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Der Bildungsbereich in Bayern, insbesondere im Hinblick auf die steigenden Übertrittsquoten zum Gymnasium, hält der Ingolstädter Stadtrat Georg Niedermeier von der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) für diskussionswürdig. Niedermeier äußert sich hierzu besorgt und sieht in der aktuellen Entwicklung eine der Hauptursachen für die Probleme im bayerischen Schulsystem. Die jüngsten Zahlen zum Übertritt in weiterführende Schulen machen aus seiner Sicht eine Debatte darüber notwendig.
Die Übertrittsquoten der bayerischen Viertklässler im Jahr 2023 zeigen, dass 41,1 Prozent der 112.000 Schüler in Bayern den Weg ins Gymnasium wählen, 28,6 Prozent an die Realschule und 27,5 Prozent an die Mittelschule wechseln. Stadtrat Niedermeier hält diese Entwicklung für problematisch: „Der Ingolstädter Bildungsreferent Marc Grandmontagne legt den Finger in die Wunde, indem er darauf hinwies, dass die Übertrittsquote Richtung Gymnasium ‚sicher nicht sinken wird.‘ Meiner Meinung nach aber ist dies genau die Mutter allen Übels“, betont Niedermeier.
Die Mittelschulen, die für viele Eltern mittlerweile zu einem „Schreckgespenst“ geworden seien, würden besonders stark unter dieser Entwicklung leiden. „Es herrscht geradezu Angst davor, dass das Kind nicht den Übertritt schafft“, so der Stadtrat weiter. Dabei, so fügt er hinzu, sei die Mittelschule deutlich besser als ihr Ruf.
Niedermeier, der auf eine lange Karriere im Schulwesen zurückblickt, erinnert an die Zeiten in den 1970er und 1980er Jahren. Damals sei die Situation eine ganz andere gewesen. „In den Anfangsjahren meines Lehrerberufes erging der strenge Hinweis aus dem Schulamt an die Schulen, dass die Übertrittsquote nicht die 25 Prozent überschreiten durfte“, erläutert er. Eine solche Regelung sei heute undenkbar: „Dafür würden schon bestimmte Parteien aus Angst vor den Wählern sorgen.“
Die Nivellierung der Übertrittsquoten, also ein gezieltes Angleichen der Zahlen zwischen den verschiedenen Schulformen, werde heute gar nicht erst in Betracht gezogen. Dies kritisiert Niedermeier scharf, da es aus seiner Sicht eine mögliche Lösung für die Überlastung bestimmter Schulformen sein könnte.
Doch das Problem liegt nicht nur in den Übertrittszahlen, sondern auch in der fehlenden Kapazität an Gymnasien, besonders in den Anfangsklassen. „Wir haben, gerade in den Anfangsklassen, eine Kapazitätsunterdeckung“, warnt Niedermeier. „Schon mussten Schüler aus dem nördlichen Landkreis Pfaffenhofen abgewiesen werden.“
Die steigenden Baukosten verschärfen die Situation zusätzlich. Als Lösung schlägt Niedermeier vor, zusammen mit den Nachbarlandkreisen ein neues Gymnasium zu errichten und ein weiteres auszubauen. „In Zeiten steigender Baupreise heißt die Lösung wohl, zusammen mit den Nachbarlandkreisen, ein Gymnasium neu zu errichten und ein anderes zu erweitern“, erklärt er.
Die Forderung nach zusätzlichen Schulstandorten ist nicht neu. Bereits vor Jahren hatte die Bürgergemeinschaft Ingolstadt (BGI) vorgeschlagen, eine weiterführende Schule im Nordwesten der Stadt zu errichten, möglicherweise am Dachsberg. Doch dieser Vorschlag stieß damals auf heftige Kritik. „Wir wurden ordentlich niedergemacht, nicht nur von der damals regierenden Koalition“, erinnert sich Niedermeier.
Insgesamt verdeutlichen Niedermeiers Ausführungen, dass das bayerische Schulsystem vor großen Herausforderungen steht. Die hohe Übertrittsquote zum Gymnasium, die Überlastung der Schulkapazitäten und die Stigmatisierung der Mittelschulen sind zentrale Themen, die in der bildungspolitischen Debatte dringend gelöst werden müssen. Niedermeier fordert deshalb eine intensivere Auseinandersetzung mit der Frage, wie die verschiedenen Schulformen besser aufeinander abgestimmt und die Übertrittsquoten gerechter verteilt werden können.
Die Zukunft des bayerischen Bildungssystems hängt davon ab, wie diese Fragen in den kommenden Jahren beantwortet werden. Für Stadtrat Niedermeier steht fest: „Es muss gehandelt werden, bevor das System unter der Last der steigenden Schülerzahlen zusammenbricht.“
Quelle: Stadtrat Niedermeier, UWG.