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SPD-OB-Kandidat Christian Scharpf: Plädoyer für eine stärkere Zusammenarbeit in der Region

SPD-OB-Kandidat Christian Scharpf:  Plädoyer für eine stärkere Zusammenarbeit in der Region

(ot) Der Ingolstädter SPD-Oberbürgermeisterkandidat, Dr. Christian Scharpf, äußerte sich heute zum Thema um Wachstum der Stadt Ingolstadt in einer Pressemitteilung wie folgt:

"In der jüngsten Presseberichterstattung war die Rede davon, dass die Stadt nunmehr verhaltener wächst als bisher. Das ist zu begrüßen. Die längerfristigen Prognosen gehen gleichwohl nach wie vor von einem weiteren Bevölkerungsanstieg aus, so dass es sich nur um eine „Verschnaufspause“ handeln dürfte.

In meiner Jugend ging mein Weg zur Schule mit dem Fahrrad über Friedrichshofen bis in die Innenstadt: Zwischen Klinikum und Dehner kein Hollerstauden, kein Audi-Kreisel, kein Westpark, sondern nur Felder.
Dass die letzten Jahre und Jahrzehnte viele Menschen zugezogen sind ist ein Zeichen des wirtschaftlichen Erfolgs der Unternehmen in unserer Stadt, allen voran Audi.
Das ist zunächst einmal erfreulich, für Audi und seine Zulieferer und vor allem im Hinblick auf das Lohnniveau und die Tatsache, dass praktisch Vollbeschäftigung herrscht. Gleichwohl sind die Begleiterscheinungen für die Bevölkerung nicht alle positiv. Die Kehrseite: Steigende Mieten, teure Grundstückspreise, volle Straßen und eine kaum mithaltende Infrastruktur bei Wohnungen, Straßen, Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen.
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Von 1989 bis 2019 ist die Bevölkerungszahl in Ingolstadt von 100.000 auf fast 140.000 Einwohner gestiegen. Fast 40% in 30 Jahren. Niemand wird behaupten wollen, dass die Ausmaße dieses Wachstum noch als gesund zu bezeichnen sind.

Der wachstumskritische damalige Münchner Oberbürgermeister Georg Kronawitter hat die in den 60er-Jahren stark gewachsene Stadt München (neue Stadtteile wie Neuperlach, U-Bahn- und S-Bahnbau, Olympische Spiele 1972 etc.) mit einem Dampfkessel verglichen:
Zu viel Wachstum bringe die Stadt zum Platzen, bringe die Stadt aus dem Gleichgewicht zum Schaden der Lebensqualität ihrer Bürger.

Ich hege gegenüber der Wachstumskritik grundsätzlich Sympathien. Niemand braucht ein Wachstum nur um des Wachstums willen. Wir brauchen kein „schneller, höher, weiter“, nur um in den Städterankings Rekorde zu erzielen und uns dafür selbst auf die Schultern zu klopfen. Allerdings: Der Tritt auf die Bremse hat auch einem Georg Kronawitter nichts genutzt: Seit seinem Amtsende 1993 ist die Stadt um eine weitere viertel Million Einwohner gewachsen. Die politischen Möglichkeiten, Wachstum in einer erfolgreichen Stadt zu steuern, sind also offenbar beschränkt. Denn, was ist die Alternative? Es kann keine Option sein, ein offen wirtschaftsfeindliches Signal auszusenden, um neue ansiedlungswillige Unternehmen vor allem jenseits der Autobranche zu verschrecken. Gerade in einer Stadt mit einer durch die Automobilindustrie geprägten wirtschaftlichen Monostruktur wie in Ingolstadt kann das nicht der richtige Weg sein, um Wirtschaft und Arbeitsplätze dauerhaft stabil zu halten. Im Gegenteil: Wegzukommen von der wirtschaftlichen Monostruktur heißt auch, die Ansiedlung von neuen Unternehmen aus anderen Wirtschaftszweigen zu ermöglichen und zuzulassen, den Mittelstand zu fördern und dies Seitens der Stadt durch die Etablierung eines Wirtschaftsreferenten zu unterstützen.

Wachstum ist ambivalent und hat immer zwei Seiten. Es ist deshalb für mich kein Widerspruch, auf der einen Seite eine kritische Haltung gegenüber dem überbordenden Wachstum der letzten Jahrzehnte zu haben (die negativen Begleiterscheinungen liegen auf der Hand) und auf der anderen Seite eine wirtschaftsfreundliche Haltung einzunehmen zur Überwindung der wirtschaftlichen Monostruktur und zur Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen jenseits der Autobranche. Entscheidend ist, dass Wachstum nicht aus einer Haltung geschieht, die Wachstum um seiner selbst willen um jeden Preis anstrebt. Wachstum muss mit Sinn und Verstand gestaltet werden, immer die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger im Blick.

Ein wichtiger Punkt, das Wachstum für die Bürgerinnen und Bürger verträglich auszugestalten, ist für mich die Zusammenarbeit in der Region. Seit 2018 ist Ingolstadt im Landesentwicklungsprogramm als Regionalzentrum (Regiopole) eingestuft, das heißt als regionales Zentrum und damit als Kern für den Kooperationsraum der Region 10. Dieser Aufgabe und Funktion muss die Stadt Ingolstadt stärker nachkommen. Die Stadt alleine kann nicht die mit dem starken Wachstum verbundenen Herausforderungen bewältigen. Das geht nur mit einer stärkeren Kooperation mit den umliegenden Gemeinden und Landkreisen, egal ob beim Wohnungsbau, beim öffentlichen Nahverkehr, bei der Straßenplanung, bei Schulen oder Freizeiteinrichtungen. Die Kontakte zu den Bürgermeistern und Landräten in der Region 10 müssen deshalb intensiviert werden, es müssen viel stärker Netzwerke auch auf Arbeitsebene der Rathäuser und Kommunalunternehmen entstehen, damit ein schneller Austausch möglich wird. Hier muss Ingolstadt aufgrund seiner Stellung den ersten Schritt tun und auf die Umlandgemeinden und Landkreise zugehen. Und ganz wichtig: Diese Zusammenarbeit muss auf Augenhöhe geschehen, keiner darf dabei auf den anderen herabschauen. Die Auswirkungen des Wachstums, die damit einhergehenden Herausforderungen und Probleme, lassen sich nur gemeinsam lösen".

Quelle: SPD Ingolstadt

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