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Von Thomas Thöne
In wenigen Wochen treffen die wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger in Ingolstadt eine wichtige Wahlentscheidung: Wer soll die nächsten sieben Jahre lang ihr neues Stadtoberhaupt werden, nachdem sich der Amtsinhaber vorzeitig aus dem Amt nach München verabschiedet?
Die Wahl findet in einer Zeit statt, in der die Stadt in einer völlig desolaten Finanzlage ist und weiterhin nicht abzusehen ist, wie ein durch die Regierung von Oberbayern genehmigungsfähiger Haushalt für dieses Jahr und die Folgejahre zustande kommen soll.
Es läge also auf der Hand, dass von der Bewerberin und den Bewerbern für das Amt des Stadtoberhaupts hierzu Lösungskonzepte präsentiert werden. Hier heißt es: Fehlanzeige! Was Ingolstadt bei den männlichen Kandidaten gerade erlebt, könnte die Überschrift tragen: „Ingolstadt sucht den sympathischsten Oberbürgermeister“.
Die Kandidaten führen einen Kuschelwahlkampf, ohne ihr eigenes Wahlkampfthema gefunden zu haben. Der Wählerschaft wird eine Soße der Harmonie präsentiert und angebliche Konzepte, die sich in Allgemeinplätzen erschöpfen. Die veröffentlichten Konzepte, Kernthemen oder gar Visionen sind das Papier nicht wert, auf dem diese gedruckt sind. Es fehlt die klare Aussage, wie die fast gleichen Versprechen finanziert und konzeptionell umgesetzt werden sollen.
Es ist von den Aussagen der Kandidaten her und den veröffentlichten Papieren kaum ein Unterschied zwischen den Bewerbern von CSU, FREIEN WÄHLERN und des Ingolstädter Wahlbündnisses festzustellen. Die Kandidatin der AfD hat noch keine Diskussion mit den Kandidaten absolviert. Nach dem Motto: Wer nichts sagt, macht auch nichts falsch. Die Stammwählerschaft ist mir sicher, und die Protestwähler auch.
Noch nie habe ich in einem Ingolstädter Kommunalwahlkampf bei meinen täglichen Begegnungen und Gesprächen so oft die Aussage gehört: „Ich weiß nicht, wen ich wählen soll.“ Dies sind keine Unentschlossenen, sondern ratlose Wahlberechtigte. Nicht wenigen Gesprächspartnern ist die Kandidatenauswahl zu gering. Wie bekannt, haben BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, DIE LINKE, ÖDP und UWG auf eigene Kandidaten verzichtet. Diese sind ein Bündnis mit dem SPD-Kandidaten eingegangen, was die Schwäche der genannten Parteien offenbart, in den eigenen Reihen geeignete Kandidaten zu finden. Jakob Schäuble (FDP) hat aus familiären Umständen auf eine Kandidatur verzichtet.
Der Bündniskandidat Christian De Lapuente (SPD) führt einen finanziell erheblich kostspieligen Wahlkampf. Er nutzte dazu bisher mehrfach ein teures Ingolstädter Medium, bei dem es so wirkt, dass es ihm in der Wahlkampfberichterstattung sehr wohlgesonnen ist. In sozialen Medien ist er omnipräsent. Man kann sich ihm nicht entziehen, sodass er im Netz schon aufdringlich wirkt.
Michael Kern (CSU) tritt im Wahlkampf – wenn man dieses Wort in Ingolstadt derzeit überhaupt verwenden kann – sehr zurückhaltend auf. Hier drängt sich die Frage auf, ob er es allein mit Händeschütteln in den Rathaussessel schafft.
Stefan König (FREIE WÄHLER) lässt mit Lösungsansätzen zur Ingolstädter Kommunalpolitik noch auf sich warten. Er konzentriert sich derzeit darauf, seinen Bekanntheitsgrad als OB-Kandidat zu steigern. Als Newcomer könnte König in der ersten öffentlichen Diskussion mit den politischen Mandatsträgern De Lapuente und Kern gleichziehen. Ob dies an der Stärke von König liegt oder der Schwäche der anderen Podiumsteilnehmer, bleibt im Auge des Betrachters.
Es bleibt abzuwarten, ob die Kandidaten ihr Wahlkampfthema noch finden und Lösungsansätze für die Finanzmisere der Stadt entwickeln oder ob die Ratlosen mit dem Stimmzettel in der Hand immer noch ratlos bleiben. Der Ausgang der Wahl? Derzeit völlig offen.