Wie der Nachrichtenkanal O-T(h)öne bereits im Juli berichtete, hat Stadtrat Michael Kern seine Bereitschaft erklärt, für die CSU in eine mögliche Oberbürgermeisterkandidatur zu gehen. Kern ist einer von zwei Bewerbern, die sich dem Votum der CSU-Mitglieder bei der Aufstellungskonferenz stellen. O-T(h)öne führte ein langes und ausführliches Gespräch dazu mit dem Christsozialen, das in mehreren Teilen veröffentlicht wird. Heute lesen Sie den zweiten Teil des Interviews.
O-T(h)öne: Wie wollen Sie als gewählter Oberbürgermeister, vermutlich ohne eigene Mehrheit nach der Kommunalwahl im März 2026, den Stadtrat hinter sich versammeln?
Kern: Als Oberbürgermeister werde ich vorangehen und immer eine Politik unterstützen der breiten Mitte, der wirtschaftlichen Vernunft und mit Herz, sodass sich auch alle Bürgerinnen und Bürger immer mitgenommen fühlen können. Als CSUler bin ich mir bewusst, dass wir derzeit im Stadtrat nur 13 Stimmen haben und dass aber die rechnerische Mehrheit 26 Stimmen bedeutet, sodass wir, selbst wenn wir den Oberbürgermeister wieder stellen, immer auch Partner aus der Mitte des Hauses benötigen. Da verfüge ich über gute Kontakte und Beziehungen in andere Parteien und Gruppierungen hinein und werde dies dazu nutzen, um allfällige Entscheidungen gut durch das Stadtratsgremium zu bringen.
O-T(h)öne: Wenn man die jüngsten Aussagen der Stadträte Schäuble und Ettinger von der FDP nachliest oder von Stadtrat Lange (UWG), der gesagt hat, ein Comeback von Christian Lösel als Oberbürgermeister wäre eine Katastrophe für den Stadtrat, eine Unmöglichkeit, liest sich das so, als sei Lösel das personifizierte Böse für viele Stadtratsmitglieder. Was sagen Sie zu diesen Aussagen?
Kern: Persönlich arbeite ich mit Christian Lösel sehr gut zusammen, als CSU-Kollege. Dem vorigen Stadtrat habe ich nicht angehört, aber ich möchte im heutigen Gespräch den Fokus auf meine Stärken legen und möchte meinen Teil dazu beitragen, dass wir als Gesamtstadt wieder vorankommen. Streitereien aus der Vergangenheit helfen uns meines Erachtens nicht weiter.
O-T(h)öne: Sie sind seit etwas über 4 Jahren Mitglied des Ingolstädter Stadtrates. Haben Sie in der Zeit politische Fehler gemacht in Ihrem Mandat?
Kern: Wenn ich selbstkritisch zurückdenke, gibt es vielleicht ein, zwei Punkte. Größere Fehler fallen mir jetzt aber wirklich nicht ein. Von dem her glaube ich, dass ich dazu in den letzten Jahren kein besonders negatives Ereignis benennen kann.
O-T(h)öne: Was wären die Punkte, bei denen Sie sagen, da würde ich jetzt anders abstimmen?
Kern: Bei einigen Punkten in finanzieller Hinsicht haben wir als CSU deutlich gemacht, dass wir Kritikpunkte haben und möglicherweise trotzdem am Ende den Vorlagen zugestimmt, auch obwohl wir Kritik offen benannt haben. Wenn man die Haushaltslage und die künftigen Ausgaben jetzt sieht, wäre vielleicht das ein oder andere Mal der Zwiespalt, weil wir immer auch das Wohl der Stadt im Auge haben. Dazu stehe ich. Da kann eine Gruppierung mit 13 Mitgliedern nicht jeden Beschluss dominieren und inhaltlich vorgeben.
O-T(h)öne: Was würden Sie als Oberbürgermeister in Bezug auf Transparenz gegenüber der Bürgerschaft anders machen?
