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Michael Kern (CSU) zur möglichen OB-Kandidatur

Wie der Nachrichtenkanal O-T(h)öne bereits im Juli berichtete, hat Stadtrat Michael Kern seine Bereitschaft erklärt, für die CSU in eine mögliche Oberbürgermeisterkandidatur zu gehen. Kern ist einer von zwei Bewerbern, die sich dem Votum der CSU-Mitglieder bei der Aufstellungskonferenz stellen. O-T(h)öne führte ein langes und ausführliches Gespräch dazu mit dem Christsozialen, das in mehreren Teilen veröffentlicht wird.

O-T(h)öne: Herr Kern, warum stehen Sie als Oberbürgermeisterkandidat für die CSU zur Verfügung?
Kern: Weil der amtierende Oberbürgermeister Christian Scharpf bekanntlich nach München wechseln möchte, wird der Ingolstädter OB-Posten neu zu besetzen sein. Als Stadtrat, der sieht, was alles in der Kommunalpolitik bewegt werden kann, habe ich viele Ideen, die ich gerne in der Kommunalpolitik umsetzen möchte. Ich erkenne aus den eigenen Reihen der CSU einen wirklich guten Rückhalt, sodass ich diese Kandidatur gerne mit Schwung angehe.

O-T(h)öne: Als Bezirksrat sind Sie aus Zeitgründen im vergangenen Jahr nicht nochmal angetreten. Sie erklärten dazu damals: „Die Entscheidung fiel mir nicht leicht“, haben Sie gesagt. „Ich übe die Aufgabe sehr gerne aus, möchte sie auch gut machen. Aber mit meiner beruflichen Tätigkeit, meiner Rolle als Vater zweier kleiner Kinder sowie dem Stadtratsmandat ist die Aufgabe für mich aktuell nicht optimal vereinbar.“ Was hat sich ein Jahr später geändert, dass Sie das zeitaufwendige Amt des Oberbürgermeisters anstreben?
Kern: Da hat sich nichts geändert. Ich hatte einige Zeit zwei ehrenamtliche politische Mandate, gleichzeitig ehrenamtlicher Bezirksrat in Oberbayern und in der gleichen Zeit auch Mitglied des Ingolstädter Stadtrats. Da kommt man zeitlich dann an seine Grenzen, wenn man beide Mandate mit voller Kraft und vollem Engagement ausfüllen möchte. Das ist immer mein Anspruch, das ist man auch den Wählerinnen und Wählern schuldig. Das neben einer beruflichen Vollzeittätigkeit als leitender Angestellter und auch als Vater zweier immer noch kleiner Buben. Da kommt man dann zeitlich an seine Grenzen und wenn ich Ihnen berichten darf, dass ich aufgrund meiner ehrenamtlichen Stadtratstätigkeit beinahe jeden Tag mindestens einen Termin habe, kommt man schnell zu dem Ergebnis, dass es viel besser ist, sich mit vollem Herzen auf ein Mandat zu konzentrieren. Bei mir war es im Grunde eine engere Verbindung zur Kommunalpolitik, sodass es mir im Grunde nicht schwerfiel, mich für 100 Prozent ehrenamtliche Kommunalpolitik zu entscheiden. Folge war dann, für das ehrenamtliche Bezirkstagsmandat bei der anstehenden turnusgemäßen Neuwahl nicht mehr wieder anzutreten. Dabei habe ich aber die dann neu kandidierende Christina Hoffmann mit ganzer Kraft bei deren Wahlkampf unterstützt. Ich arbeite jetzt auch sehr eng mit der Bezirksrätin Tina Hoffmann zusammen, weil wir im Grunde auch als Stadt und Bezirk an ähnlichen Themen arbeiten. Im Ergebnis also arbeite ich weiter an ähnlichen Themen, dies aber mehr fokussiert auf das Gebiet Ingolstadt und Region 10. Von daher ist es eine zeitliche Erleichterung, neben all dieser städtischen Termine nicht mehr auch noch überregionale Termine als Bezirksrat, zum Beispiel in München oder Rosenheim, wahrnehmen zu müssen. Diese Rechnung ging bisher voll auf, auch wenn das Amt als Bezirksrat in der Tat ein sehr schönes war.

