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Was als parteiinterne Diskussion über Vorgänge rund um eine Ballveranstaltung begann, hat sich in der CSU Ingolstadt zu einem exemplarischen Fall für Machtpolitik, strategisches Taktieren und innerparteiliche Verantwortung ausgewachsen. Markus Meyer, JU-Stadtrat und CSU-Ortsvorsitzender, rückte dabei zunehmend in das Zentrum der internen Auseinandersetzungen – nicht, weil er Opfer von Diffamierung geworden wäre, sondern weil immer mehr Parteimitglieder den Eindruck gewannen, Meyer sei nicht am Wohl der Partei, sondern in erster Linie an der Durchsetzung eigener Interessen gelegen, so die Einschätzung mehrerer CSU-Mitglieder.
Im Mittelpunkt steht dabei nicht der CSU-Kreisvorsitzende Stefan Huber, gegen den über Monate hinweg Ermittlungen geführt wurden. Diese wurden mittlerweile eingestellt. Die Staatsanwaltschaft hat keinen strafrechtlich relevanten Verdacht festgestellt. Lediglich in einem untergeordneten Einzelfall wurde ein Verfahren nach §153a StPO eingestellt – was einem Schuldeingeständnis ausdrücklich nicht gleichkommt. Huber ist damit nicht Täter, sondern klar erkennbar das Opfer eines politischen Klimas, das in Teilen von Misstrauen, anonymer Stimmungsmache und persönlichen Animositäten geprägt war.
Der Mann, der nicht locker ließ
Markus Meyer hatte CSU-intern das Thema Ballkarten und angebliche finanzielle Unregelmäßigkeiten thematisiert – zunächst im Kreisvorstand, dann mit steigender Hartnäckigkeit in weiteren Sitzungen, auch nachdem Gremien längst eine rechtliche Klärung herbeigeführt und die betreffenden Vorgänge gebilligt hatten. Doch Meyer ließ das Thema nicht ruhen. Parteikollegen berichten von einem auffälligen Eifer, mit dem Meyer die Debatte am Laufen hielt – selbst dann noch, als andere längst zur Sachlichkeit und innerer Geschlossenheit aufriefen.
Politisches Kalkül?
War das hartnäckige Festhalten an Vorwürfen ein Akt innerparteilicher Hygiene – oder gezielte Machtstrategie? In CSU-Kreisen verdichten sich die Stimmen, die Letzteres vermuten. Markus Meyer, so wird berichtet, habe auf eine Veränderung an der Spitze des CSU-Kreisverbands hingearbeitet, um sich selbst strategisch für einen guten Platz auf der Stadtratsliste 2026 in Stellung zu bringen. Huber war da offenbar ein Hindernis – zu beliebt in der Parteibasis, zu präsent, zu gut vernetzt.
Doch damit nicht genug: Intern wird kolportiert, Meyer habe mit einer Landtagskandidatur geliebäugelt – möglicherweise als Gegenkandidat zum amtierenden CSU-Landtagsabgeordneten Alfred Grob bei der kommenden Nominierung. Das würde erklären, warum Meyer es sich offenbar zum Ziel gemacht hat, parteiinterne Kräfteverhältnisse nachhaltig zu verschieben.
In diesem Zusammenhang berichten CSU-Mitglieder von einer internen WhatsApp-Gruppe mit dem kryptischen Namen „BlackBOX“. Der Titel wirft Fragen auf: Anklänge an eine „Blackbox“ – also etwas, das sich der Kontrolle und Einsehbarkeit entzieht – sind kaum von der Hand zu weisen. Für politische Beobachter ein vielsagendes Signal – so offen und direkt zeigt sich innerparteilicher Machtkampf nur selten.
Lebensmittelpunkt München?
Ein weiterer Aspekt, der in den Reihen der CSU zunehmend für Stirnrunzeln sorgt: CSU-Mitglieder berichten, der Stadtrat sei nicht nur beruflich in München tätig, sondern wohne dort inzwischen auch mit seiner Familie. Eine Situation, die Zweifel aufwirft, ob Meyer den politischen Anspruch, die Interessen Ingolstadts im Stadtrat zu vertreten, noch glaubwürdig erfüllen kann – oder ob sein Engagement zunehmend der Karriereplanung in der Landeshauptstadt dient.
Die Situation im CSU-Kreisverband
Dabei braucht die CSU Ingolstadt gerade jetzt Klarheit, Geschlossenheit – und eine Rückbesinnung auf ihre politische Verantwortung gegenüber der Stadt. Inmitten einer finanziellen Krise, mit wachsender öffentlicher Erwartung und sinkendem Vertrauen in politische Repräsentanz, wirken die parteiinternen Auseinandersetzungen nicht nur selbstbezogen, sondern potenziell schädlich für das Gemeinwesen.
Der CSU-Kreisvorsitzende Stefan Huber, der zwischenzeitlich auch aus gesundheitlichen Gründen sein Amt ruhen ließ, galt vielen in der Partei als Hoffnungsträger. Als jemand, der die Basis erreicht, offen kommuniziert und sich um das Miteinander bemüht – nicht ohne Ecken und Kanten, mitunter hemdsärmelig, aber immer in der Sache engagiert. Dass er nun als rehabilitiert gilt, ist für die Partei eine Chance – aber keine Garantie, dass sich die Risse wieder schließen lassen.
