gestartet wie ein Tiger – gelandet wie ein Bettvorleger.
Quelle: Eigene Berichterstattung
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