O-T(h)öne: Wann ist bei Ihnen die Entscheidung gefallen, der Partei zu signalisieren, dass Sie für eine OB-Kandidatur zur Verfügung stehen?
Kern: Als der amtierende Oberbürgermeister Scharpf erklärt hat, dass er Ingolstadt in Richtung München verlassen möchte, war natürlich schnell Thema, wer denn kandidatenmäßig folgen kann. Da habe ich selbst im Grunde sofort daran gedacht und bin aber insbesondere auch dadurch bestärkt worden, dass mehrere, auch namhafte Parteimitglieder und politische Freunde, auf mich zugekommen sind mit der Aufmunterung: „Michi, du kannst das.“

O-T(h)öne: Was qualifiziert Sie, Oberbürgermeister in Ingolstadt zu sein?
Kern: Mit etwas Humor könnte ich sagen, Juristen können alles. Das ist aber deutlich zu kurz gegriffen. Als Stadtrat sehe ich ja, welches Anforderungsprofil ein Oberbürgermeister hat, und ich meine, von diesen vielen verschiedenen Segmenten einige wirklich gut bedienen zu können. Natürlich muss der Oberbürgermeister die Verwaltung im Rathaus gut führen. Das traue ich mir zu, vor allem aber auch in enger Kooperation mit unserer hochgeschätzten Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll und mit all den qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus. Zum anderen aber muss ein Oberbürgermeister auch raus zu den Leuten, darf die Stadt repräsentieren, darf Ehrungen vornehmen, ist Ansprechpartner auch für die kleinen und großen Sorgen und Nöte. All das traue ich mir ebenfalls sehr, sehr gut zu und habe da stets als großes Vorbild den hochgeschätzten Alt-Oberbürgermeister Peter Schnell im Auge, dessen Amtsführung mich im Grunde schon als Kind und Jugendlicher hoch beeindruckt hat. Ein Oberbürgermeister ist sozusagen erst der Diener und Ansprechpartner für alles, was in der Stadt so abgeht. Das traue ich mir zu. Mit ganzem Herzen und voller Kraft werde ich dafür den ganzen Tag da sein.

O-T(h)öne: Es treten verschiedene Bewerber zur Oberbürgermeisterwahl an. Die Wählerinnen und Wähler können auswählen. Warum soll die wahlberechtigte Bürgerschaft von Ingolstadt Sie wählen?
Kern: In der Demokratie ist es ja zunächst einmal gut, eine offene Auswahl zu haben, und wir haben eine offene Situation. Es gibt nicht den prädestinierten Kronprinzen oder die prädestinierte Kronprinzessin. Wir haben gewissermaßen ein freies Feld und da steht es einer Demokratie und im jetzigen Fall zunächst auch einer großen ehrbaren Partei wie der CSU gut zu Gesicht, wenn die Mitglieder über Themen diskutieren können und auch über Personen. In Rückkoppelungen mit meinen politischen Freunden bin ich der Auffassung, ein wirklich gutes Angebot präsentieren zu können. Deswegen trete ich aufrichtig voller Selbstbewusstsein vor unsere Mitglieder und mache das Angebot, mich mit ganzer Kraft und ganzem Herzen für unsere Stadt einzubringen.

O-T(h)öne: Richten wir gemeinsam den Blick einmal auf die CSU-Stadtratsfraktion. Diese hat nach Einschätzung einiger politischer Beobachter seit der letzten Oberbürgermeisterwahl 2020, in der die CSU „das Rathaus verlor“, nie mehr so richtig zusammengefunden. Aus der CSU wird berichtet, dass es in etwa drei Strömungen in der Fraktion gibt. Wie wollen Sie die CSU hinter sich versammeln, als gewählter Oberbürgermeister?
Kern: Betonen möchte ich nicht das Trennende, sondern das Verbindende, was uns miteinander zusammenhält, und da sehe ich auch in der CSU-Fraktion, dass uns so viel mehr verbindet als trennt. Ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, dass wir als CSU wieder eine breite Einigkeit zeigen, weil nur geeint und geschlossen können wir unsere volle politische Stärke entfalten.

O-T(h)öne: Es hat diese Woche einen Riesenknall in der Ingolstädter Kommunalpolitik gegeben, insbesondere in der CSU-Stadtratsfraktion. Bürgermeisterin Deneke-Stoll, Mitglied der CSU-Fraktion, hat erklärt, dass sie momentan die Arbeit in den Gremien der Partei und in der Fraktion ruhen lässt. War dieser Schritt von Frau Deneke-Stoll richtig und notwendig?
Kern: Diese Entwicklung ist insgesamt sehr bedauerlich, auch wenn die von mir hochgeschätzte Bürgermeisterin Deneke-Stoll ihre Mitarbeit ja nur ruhen lässt und nicht aufgekündigt hat. Unser CSU-Fraktionsvorsitzender Franz Wöhrl hat dazu alles gesagt. Ich möchte den Blick nach vorne richten und möchte meinen Teil dazu beitragen, dass unsere geschätzte Bürgermeisterin Deneke-Stoll hoffentlich bald wieder in der Fraktion und im Kreisverband mitarbeitet, weil nur als geeinte und geschlossene CSU können wir unsere volle politische Stärke entfalten, wie bereits gesagt.

