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Museumsstreit - Kulturreferent Gabriel Engert als Christian Langes Sündenbock

Museumsstreit - Kulturreferent Gabriel Engert als Christian Langes Sündenbock

Ein politischer Kommentar von Thomas Thöne

Es ist unbestritten ein Verlust für Ingolstadt, dass das Museum Arche Noah, vom früheren Ingolstädter Textilunternehmer Hans Bäumler, heute im österreichischen Hohenems steht und nicht in der Schanz. Beinhaltet es doch international beachtete Kunstschätze.

Wie die Gespräche zur Ansiedlung des Museums wirklich gelaufen sind, wird man nach fast 15 Jahren nicht mehr feststellen können. Hier hat jeder der Beteiligten seine eigene Wahrheit und Wahrnehmung. So manches Stadtratsmitglied wird, nach so langer Zeit, heute die Frage nach Anwesenheit, Abstimmungsverhalten und Wortmeldungen, auch bei für die Stadt wichtigen Themen, nicht mehr beantworten können. So auch BGI-Chef Christian Lange, der meinte, bei der jüngsten Wahl des Kulturreferenten für diesen gestimmt zu haben. Dabei war Lange bei dieser Stadtratssitzung gar nicht anwesend.

Vonseiten der Stadt hat sich bezeichnenderweise zur Causa Bäumler-Museum nur einer ausführlich geäußert, der Kulturreferent Gabriel Engert. In der örtlichen Tageszeitung antwortete der Kulturreferent auf die Frage, warum er nicht nochmals nachgehakt habe, als er Bäumlers Äußerungen als klare Absage auffasste, mit den Worten: "Ich bin Herrn Bäumler nicht hinterhergelaufen. Wir sind doch keine Bittsteller." Genau diese elf Wörter Engerts führen offensichtlich nun dazu, ihm jetzt eine Schuld daran nachweisen zu wollen, dass das Museum heute nicht in Ingolstadt steht.

Wer Engert näher und länger kennt, weiß, dass der Schnellredner manchmal sehr flapsig formuliert und auch sehr offen, ehrlich und direkt antwortet. Er ist kein politischer Taktierer, sondern ein Kulturreferent, dem die Kultur in Ingolstadt ein Herzensanliegen ist und nicht nur ein Job. Viele Mitglieder des Stadtrates werden bestätigen, dass Engert sich immer voll reingehängt hat, wenn es darum ging, neue Kulturprojekte in Ingolstadt anzusiedeln oder Projekte Kulturschaffender zu unterstützen und zu fördern.

Engert scheut für die Belange der Kultur auch keine öffentliche Auseinandersetzung mit dem Bürgermeister

Dabei hat er auch die öffentliche Auseinandersetzung mit dem Vorsitzenden des Kulturausschusses im Ingolstädter Stadtrat, dem Bürgermeister Albert Wittmann (CSU), nicht gescheut. Dies hatte zu Folge, dass sich Engert, der selbst CSU-Mitglied ist, von Wittmann in öffentlicher Sitzung rüffeln lassen musste. Was in internen Besprechungen im Rathaus zwischen Engert und Wittmann stattgefunden hat, das lässt sich nur ansatzweise erahnen, wenn man die öffentliche Auseinandersetzung verfolgen konnte.

In der Ingolstädter Kunstszene genießt Engert einen ausgezeichneten Ruf. Dort ist bekannt, dass Engert in Sachen Kultur breit aufgestellt ist, und er seine "Babys" bei der Stadtspitze und in konservativen Kreisen der Ingolstädter Politik mit Vehemenz verteidigt. Sicher sind Engert in der Vergangenheit auch Fehler unterlaufen, sicher hat er auch falsche Entscheidungen getroffen, sicher ist er auch Menschen "auf die Zehen gestiegen", wie jeder der über lange Jahre Entscheidungsträger ist.

Engert aber zu unterstellen und vorzuwerfen, er habe sich nicht genügend um die Ansiedlung des Bäumler-Museums in Ingolstadt gekümmert, da wird kein Schuh draus. Darüber sollte auch BGI-Chef Christian Lange nachdenken, wenn er versucht, Engert die Verantwortung zuzuschieben. Wer noch politisch taktisch spekulieren möchte, sollte überlegen, ob Engert sich nicht noch heute loyal vor seinen damaligen Dienstherren stellt.

Wer Engert jetzt zum Sündenbock macht, der schwächt den Anwalt der Ingolstädter Kulturszene im Rathaus. Engert geht im Dezember 2021 in den Ruhestand. Spätestens dann wird offensichtlich, was die Stadt und die Kulturszene an "Mister Kultur" gehabt hat. Nicht ohne Grund wurde Engert bei seiner Wahl zur 4. Amtsperiode, letztes Jahr, bei nur 3 Stimmenthaltungen im Stadtrat mit großer Mehrheit in seinem Amt bestätigt, auch von der "Opposition".

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