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Der Ingolstädter Stadtrat hatte Ende des vergangenen Jahres darüber diskutiert, das diesjährige Bürgerfest ausfallen zu lassen. Gegen wenige Stimmen hatte das Gremium dann in einer Abstimmung das Meinungsbild erzeugt, dass das Bürgerfest in diesem Jahr ausfallen soll, auch wegen der Kosten von rund 300.000 Euro, die wegen der desolaten Finanzlage der Stadt eine erhebliche Belastung für den städtischen Haushalt darstellen würden. In derselben Sitzung trafen die Stadtratsmitglieder eine in der Öffentlichkeit heftig diskutierte Entscheidung. Mit einer Mehrheit der Stimmen, jedoch bei zehn Gegenstimmen, genehmigte das Gremium zusätzliche 446.000 Euro für die Installation einer Außenskulptur und die Platzgestaltung vor dem Museum für Konkrete Kunst und Design (MKKD). Die Skulptur selbst wird durch den Freundeskreis des Museums gespendet.
Als die Abstimmung zur geplanten Absage des Bürgerfestes durch Berichterstattungen der Medien öffentlich wurde, entbrannte ein Sturm der Entrüstung – zunächst in sozialen Netzwerken, später auch bei Gastronomen, Fieranten und Mitwirkenden des Bürgerfestes. Viele Bürger kritisierten die Prioritätensetzung des Stadtrats: Während einerseits ein traditionsreiches Fest gestrichen werden soll, um Kosten zu sparen, werden andererseits knapp eine halbe Million Euro für das Museum bewilligt.
Die Kritik zeigte Wirkung: Christian De Lapuente (SPD), der Oberbürgermeisterkandidat eines Bündnisses aus SPD, GRÜNEN, UWG, der LINKEN und der ÖDP, äußerte bereits nicht einmal 24 Stunden nach der Abstimmung in einer Pressemitteilung Zweifel an seiner eigenen Entscheidung. Obwohl er in der Stadtratssitzung für die Absage des Bürgerfestes stimmte, plädiert er dafür, eine Absage der Veranstaltung nochmals zu überdenken. „Bevölkerung wurde nicht ausreichend eingebunden“, war seine plötzliche Erkenntnis. Kurz darauf sprach sich unter anderem auch die Ingolstädter CSU für den Beibehalt des Bürgerfests aus. Der Bündniskandidat hatte mit seiner Äußerung einen politischen Dominoeffekt ausgelöst.
Auf Aussagen in sozialen Medien sei er umgefallen, entgegnete der SPD-Fraktionsvorsitzende mit einem seiner vielen Videos im Oberbürgermeisterwahlkampf. Er führte sinngemäß aus, dass er nicht umgefallen sei, vielmehr habe er das Ohr am Bürger.
Darauf folgte abermals eine Diskussion, auch in sozialen Medien. Unter anderem war zu hören oder zu lesen, die plötzliche Wende De Lapuentes wirke weniger als ein Zeichen von konsequenter Bürgernähe, sondern vielmehr als eine opportunistische Reaktion auf die öffentliche Kritik. Dies war verbunden mit der Fragestellung, warum der SPD-Fraktionsvorsitzende nicht in der Stadtratssitzung darauf hingewirkt habe, die Bevölkerung vor einer Abstimmung im Gremium einzubinden.
Gestern wandte sich der Bündniskandidat mit einer Pressemitteilung abermals zu dem Thema an die Öffentlichkeit. Er ließ nochmals wissen, dass er dafür sei, dass das Ingolstädter Bürgerfest 2025 stattfindet. „Die Stadtverwaltung wird das Thema nochmal in die kommende Stadtratssitzung bringen, wo ich für die Ausrichtung in diesem Sommer stimmen werde. Ich habe mit sehr vielen Ingolstädterinnen und Ingolstädtern gesprochen und kann deren Unmut über die kurzfristige Absage gut nachvollziehen“, begründete der OB-Kandidat seine nun konträre Haltung zu seinem Abstimmungsverhalten in der Stadtratssitzung. „Gleichzeitig muss Ingolstadt sparen, und daher sollten wir auch diskutieren, ob man das Bürgerfest kostengünstiger veranstalten kann oder zum traditionellen Zwei-Jahres-Rhythmus zurückkehrt. Ich bin für diese Debatte offen und bin mir sicher, dass auch die Bürgerinnen und Bürger Verständnis haben werden, wenn wir als Stadt frühzeitig und umfassend informieren“, führte der Bündniskandidat weiter aus.
Nachdem auch die CSU und andere Mitglieder des Stadtrats die Absage des Bürgerfestes in diesem Jahr nicht mehr weiterverfolgen, darf sich die Bürgerschaft wohl auf ein kleineres und abgespecktes Bürgerfest 2025 freuen. „Dem Oberbürgermeisterwahlkampf sei Dank“, ist nicht nur einmal in der Stadtgesellschaft zu hören, verbunden mit der Bemerkung, dass nicht nur De Lapuente wohl Angst habe, Wähler zu verprellen und Stimmen im Oberbürgermeisterwahlkampf zu verlieren.
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Quelle: Eigene Berichterstattung.