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Freitag, irgendwann zwischen Routine und Resignation: Die Maul-Klinik schließt. Kein Notruf mehr, keine Aufnahme, kein Licht mehr in der Notaufnahme. Nur noch das Echo politisch geweckter Hoffnungen. Geändert hat sich nichts.
Damit endet eine fast hundertjährige Klinikgeschichte – und zugleich eines der aufschlussreichsten Kapitel Ingolstädter Kommunalpolitik. Was als Insolvenzverfahren begann, endete als politische Inszenierung. Übrigens: dieselbe Entscheidung, die der Aufsichtsrat des Klinikums bereits einmal getroffen hatte – vor dem erneuten Prüfungsauftrag durch Oberbürgermeister Michael Kern (CSU).
Seit der Eigeninsolvenz Mitte August stand der Ausgang fest – nur das Schauspiel darum zog sich noch hin. Noch bevor das Verfahren offiziell lief, hatte die SPD den Ruf nach Rettung in die Mikrofone gerufen: Die Stadt muss kaufen! Der Freistaat soll helfen! Forderungen ohne Konzept, aber mit Kameraeffekt. Die CSU konterte mit Pathos und eigenen Social-Media-Fotos. Bürgernähe zum Selbstdrehen.
Oberbürgermeister Kern wollte anfangs gar nicht mitspielen – musste dann aber doch auf die Bühne. Denn wer in Ingolstadt nichts sagt, gilt schnell als untätig. Also ließ Kern erneut prüfen, was längst geprüft und abgelehnt war: ein städtischer Einstieg in die Klinik. Das Ergebnis: wieder ein Nein – diesmal hübsch verpackt als „zweite Prüfung“. Aktivität fürs Protokoll.
Die entscheidende Sitzung fand, wie so oft, hinter verschlossenen Türen statt. Einstimmig, geheim, alternativlos. CSU-Vize Christopher Hofmann kritisierte später das Verfahren – allerdings war seine eigene Fraktion Teil des Problems. Kritik im Familienkreis, man kennt das.
SPD und CSU erklärten die Sache danach für erledigt. Das Klinikum versprach Versorgungssicherheit, die Stadt Zuversicht. Wie das konkret aussehen soll, weiß niemand. Beruhigend klingt’s trotzdem.
Zwischen Schlagzeilen und Sitzungsprotokollen geriet fast unter, worum es eigentlich ging – Menschen, die hier gearbeitet, vertraut und gepflegt haben. Patientinnen und Patienten, die die familiäre Versorgung genau in dieser Klinik geschätzt haben. Für die rund 140 Beschäftigten bedeutet die Schließung mehr als das Ende eines Arbeitsplatzes – es ist das Ende einer beruflichen Heimat.
Bürgerinnen und Bürger hatten bis zuletzt gehofft, eine Petition gestartet, Unterschriften gesammelt – vergeblich. Dabei hätte jedem klar sein müssen: Selbst ohne politische Inszenierung hätte die Bundeskrankenhausreform kleinen Häusern wie der Maul-Klinik kaum eine Überlebenschance gelassen. Mindestmengen, Ambulantisierung, Vorhaltepauschalen – die Luft wurde dünn. Nur sprach in Ingolstadt kaum jemand darüber. Man spielte lieber Empörung.
Offiziell gilt die Patientenversorgung als gesichert. Es wird sich schon an diesem Wochenende zeigen, ob und wie das Klinikum Ingolstadt die zusätzlichen Notfallpatientinnen und -patienten versorgen kann, die bisher in der Klinik Dr. Maul behandelt wurden.
Auswirkungen wird der Wegfall der Klinik Dr. Maul allerdings auch auf das ambulante Operieren mehrerer niedergelassener Ärztinnen und Ärzte haben. Wie sich das konkret auswirkt, werden Patientinnen und Patienten schon bald spüren – wenn sie vor Ort länger auf OP-Termine warten müssen.
Was bleibt, ist mehr als der Verlust eines Krankenhauses. Die Maul-Klinik ist Symbol geworden für eine Politik, die laut fordert, wenn die Kameras laufen – und am Ende leise verschwindet.
Am Freitag verstummte in der Klinik Dr. Maul das letzte Telefon in der Notaufnahme.
Drinnen roch es zuletzt nach Desinfektionsmittel und Abschied. Draußen lief das Leben weiter, als wäre nichts gewesen.
Transparenzhinweis: Eigene Berichterstattung.
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