Kern: Wichtig ist, dass unsere Bürgerinnen und Bürger in verschiedenen Formaten mitreden können. Das haben wir strukturiert. Ich werde aber auch als Oberbürgermeister viel unterwegs sein, viel auf Veranstaltungen, viel auf Festen, viele Ehrungen persönlich vornehmen und versuchen, wie ich es jetzt schon versuche, mit vielen Menschen ins Gespräch zu kommen. Da geht es mir mitnichten um große Probleme, sondern gerade auch die kleinen Sorgen sind wichtig, dass wir dort anpacken und dort angreifen, um das Leben unserer Bürgerinnen und Bürger auch besser zu machen. In den speziellen Fokus nehmen möchte ich das Thema Schule. Bei der Schule hören wir oft, dass die eine oder andere Unzufriedenheit in der Bürgerschaft und in den Familien besteht. Da werde ich eine referatsübergreifende Arbeitsgruppe einrichten mit bestehendem Personal, die sich nur mit Schulbau und Schulthemen befasst. Bei dieser Gruppe teilnehmen sollen auch die Schulbürgermeisterin und die Referenten, aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung. Dafür brauchen wir keine neuen Stellen, sondern motivierte Menschen. Wir werden uns 14-tägig unter meiner Leitung treffen und alle Themen in diesem Bereich besprechen, dass es zügig vorangeht. Es gibt beim Schulbau bereits sehr gute Beispiele, wie der Neubau der Mittelschule Südost, und diese Best-Practice-Beispiele wollen wir übertragen auf das gesamte Ingolstädter Schulwesen. Damit können wir einen wirklich guten Schritt leisten, was auch die Bürgerschaft erfreuen wird.
O-T(h)öne: Wäre es da nicht sinnvoll, in diese Arbeitsgruppe auch Vertreter eines Gesamtelternbeirates aufzunehmen?
Kern: Das soll weniger eine Meinungsaustauschgruppe werden, sondern eine reine Arbeitsgruppe, die auf effektive Abarbeitung der Themen aus ist. Das durchaus wichtige Gespräch mit den Elternbeiräten, das müssen wir im Vorfeld oder an anderer Stelle machen. Die von mir einzusetzende Arbeitsgruppe wird sich mit einer konsequenten Abarbeitung und Umsetzung der Themen befassen, im Grunde dann, wenn genug geredet ist, dann wenn es gemacht gehört.
O-T(h)öne: Mit Blick auf die Oberbürgermeisterwahl: Was halten Sie von dem geplanten Ingolstädter Wahlbündnis, dem auch die Linken angehören, das auch dazu dient, einen Oberbürgermeister der CSU zu verhindern?
Kern: Ich respektiere jede Kandidatenaufstellung, ob sie von einer Partei kommt oder von mehreren, wie mir übrigens auch wichtig ist, dass ich die Stadtratskollegin und den Stadtratskollegen, der von Ihnen genannten Linken, sehr schätze. Dass man eigene Kandidaten und Kandidatinnen aufstellt, ist selbstverständlich nur im Sinne der Demokratie. Unabhängig davon weiß ich, wenn ich gewählt bin, werde ich auch mit diesen geschätzten Stadtratskolleginnen und Stadtratskollegen vertrauensvoll, gut und zukunftsweisend zusammenarbeiten.
O-T(h)öne: Welche Bedeutung haben für Sie kritische lokale Medien, die gegenüber der Politik auch investigativ tätig sind?
Kern: Eine mutige Presse ist eine ganz wichtige Staatsgewalt. Gleich, ob das den Politikerinnen und Politikern passt oder nicht. Ich begrüße eine selbstbewusste Presse. Diese soll natürlich fair sein, so wie wir alle in unserem Umfeld immer fair sein sollen. Wir sehen uns immer alle öfter. Eine selbstbewusste, auch kritische Presse gehört selbstverständlich dazu und ist ein ganz besonders hohes Merkmal unserer geschätzten freiheitlich-demokratischen Grundordnung.
Quelle: Eigene Berichterstattung.
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