Fakten:
Wie aus CSU-Kreisen seit etwa vier Wochen berichtet wird, kandidieren die Ingolstädter Stadtratsmitglieder Markus Meyer und Veronika Hagn bei der Kommunalwahl im Frühjahr 2026 nicht mehr für den Ingolstädter Stadtrat. Diese Information wurde dem erweiterten CSU-Kreisvorstand bei seiner letzten Sitzung mitgeteilt. Erstaunlich: Zu dieser Erklärung habe es von den Anwesenden weder Diskussion noch Nachfrage gegeben. Beide Stadtratsmitglieder waren nicht auf der Liste der CSU zu ihrem kommunalen Mandat gekommen, sondern über die bei der damaligen Stadtratswahl eigene Liste der Jungen Union (JU), der örtlichen Nachwuchsorganisation der Partei.
Gespräche mit Meyer und Hagn zur Aufnahme in die CSU-Stadtratsfraktion habe es bereits seit längerer Zeit gegeben. Aus der CSU wird berichtet, dass beide zunächst abwarten wollten, wer als CSU-Oberbürgermeisterkandidat aufgestellt wird, danach, ob dieser die Wahl gewinnt – später wiederum, wer bei der Kreisvorstandswahl das Rennen macht. Aus mehreren Ortsverbänden heißt es, Meyer habe Wolfgang Lamprecht zur Kandidatur gegen den CSU-Kreisvorsitzenden Stefan Huber ermutigt. Dieser scheiterte – Huber gewann.
Christopher Hofmann, stellvertretender Kreisvorsitzender der Ingolstädter CSU, bestätigte heute in einem Telefongespräch mit dem Nachrichtenportal O-T(h)öne aus irakischen Hauptstadt Bagdad, wo der Offizier derzeit im Einsatz ist, sowohl die Information des erweiterten CSU-Kreisvorstands zu den Personalien Meyer und Hagn als auch mehrere Gespräche der CSU-Stadtratsfraktion mit den beiden JU-Stadtratsmitgliedern. An diesen Gesprächen hat Hofmann für den CSU-Kreisverband teilgenommen. Diese seien offen und ohne Streit verlaufen. Es habe keinen Druck und keinen Zwist gegeben. Hagn und Meyer seien weiterhin als Vorsitzende ihrer Ortsverbände in den Kreisvorstand eingebunden.
Dreh- und Angelpunkt der Gespräche war demnach das Thema der sogenannten Mandatsträgerabgaben – finanzielle Beiträge, die Mitglieder der CSU-Stadtratsfraktion an die Partei leisten, wie Hofmann gegenüber O-T(h)öne bestätigt. Noch bevor man zu einem Ergebnis kam, erklärten Meyer und Hagn bei der letzten Gesprächsrunde, dass beide bei der nächsten Wahl kein kommunales Mandat mehr anstreben.
Wie geht es weiter?
Der Ball liegt nun bei der CSU selbst. Sie muss entscheiden, ob sie sich weiter mit parteiinternen Reibereien aufreibt oder den Weg in Richtung Sachpolitik und konstruktive Kommunalpolitik einschlägt. Der nächste Wahlkampf wirft bereits seine Schatten voraus – doch der Erfolg wird nicht an Listenplätzen entschieden, sondern daran, ob es gelingt, der Bevölkerung ein glaubwürdiges Angebot zu machen.
Fokus auf das Wesentliche
Wer glaubt, mit Tricks, Sticheleien und subtilem Druck in einer Partei Macht zu gewinnen, verwechselt demokratischen Wettbewerb mit innerparteilicher Zersetzung. Die CSU Ingolstadt kann sich das nicht leisten. Jetzt geht es darum, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen, nachdem die CSU-Stadtratsfraktion von der Wählerschaft bei der Kommunalwahl 2020 verzwergt wurde. Vertrauen zurückgewinnen gelingt nur mit Haltung, Transparenz, Engagement und richtiger Bürgernähe, nicht mit Hinterzimmermanövern.
Man darf gespannt sein, ob jetzt Ruhe einkehrt – und die CSU in der Lage ist, sich den enormen Herausforderungen der Stadt zuzuwenden, anstatt sich selbst zu zerlegen.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel basiert auf Gesprächen mit CSU-Mitgliedern, öffentlich zugänglichen Informationen und Recherche. Die dargestellten Einschätzungen spiegeln Sichtweisen aus Parteikreisen wider und verstehen sich als politische Analyse. Eine rechtliche Bewertung von Vorgängen ist damit nicht verbunden.
In einer früheren Version dieses Artikels wurde der Name einer internen WhatsApp-Gruppe innerhalb der CSU Ingolstadt fälschlich mit „Blacklist“ angegeben. Tatsächlich lautete der Name der Gruppe „BlackBOX“. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen. Die Redaktion bedauert die ungenaue Darstellung und hat den Text entsprechend korrigiert.
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