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Der Vorsitzende der Ingolstädter Stadtratsfraktion der FREIEN WÄHLER, Hans Stachel, forderte jüngst in einer Pressemitteilung, die bei O-T(h)öne unter der Überschrift „Theater Ingolstadt: Kein „Weiter so“ veröffentlicht wurde, „das Theater müsse die Realität des städtischen Haushaltsdrucks akzeptieren und Verantwortung übernehmen“. Der Inhalt der Pressemitteilung führte zu heftigen Diskussionen in der Ingolstädter Kulturlandschaft und bei Kulturinteressierten, die in der Ingolstädter Kommunalpolitik und Medienlandschaft eine große Lobby haben.
Das Nachrichtenportal O-T(h)öne bat den FW-Fraktionsvorsitzenden gestern schriftlich um Beantwortung von Fragen zur Kritik von Kunstinteressierten an seiner Person, zu Vorstellungen zur Zukunft des Theaters, den Wert des Stadttheaters, dem Theater als „Provinzbühne“ und zu dessen Interesse und Verständnis für künstlerische und kulturelle Belange.
Teil 1 des Interviews
Herr Stachel, wie reagieren Sie auf die Vorwürfe, dass es Ihnen angeblich an Interesse und Verständnis für künstlerische und kulturelle Belange fehlt?
Hans Stachel: Dass das Jahr 2025 mit solch entlarvenden und respektlosen Leserbriefen im DONAUKURIER gegen mich eröffnet wurde, zeigt ganz deutlich: Die Zeit, für die so viel beschworene gute Stimmung und das respektvolle Miteinander in der Ingolstädter Politik ist leider nur noch eine traurige Floskel, nicht zuletzt, weil die Verfasser politisch zu verorten sind, da diese bereits für den Stadtrat kandidiert haben. Gerade diese Leserbriefverfasser unterliegen dem Irrglauben, nur weil sie ein Theaterabo besitzen, oder sich mit dem Theater stark identifizieren, besäßen sie schon die Grundkompetenzen von Kultur. Die Art und Weise, die Respektlosigkeit und anmaßende Überheblichkeit gepaart mit einer unflätigen Wortwahl zeigen ganz deutlich: Auch jahrzehntelange Theaterbesuche reichen nicht bei jedem aus, sich eine ordentliche Umgangsform und soziale und gesellschaftsfähige Verhaltensformen und Ausdrucksweisen anzueignen. Eigentlich schade. Da braucht es wohl für die Leserbriefschreiber spezielle Dichtungen, die ihnen helfen, diese Defizite auszugleichen.
Was entgegnen Sie der Kritik, dass Ihre Vorschläge für Einsparungen am Stadttheater lediglich „nichtssagende Floskeln“ seien?
Hans Stachel: Wer die Augen offen hat für das große Ganze – das heißt die bevorstehenden Herausforderungen, vor denen wir als Stadtgesellschaft stehen, der kann gar nicht anders, als alle Aufgaben und Kosten, genauso wie alle Einnahmen zu hinterfragen.
Es ist sicherlich auch für jede Bürgerin und jeden Bürger nachvollziehbar, dass die Bereiche, in denen besonders viel Geld abfließt, ganz besonders unserer Aufmerksamkeit bedürfen. Unsere Aufgabe als Stadträtinnen und Stadträte ist es, für unsere gesamte Stadtgesellschaft vorausschauend die richtigen Weichenstellungen und Prozesse einzuleiten und gegebenenfalls auch verantwortungsvolle Vorgaben zu machen. Wir sind nicht nur dazu da, das (nicht mehr) vorhandene Geld zu verteilen und hierdurch bei allen für Ruhe und Zufriedenheit zu sorgen. Brot und Spiele, Musik, Theater und Feuerwerk auf der IN-Titanic, die gerade fast kapitänlos durch eine schwere See manövriert werden muss, funktioniert nicht mehr, denn uns geht der Treibstoff und das Schmier- beziehungsweise Beruhigungsmittel Geld aus.
Die ersten Schritte sind die Maßnahmen und Einsparungen, die die jeweiligen Resorts und Aufgabenbereiche wie beispielsweise das Theater selbst mit eingebracht haben. Ja, das ist aller Ehren wert, aber es reicht leider nicht – und zwar überhaupt nicht.
Wer sich genauer damit beschäftigen möchte, dem empfehle ich die Konsolidierungsliste vom Mai 2024 die die Einsparungssumme für 3 Jahre ausweist und als Augenöffner den Finanz-/Gebührenbericht des Theaters von 2023. Die Finanzlage unserer Stadt erfordert drastische Maßnahmen, die auch von den gewählten Vertretern der Bürgerinnen und Bürger – von uns Stadträtinnen und Stadträten zu beraten, zu entscheiden und zu verantworten sind. Es ist unsere Aufgabe, notwendige Vorgaben zu machen, Schwerpunkte zu setzen, was für uns als Stadtgesellschaft in finanziell schwierigen Zeiten zwingend notwendig ist, denn für mehr reicht es nicht mehr. Das sind keine Floskeln, das ist die Realität – ob es den verschiedenen Interessensgruppen und deren Vertreter gefällt oder nicht.
Wir brauchen Wahrheit durch Klarheit! In all meinen Haushaltsreden der letzten Jahre habe ich immer wieder auf bevorstehende Finanzprobleme hingewiesen, wurde dafür belächelt und verhöhnt. Jetzt ist es allerdings offensichtlich und wird für jeden spürbar: Weiter so mit der linken Verteilungsmentalität der letzten 4 Jahre funktioniert nicht. Der derzeitige Oberbürgermeisterkandidat des linken Bündnisses, Christian De Lapuente, hatte jahrelang die besten und engsten Beziehungen und Möglichkeiten auf die Stadtführung Einfluss auszuüben. Das Ergebnis sehen wir jetzt – und wenn es nach dem linken Bündnis geht, soll es mit dem Linksbündnis-OB so weitergehen. Das hält Ingolstadt nicht mehr lange aus.
Wunder gibt es zwar immer wieder – damit kalkulieren soll und darf man aber nicht. Es braucht sachlich fundierte Realpolitik, die uns durch mutige Entscheidungen wieder auf die richtige Spur bringt und den Wohlstand und den sozialen Frieden bestmöglich bewahrt. Das wird nur mit enormen Anstrengungen, Verzicht und ehrenamtlichem gesellschaftlichem Engagement funktionieren, wenn wir wieder mehr fragen: „Was kann ich für die Gesellschaft einbringen?“ und nicht, “was kann die Gesellschaft mir alles bieten?“
Quelle: Eigene Berichterstattung.