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Nagelsmann und die Freiwillige Feuerwehr: Ahnungslosigkeit trifft Profis im Alltag

Nagelsmann und die Freiwillige Feuerwehr: Ahnungslosigkeit trifft Profis im Alltag

Von Thomas Thöne

„Wir sind nicht bei der Freiwilligen Feuerwehr Südgiesing, sondern beim FC Bayern München“, so kommentierte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann auf einer Pressekonferenz die Motivationsbereitschaft seiner Mannschaft. Für diese Aussage hat sich Nagelsmann mittlerweile entschuldigt, nachdem die Empörung bei Freiwilligen Feuerwehren immer noch enorm ist. Sogar der Bayrische Landesfeuerwehrverband sah sich zu einer Stellungnahme genötigt, in dem dieser seine Bestürzung über Nagelsmanns Aussage zum Ausdruck brachte.

Nun könnte gesagt werden, die Einsatzkräfte der Feuerwehr wären dünnhäutig oder der Trainer könne nicht jedes seiner Worte auf die Goldwaage legen.

Der Hintergrund der Aufregung ist ein anderer. Jahrelang mussten sich aktive ehrenamtliche Einsatzkräfte mit der Meinung in der Bevölkerung auseinandersetzen, diese würden doch am liebsten Feuerwehrfeste feiern und sich nach den Einsätzen eine halbe Bier nach der anderen reinziehen. Als Profis sind die Ehrenamtlichen lange Zeit nicht gesehen worden. So dumme Sprüche gibt es leider heute noch.

Genau das sind diese ehrenamtlichen Feuerwehrfrauen und -männer aber, Profis in einem weitgefächerten Einsatzspektrum. Um dieses abdecken zu können, sind nicht nur viele Übungsstunden monatlich notwendig, es bedarf auch gezielter Fachausbildung auf einem hohen Niveau. Dies alles in der Freizeit, ohne dafür einen Euro zu erhalten, genau wie im Einsatz. Nebenbei bemerkt, diese Profis gibt es auch in weiteren ehrenamtlichen Bereichen der Blaulichtfamilie, ob im Rettungsdienst, beim TWH, der Wasserwacht, der DLRG und anderen Hilfsorganisationen.

Nagelsmann bediente sich also eines üblen Klischees über die Freiwillige Feuerwehr auf besagter Pressekonferenz. Genau dies hat die ehrenamtlichen Fachkräfte so erzürnt. Dies zurecht! Die Aussage des Bayern-Trainers zeigt aber auch, dass er keinerlei Ahnung von der Freiwilligen Feuerwehr hat, ohne die es in Bayern beim Thema „Retten, Löschen, Bergen und Schützen“ düster aussehen würde.

Ein Besuch Nagelsmann beim Bayrischen Feuerwehrverband wird ihm nicht den tiefen Einblick in die Materie bringen. Eines jedoch könnte helfen: Nagelsmann absolviert eine Grundausbildung bei einer Freiwilligen Feuerwehr, danach einen Atemschutzlehrgang und einen Speziallehrgang für technische Rettung. Nach erfolgreicher Beendigung aller Ausbildungen fährt Nagelsmann ein Jahr lang Einsätze in einer Freiwilligen Feuerwehr mit. Danach kann sich der Bayern-Trainer sicherlich fundiert zu Motivation, Fachlichkeit und Profitum einer Freiwilligen Feuerwehr äußern.

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