O-T(h)öne: Nachdem die Mitteilung über den Ticker gegangen war, dass die Bürgermeisterin Deneke-Stoll die Mitarbeit in der Fraktion und in den Gremien der Partei ruhen lässt, gab es ein Facebook-Posting von CSU-Stadtrat Matthias Schickel. Was er gepostet hat, ist Ihnen bekannt. Hat Schickel mit dem Posting nicht versucht, sich auf Kosten der Fraktion zu profilieren?
Kern: Matthias Schickel ist ein sehr kluger Kopf, mit dem ich bestens verbunden bin. Seine Gedanken waren weder komplett abwegig noch gegen irgendjemanden gerichtet. Ich begrüße es ausdrücklich, wenn wir innerhalb der CSU diskutieren. Nur durch breite Diskussionen und eine fundierte Meinungsbildung innerhalb der CSU werden wir den Wählerinnen und Wählern das optimale Angebot unterbreiten können. Noch einmal, den Kollegen Matthias Schickel schätze ich sehr, weil er sich in vielen Themen, nicht nur bei Schulthemen, ganz hervorragend auskennt und auch ein guter Kamerad ist, mit dem man hervorragend diskutieren und auch viel lachen kann. Von daher: alles gut, gar kein Problem.

O-T(h)öne: Erwarten Sie aus der Gesamtsituation, in der sich die CSU-Stadtratsfraktion momentan befindet, mögliche Fraktionsaustritte?
Kern: Wenn eine Gruppe zusammenarbeitet, muss man immer darauf achten, dass alle mitgenommen werden. Das ist immer zweiseitig. Das ist zum einen die Gruppe als Ganzes, aber auch die jeweiligen Mitglieder, und wir sollten tunlichst uns miteinander vertragen. Ich kann nur hoffen, dass Kolleginnen und Kollegen im Vorfeld es ansprechen, wenn der Schuh drücken sollte. Um jetzt einmal von Hoffnung zu reden, meine Hoffnung ist schon, dass wir politisch beieinander bleiben, dass wir als CSU alle lösbaren Differenzen klären, als Fraktion genauso wie als Partei, weil nur geeint und geschlossen können wir als CSU-Fraktion und als CSU-Kreisverband unsere volle politische Stärke entfalten.

O-T(h)öne: Wäre es dann nicht sinnvoll gewesen, wenn Frau Deneke Stoll auch noch einmal mit der Fraktion das Gespräch gesucht hätte, bevor sie ihren Brief an den CSU-Kreisverband und die CSU-Fraktion versendete?
Kern: Ich möchte jetzt den Blick nach vorne richten. Es ist jetzt so, wie es ist, aber es besteht gute Hoffnung, dass wir alles wieder zusammenkriegen. Dafür will ich mich mit ganzer Kraft einsetzen.

O-T(h)öne: Ich habe schon die verschiedenen Strömungen in der CSU-Stadtratsfraktion angesprochen, solche gibt es auch im CSU-Kreisverband. Zählen Sie zum politischen „Lager“ der CSU-Ortsverbandsvorsitzenden Markus Mayer und Veronika Hagen?
Kern: Ich gehöre gar keinem Lager an, wenn überhaupt dann dem meines geschätzten Fraktionsvorsitzenden Franz Wöhrl. Mir ist wichtig, dass wir als CSU alle unsere klärbaren Streitereien und Differenzen lösen, zusammenfinden, weil, ich sage es noch einmal, nur geeint und geschlossen können wir als CSU unsere volle politische Stärke entfalten.

O-T(h)öne: Wie ist diese Einigkeit, diese Klärung zu erreichen, was müsste jetzt geschehen? Müssten Sie in Wochenendklausur gehen? Müssten Sie sich einen Mediator holen, um die ganzen strittigen Themen zu besprechen?
Kern: Da wird schon sicher die alte Weisheit gelten: Beim Reden kommen die Leute zusammen. Diese Besprechungen werden wir führen müssen. Wie schnell das geht, ist nicht absehbar, aber darauf aus sein müssen wir, weil nur gemeinsam geht’s!

Quelle: Eigene Berichterstattung.

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