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Lösel, Scharpf und der CSD

Lösel, Scharpf und der CSD

Von Thomas Thöne

Die Überraschung bei manchen politischen Akteuren war groß, als bekannt wurde, dass Oberbürgermeister Dr. Christian Lösel (CSU) die Schirmherrschaft für den ersten Ingolstädter Christopher Street Day (CSD) übernimmt. Immerhin ist weder Lösel, noch die Ingolstädter CSU, bisher besonders durch eine progressive Gleichstellungspolitik oder durch ein starkes politisches Engagement zum Thema Lesben, Schwule oder Diversity aufgefallen.

Für einen Schirmherrn ziemt es sich normalerweise, dass er auf der Veranstaltung, für die er die Schirmherrschaft übernommen hat, ein Grußwort spricht oder er sich persönlich sehen lässt. Das vermied Christian Lösel am gestrigen Tag. Dementsprechend bissige Kommentare gab es von Teilnehmerinnen und Teilnehmern des ersten Christopher Street Day.

Es wäre für Lösel sicherlich kein Problem gewesen, sich für eine halbe Stunde vom Tag der offenen Tür loszusagen, um als Schirmherr auf dem CSD zu fungieren. Wäre es eine Veranstaltung der CSU gewesen, beispielsweise mit Ministerpräsidenten Söder, wäre Lösel dies bestimmt gelungen. Wenn man dem CSU-Kandidaten für das Amt des Ingolstädter Oberbürgermeisters, im März kommenden Jahres, wohlgesonnen ist, könnte man sagen, seine Abwesenheit als Schirmherr vom CSD war politisch ungeschickt.

Eine politische Steilvorlage dürfte der Herausforderer der SPD bei der Oberbürgermeisterwahl, Dr. Christian Scharpf, wohl gedacht haben, als er in einer Pressemitteilung in Bezug auf Dr. Christian Lösel formulierte: „Leider traut er sich noch nicht, persönlich zu kommen. Aber ich kann ihn beruhigen: Die Ingolstädter Bevölkerung ist viel liberaler und toleranter als die CSU glaubt!“

Wer Christian Lösel, über viele Jahre politisch kennengelernt hat, der wird ihm so einiges zutrauen. Vor einem Grußwort beim CSD wird er sich sicherlich nicht abschrecken lassen. Lösel hat halt einfach bei den Terminen andere Prioritäten gesetzt, wobei ihm der CSD hier nicht so wichtig war.

Was Lösel alles zuzutrauen ist, werden die politischen Mitbewerber bis zur Kommunalwahl noch ausreichend erleben, wenn der derzeit amtierende OB medienwirksam sich immer wieder mit neuen Ideen und Projekten dem geschätzten Wahlvolk zuwenden wird. Vermutlich werden sich einige politische Akteure auch nach der Kommunalwahl die Augen reiben, was möglicherweise in Lösels Schubladen noch an Veränderungspotenzial schlummert, für eine zweite Amtsperiode. Es ist ja hinlänglich bekannt, dass gerade die politisch, für die Bevölkerung, unangenehmen Dinge zeitnah nach der Wahl umgesetzt werden, in der Hoffnung auf ein Kurzzeitgedächtnis beim Wahlvolk.

Wie gut beraten der SPD-OB-Bewerber Scharpf war, Lösels Abwesenheit beim ersten Ingolstädter CSD in einer Pressemitteilung zu thematisieren wird sich zeigen. Er hätte der Versuchung vielleicht besser widerstehen sollen. Wie kommentierte ein Ingolstädter Wähler zu Scharpfs Pressemitteilung auf Facebook: „Ich denke, man muss nicht aus allem Wahlkampfgetöse machen“. Wenn man dem SPD-Kandidaten wohlgesonnen ist, könnte man sagen, der Hinweis die Abwesenheit von Lösel, als Schirmherr vom CSD, war politisch ungeschickt.

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