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In der CSU-Stadtratsfraktion von Ingolstadt war er lange der Mann für Kultur. Nun verzichtet Matthias Schickel auf eine erneute Kandidatur für die Christsozialen. Der 56-jährige Lehrer und Schulleiter war 2020 über Platz 11 in den Stadtrat eingezogen. Für die kommende Wahl hatte ihm die Partei lediglich Rang 26 zugewiesen. Seinen Rückzug bestätigte er zuerst gegenüber der Mediengruppe Bayern.
Der neue Listenplatz sei ihm nach eigenen Angaben vor der Aufstellungskonferenz vom CSU-Fraktionsvorsitzenden Franz Wöhrl mitgeteilt worden. Auf die Frage, warum er sich dennoch habe nominieren lassen, sagte er, er habe Zeit gebraucht, um eine Entscheidung zu treffen. „So ein Entschluss muss reifen.“
Auch berufliche Belastungen hätten eine Rolle gespielt. Schickel verweist auf seine Verantwortung als Schulleiter und auf mehrere Ehrenämter, „die mir wirklich Spaß machen – anders als das Stadtratsmandat in jüngster Zeit“.
Offene Fragen
Ob er im kommenden Jahr auf der Liste einer anderen Partei oder Gruppierung kandidieren werde, ließ Schickel offen. „Im Augenblick muss ich den Schritt erst einmal verdauen“, sagte er. Er verweist auf seine 39-jährige CSU-Mitgliedschaft. Jetzt wolle er zunächst bergwandern – „dann schauen wir, wie es weitergeht“.
„Ich habe mit dem CSU-Kreisvorsitzenden Stefan Huber eine langjährige Freundschaft“, sagt er. „Auch mit dem CSU-Fraktionsvorsitzenden Franz Wöhrl habe ich immer ein offenes Verhältnis gehabt – auch jetzt noch.“
CSU-Führung bedauert den Schritt
Franz Wöhrl, Fraktionsvorsitzender der CSU, sagte: „Schade, dass er die CSU-Liste verlässt. Ich habe noch versucht, ihn zu halten.“ Schickel sei ein eigener Kopf, der der Fraktion gutgetan habe. Wöhrl geht davon aus, dass der kulturpolitische Sprecher bis zum Ende der Amtsperiode der CSU-Stadtratsfraktion angehören wird.
Auch CSU-Kreisvorsitzender Stefan Huber äußert Bedauern: „Ich finde seinen Entschluss sehr schade, aber respektiere diesen.“ Persönlich sei man freundschaftlich verbunden, „ich hoffe auch weiterhin“. Nach Angaben Hubers wurde Schickel der Listenplatz im direkten Gespräch vor der Aufstellungskonferenz mitgeteilt.
Wie aus CSU-Kreisen zu hören ist, hatten sowohl Huber als auch Wöhrl einen Vorschlag zur besseren Platzierung unterbreitet. Nach übereinstimmenden internen Schilderungen soll ein einzelner sehr einflussreicher Amtsträger Einspruch erhoben haben – offenbar mit Erfolg.
Reaktionen aus dem Stadtrat
Auch außerhalb der CSU sorgt Schickels Rückzug für Reaktionen – zwischen Respekt und politischen Angeboten.
SPD-Fraktionschef Christian De Lapuente zeigt sich nicht überrascht. Der Rückzug habe sich abgezeichnet – insbesondere nach der Presseerklärung zur Theatersanierung, die aus der CSU kam. Nach Darstellung von De Lapuente war Schickel an der Erklärung nicht beteiligt – obwohl er kulturpolitischer Sprecher der Fraktion ist.
Auf die Frage, ob die SPD für Schickel eine Option sein könne, sagte De Lapuente: „Wenn CSUler meinen, sie seien bei der SPD gut aufgehoben, finden diese immer eine offene Türe.“ In der CSU gebe es viele vernünftige Köpfe, mit denen man gut zusammenarbeite – „mit einzelnen auch nicht“. Namen nannte er, auch auf Nachfrag, nicht.
Hans Stachel, Fraktionsvorsitzender der FREIEN WÄHLER, spricht von keiner Überraschung. „Mit dem Listenplatz, den die CSU Schickel eingeräumt hat, war das zu erwarten.“ Die Spannungen seien schon zuvor öffentlich wahrnehmbar gewesen. Vielleicht sei der Schritt nun „hilfreich für klare Verhältnisse in der CSU“.
Barbara Leininger, Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen, bewertet die Listenplatzvergabe als Reaktion auf Schickels politische Haltung. „Recht hat er – Matthias Schickel wurde mit dem ihm von der CSU zugebilligten Listenplatz abgestraft für seine manchmal überraschenden Stellungnahmen.“ Er sei der Einzige in der CSU-Stadtratsfraktion gewesen, „der von Kultur wirklich eine Ahnung hatte“. Leininger sagt: „Dass er nicht mehr kandidiert, ist ein Verlust für den Stadtrat.“
Ob Schickel im Stadtrat ganz aufhört, bleibt offen – wie auch so manches in der Ingolstädter CSU.
Transparenzhinweis: Eigene Berichterstattung, die Gespräche mit allen Genannten wurden telefonisch geführt.
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