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Strategischer Karriereschritt von OB Scharpf

Die Ingolstädter Stadtratsfraktion der FREIEN WÄHLER reagierte heute mit einer Pressemitteilung auf die gestrige Verlautbarung von Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD), in der dieser die lange Zeit kursierten Gerüchte bestätigte, dass er im Oktober als Wirtschaftsreferent in München kandidiert.

In der Presseversendung äußeren sich die FREIEN WÄHLER wie folgt:

Nach Wochen der Ungewissheit, ist nun klar: Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Scharpf wird als Wirtschaftsreferent nach München wechseln. Zuvor vermied das Ingolstädter Stadtoberhaupt eine klare Stellungnahme zu den Spekulationen. Am Dienstag erklärte er nun öffentlich seinen Rückzug und argumentierte seine Entscheidung aus familiären Gründen. „Natürlich klingt der Wechsel zurück nach München aus familiären Gründen im ersten Moment verständlich und schlüssig“, sagt Hans Stachel, Vorsitzender der Ingolstädter Stadtratsfraktion der FREIEN WÄHLER. „Allerdings hat sich seine familiäre Situation nicht großartig geändert. Sie ist nicht neu!“ Als er sich als Ingolstädter Oberbürgermeister beworben hat, hatte er bereits Kinder gehabt, die mit seiner Frau in München lebten. „Auch für mich wäre dieser Spagat undenkbar gewesen – aber eben von Anfang an“, ergänzt Hans Stachel.

Dabei könnte ein solches Amt nur dann erfolgreich ausgeübt werden, wenn die Familie mitziehe, dahinterstehe und den Lebensmittelpunkt an den Arbeitsort des Oberbürgermeisters verlagere. Das sei aber wohl offenbar von Anfang an nicht der Fall gewesen. „Das ist allerdings aus meiner Sicht eine Notwendigkeit. Nicht umsonst sah das Wahlrecht den Wohnort, also den Lebensmittelpunkt dort vor, wo das politische Amt ausgeübt werden soll“, sagt Hans Stachel. Nur wenn Beruf und Familie im Einklang seien, sei auch eine langfristige Amtszeit möglich. Auch die Vernetzung mit Frau und Kindern in der örtlichen Gesellschaft seien ein ganz wesentlicher Pfeiler einer geerdeten und erfüllenden Aufgabe als Oberbürgermeister und Repräsentant der Bürgerinnen und Bürger einer Stadt. „Die häufig hörbare Kritik an der fehlenden gesellschaftlichen Präsenz kam ja schließlich nicht von ungefähr“, sagt Hans Stachel. Somit müsse man davon ausgehen, dass die Erklärung von OB Scharpf zu dessen Rücktritt nur ein Teil der gesamten Geschichte sei.

Die Rückkehr nach München und damit das vorzeitige Ende seiner Amtszeit in Ingolstadt könnte aber durchaus auch als strategischer Schachzug bezeichnet werden. Denn damit könnte Christian Scharpf gleich alles unter einen Hut bringen: Familie und Karriere. „Der amtierende Oberbürgermeister Reiter wird mit seinen inzwischen 68 Jahren nicht mehr ewig dieses Amt ausüben“, vermutet Hans Stachel. Somit könnte sich Christian Scharpf bereits einmal in Position für dessen Nachfolge bringen. „So gesehen hätte er das Amt des Ingolstädter Oberbürgermeisters als Stufe in der Karriereleiter genutzt.“

Mit dieser persönlichen Entscheidung habe Christian Scharpf viele vor den Kopf gestoßen. „Er hat die Bevölkerung lange Zeit im Unklaren gelassen, dabei blieb sein Herz wohl schon die gesamte Amtszeit in München“, sagt Hans Stachel. „Nicht nur die Bürgerinnen und Bürger äußern sich enttäuscht, auch seine eigene Partei, die SPD und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung dürften gleichermaßen erschüttert und enttäuscht sein.“

Vor allem das Verhalten von Christian Scharpf, nachdem die ersten Spekulationen aufkamen, seien ein Schlag ins Gesicht für jeden Ingolstädter. „Er vollzog einen Eiertanz, mit ständigen Ablenkungsmanövern – für einen gewählten Amtsträger in dieser Position nicht würdig“, kritisiert Hans Stachel. „Es hätte von Anfang an eine klare Ansage gebraucht. So hat er allen geschadet – zuallererst aber seiner eigenen Partei, die nun mit den Folgen leben müsste und seinem persönlichen Ansehen als OB.“

Die SPD müsste nun ohne ihren Spitzenkandidaten in einen vorgezogenen Wahlkampf gehen. „Eine schwere Bürde, die noch schwerer wiegt, weil eben viel Vertrauen bei den Bürgerinnen und Bürger durch Christian Scharpf verspielt wurde“, sagt Hans Stachel. Sicher ist: Ingolstadt steht vor einem vorgezogenen Wahlkampf – und einem vorzeitigen Ende der Amtszeit von Christian Scharpf. Offen sind Fragen, die sich erst im Laufe der nächsten Zeit beantworten lassen: Wie wird Christian Scharpf seine letzten Monate als Ingolstädter Oberbürgermeister gestalten können? Wird er die kritischen, unangenehmen, aber zukunftsweisenden und zentralen Themen der Stadt, wie Wirtschaftsentwicklung und stabile Finanzen, Klinikum– wie angekündigt – fokussiert verfolgen oder werden diese von dessen Nachfolger „geerbt“? Wird er als Verhandlungspartner und Vertreter der Stadt Ingolstadt noch wirklich ernst genommen, oder bleiben nach jedem Gespräch Zweifel über die Umsetzung in der Zukunft und eine geschwächte Verhandlungsposition?

Fazit: Aktuell scheint es durchaus so, dass es gleich mehrere Verlierer durch den verfrühten Weggang von Christian Scharpf gibt: die enttäuschte Bevölkerung, die im Stich gelassene Partei, die vor den Kopf gestoßenen Mitarbeitenden in der Verwaltung und ein schaler Beigeschmack aufgrund des überraschend frühen Endes seiner Amtszeit in einer schwierigen Situation unserer Stadt Ingolstadt.

Hans Stachel sieht allerdings – bei all der nun geäußerten Kritik – auch einige positive Seiten am nun bald scheidenden Oberbürgermeister Christian Scharpf: „Nichtsdestotrotz sage ich persönlich – und auch im Namen der Fraktion – Danke für die oft konstruktive Zusammenarbeit und die offene Gesprächskultur in den vergangenen Jahren – auch bei durchaus unterschiedlichen Meinungen. Gerade dafür hat er sich meinen Respekt verdient.“

Quelle: Übernahme einer Pressemitteilung der Stadtratsfraktion der FREIEN WÄHLER Ingolstadt.

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