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Als Christian Scharpf, der wegen seiner kurzen Amtszeit von Kritikern als „Kurzzeitoberbürgermeister“ bezeichnet wird, am gestrigen Dienstag im Historischen Sitzungssaal die Urkunde zur Ernennung zum Alt-Oberbürgermeister entgegennahm, fand Oberbürgermeister Michael Kern verbindliche Worte. Kern würdigte seinen SPD-Vorgänger als Krisenmanager, der die Stadt durch Pandemie, Energiekrise und Flüchtlingsbewegungen geführt habe. Scharpf, inzwischen Wirtschaftsreferent in München, erhielt eine der höchsten protokollarischen Ehrenbezeichnungen der Stadt; nur die Ehrenbürgerwürde steht im Rang darüber.
Doch die Entscheidung des Stadtrats war umstritten. Der Ehrentitel wurde nicht einstimmig beschlossen, und in der Stadtgesellschaft regte sich deutliche Kritik. In sozialen Netzwerken und öffentlichen Debatten wurde der Beschluss infrage gestellt. Ein zentraler Vorwurf: Scharpf habe nicht einmal eine Amtsperiode absolviert und damit keine Grundlage für eine solche Auszeichnung geschaffen. Dass er sein Amt mehr als ein Jahr vor Ablauf der Wahlperiode aufgab, um in München ein neues Spitzenamt zu übernehmen, wird als belastendes Signal gewertet.
Auch inhaltlich wird die Würdigung von vielen skeptisch gesehen. Während Unterstützer die von Kern hervorgehobenen Projekte nennen – vom Fortbestand des Theaters über wirtschaftspolitische Initiativen bis zur Zukunft der Heilig-Geist-Spitalstiftung –, verweisen Kritiker auf fehlende sichtbare Erfolge. Scharpf habe „nur seinen gut dotierten Job gemacht“, aber kaum Akzente gesetzt, heißt es. Außerdem wird bemängelt, dass Rücklagen, die sein Vorgänger aufgebaut hatte, in kurzer Zeit weitgehend aufgebraucht worden seien. Die Stadt befinde sich nun in einer angespannten finanziellen Lage – und ohne ihren Oberbürgermeister.
Zusätzliche Schärfe erhält die Debatte durch den Blick nach München. Scharpfs Wechsel in die dortige Rathausspitze wird von Gegnern als Karriereschritt interpretiert, womöglich mit Ambitionen auf das Amt des Münchner Oberbürgermeisters spätestens zur Wahl 2032. Die Ingolstädter Ehrung wirkt in dieser Lesart wie Baustein und Begleitmusik einer politischen Laufbahn, nicht wie die Würdigung bleibender Leistungen vor Ort.
Kern bemühte sich beim Festakt um einen anderen Ton. Scharpf sei der Stadt eng verbunden geblieben und werde nun als „Botschafter Ingolstadts in der Landeshauptstadt“ wirken, sagte der Oberbürgermeister. Die Auszeichnung solle ein Zeichen der Wertschätzung sein. Doch die Kritik ist damit nicht verstummt. Die Ehrung, die eigentlich einen Schlusspunkt setzen sollte, hat eine Debatte neu belebt, die bereits nach dem Stadtratsbeschluss entbrannt war.
Quelle: Eigene Berichterstattung.
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