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Mehr Jugendpolitik – was vom Abend unterging

Mehr Jugendpolitik – was vom Abend unterging

O-T(h)öne gibt Fraktionen und Gruppierungen im Ingolstädter Stadtrat, sowie ausgewählten Personen des gesellschaftlichen Lebens und aus dem journalistischen Bereich, in der Rubrik "Aus fremder Feder", die Möglichkeit eines Gastkommentars zur Ingolstädter Kommunalpolitik. Das Thema ist durch den Gastkommentator frei wählbar, ebenso die Länge des Textes. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser des Gastkommentars.

Gastkommentar von Petra Kleine, Oberbürgermeisterkandidatin und Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN

Am Mittwoch war wieder ein OB-Hearing mit allem Kandidaten*innen, dieses Mal im Piusviertel. Die harte Variante: 4 Stunden. Und die auf einem rutschigen Barhocker. Anders als man vielleicht denkt oder es im Livestream erlebte, wurden dort nicht nur Wahlkampf-Parolen gesprochen und Monologe gehalten, es wurde auch (einander) zugehört. Ein Thema möchte ich nochmal aufgreifen, für das sich Karoline Schwärzli-Bühler an diesem Abend stark gemacht: „Es gibt keine Jugendpolitik in Ingolstadt!“ sagte sie in aller Deutlichkeit. Ich will es auch deswegen hier verstärken, weil ein großer Teil des Abends leider wieder für die Aufarbeitung der Stadtratsklimas und der neuen Vorwürfe um Ex-OB Dr. Lehmann verwendet werden musste, anstatt die Situation junger und älterer Menschen im Piusviertel vertiefen zu können. Mehr Jugendpolitik war an diesem Abend einigen ein ganz zentrales Anliegen, was aber in der Berichterstattung etwas unterging.

Ganz klar wurde: als GRÜNE OB-Kandidatin bin ich und war die Mehrheit der OB-Kandidaten und der dahinter stehenden Parteien sind FÜR ein echtes Jugendparlament – mit Jugendlichen aus allen Stadtteilen und Schulen, mit Rederecht im Stadtrat, mit Antragsrechten und einem Etat. Das wird von der CSU nicht so gesehen.  Diesen Unterschied muss man (als junger Mensch) wissen.

Deutlich wurde auch: wir brauchen wieder mehr aufsuchende Jugendarbeit und mehr lockere, selbstverwaltete Treffpunkte für Jugendliche wie Bauwagen u.ä. Das gab es einmal. Dann wurde das Konzept aufgegeben, Jugendarbeit kam an die Schulen, Streetwork fand nicht mehr statt, einen mobilen Treff gab es noch, kaum aufsuchend. Gerade in den dicht bewohnten Viertel, die einen hohen Jugendlichen- und Migrationsanteil haben, erreichen wir viele aber nicht mehr über die Schulen. Wir müssen diese Jugendlichen mit mobiler, aufsuchender Jugendarbeit, mit Streetwork, wieder gezielt unterstützen. Dazu braucht es politische Rückendeckung. Es würde der Stadt sehr viel nutzen und den Jugendlichen sowieso. Das wäre Jugendpolitik.

Um es etwas bildlicher zu sagen: Eine Polizei kann wenig mehr tun als die „ungeschickten“ Jugendlichen fangen. Gute Streetwork, also gut gemachte aufsuchende Jugendsozialarbeit, kriegt sie aber alle - und kann sie auffangen!
Ich möchte als OB-Kandidatin auch ganz deutlich dafür werben, die Arbeit zum Beispiel des Jugendmigrationsdienstes der evangelischen Aussiedlerarbeit zu stärken. Sie weniger abhängig machen von befristeten EU-Projektmitteln und diese Angebote mehr zu verstetigen. Von der Stadt aus und als freiwillige Leistung. Ich habe kürzlich in einer der Last-Minute-Börsen für Ausbildungsplätze mit vielen gesprochen: Da ist soviel Wollen und Potenzial in den Jugendlichen, das liegenbleibt, das wir liegen lassen. Das müssen wir entwickeln, gerade mit und für die jungen Menschen, die bis zur Berufsausbildung mehr Hürden überwinden müssen als andere. Das auszubildende Handwerk wäre uns dankbar und die Jugendlichen sowieso.

Ich nehme es verstärkt mit in den Wahlkampf und in die nächste Stadtratsperiode – ob als GRÜNE Oberbürgermeisterin oder als Stadträtin und auf jeden Fall gemeinsam mit allen, denen dies auch ein Anliegen ist. Danke an SAMI e.V. und GIVUS e.V für dieses OB-Hearing im Pius-Viertel – der Ort, an dem wir miteinander sprechen wirkt an einem solchen Abend mit, und das ist gut so.

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