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Der Ingolstädter Stadtrat hat am Dienstag 11 Millionen Euro für die weitere Planung der Theatersanierung bewilligt – ein Schritt, der neue Debatten in der Bevölkerung auslöste.
Die Mittel fließen in die nächsten beiden Leistungsphasen der Entwurfs- und Genehmigungsplanung für den sogenannten Hämer-Bau, in dem sich auch der Festsaal befindet. Vorgesehen sind vertiefende Gutachten. Die kommunale Baugesellschaft INKoBau übernimmt die Ausarbeitung. Über den tatsächlichen Baubeginn soll erst entschieden werden, wenn die Gutachten vorliegen und Fördermöglichkeiten durch den Freistaat Bayern geklärt sind. Der Zeitplan ist so gesetzt, dass er nicht in den Kommunalwahlkampf im Frühjahr 2026 fällt.
CSU betont kulturellen Wert – und verweist auf die Finanzlage
Die CSU-Stadtratsfraktion eröffnete die Debatte. Fraktionsvorsitzender Franz Wöhrl stellte den Sanierungsbedarf außer Frage. „Man sieht, da haben wir den dringlichen Sanierungsbedarf – muss man ganz klar sagen, da brauchen wir gar nicht streiten drum.“ Auch der kulturelle Wert des Theaters und besonders des Festsaals sei unbestritten.
Wöhrl verwies jedoch auf die Haushaltslage der Stadt: In den vergangenen Monaten seien bereits spürbare Einsparungen beschlossen worden – etwa im Schulbereich. Gleichzeitig müssten zentrale Aufgaben wie Nahverkehr, Verwaltung und Kultur weiterhin gewährleistet werden. Wörtlich sagte er: „Wir müssen schauen, dass wir in unserer Demokratie auch den Bürger mitnehmen, auch wenn die Entscheidung bei uns als Stadtrat liegt. Es ist auch wichtig, dass die Bürger verstehen, was wir entscheiden.“ Er erinnerte an zwei frühere Bürgerentscheide – zum Schulneubau und zu den Kammerspielen – bei denen die Bürgerschaft anders votierte als der Stadtrat, und plädierte für Transparenz im Verfahren.
Deiser spricht von einem Wendepunkt in den Planungen
CSU-Stadtrat Thomas Deiser bezog sich auf eine Pressemitteilung seiner Fraktion aus der Vorwoche. Diese habe nach seiner Darstellung erstmals Bewegung in die Debatte gebracht. „Wir haben seit fünf Jahren immer und immer wieder eine alternative Sanierungsmöglichkeit nicht in einem Schwung gefordert“, sagte Deiser. Noch vor wenigen Wochen sei die Möglichkeit einer gestuften Umsetzung in den Ausschüssen als technisch nicht machbar eingestuft worden. Inzwischen, so Deiser, sei erstmals im Finanzausschuss von einer Sanierung in Bauphasen die Rede gewesen. Er sprach von einem „Move“, den die CSU ausgelöst habe.
„Wenn wir aber in Abschnitten sanieren können, dann streckt sich das. Dann erhöht sich die Wahrscheinlichkeit der Sanierung des Theaters um ein Vielfaches“, sagte Deiser. Eine schrittweise Umsetzung könne zudem die Ausfallzeit des Festsaals verkürzen. Er forderte, die Variante nicht nur mitzuprüfen, sondern vorrangig zu untersuchen.
Verwaltung lehnt politische Vorfestlegung ab
Baureferent Gero Hofmann lehnte eine Vorfestlegung zugunsten der Abschnittslösung ab. Aus Sicht der Bauverwaltung müssten beide Varianten gleichrangig geprüft werden. Erst danach solle entschieden werden, welcher Weg technisch und wirtschaftlich sinnvoll sei.
Konfrontation mit INKoBau-Geschäftsführer Fall
Im weiteren Verlauf der Sitzung kam es zur offen ausgetragenen Konfrontation zwischen Thomas Deiser und Nicolai Fall, dem Geschäftsführer der kommunalen Baugesellschaft INKoBau. Fall widersprach der Darstellung, eine Sanierung in Etappen sei bislang nicht geprüft worden. Die Baugesellschaft habe diese Möglichkeit bereits auf Grundlage des damaligen Entwurfs untersucht – nicht theoretisch, sondern bezogen auf einen konkreten Planungsstand.
„Es ist ja nicht so, dass ich das gesagt habe, nur weil ich das meine“, sagte Fall. „Wir machen alles, was wir machen, datenbasiert.“ Man sei bereit, die Prüfung zu wiederholen – unter der Voraussetzung, dass die Ergebnisse ergebnisoffen bewertet würden. „Wenn Sie eh kein Vertrauen haben, dass wir das vernünftig prüfen und diesem Prüfergebnis auch folgen, dann brauchen wir das Geld nicht in die Hand nehmen.“
Fall verwies auf die planerischen Herausforderungen, etwa bei der Trennung der Haustechnik. „Wir können uns gern so ein Wolkenkuckucksheim malen, aber wir müssen doch wirklich sagen: Wir tun das untersuchen – aber wirklich ergebnisoffen.“ Am Ende seiner Stellungnahme reagierte er sichtlich verärgert. Wörtlich sagte er: „Vielleicht bin ich dann der Falsche. Danke.“
CSU bleibt bei Forderung nach Abschnittslösung
Deiser wies den Vorwurf des Misstrauens zurück: „Es liegt nicht am fehlenden Vertrauen – mit Sicherheit nicht.“ Vielmehr gehe es darum, die realistische Umsetzbarkeit in den Vordergrund zu stellen. „Ich setze einfach nur auf die Wahrscheinlichkeit, dass es machbar ist.“ Seine Forderung bleibe: Die Sanierung in mehreren Bauphasen solle „wohlwollend und positiv“ geprüft werden.
Die Verwaltung kündigte an, beide Varianten gleichberechtigt zu untersuchen. Die Ergebnisse sollen dem Stadtrat zur weiteren Entscheidungsfindung vorgelegt werden.
Ob gebaut wird – und wenn ja, wie –, entscheidet sich mit den anstehenden Gutachten.
Eigene Berichterstattung.
Hinweis: Weitere Berichte zu den Positionen der Fraktionen und Gruppierungen im Ingolstädter Stadtrat zur geplanten Theatersanierung – basierend auf der Stadtratssitzung – folgen.
Weitere Berichte zu den Positionen der Fraktionen und Gruppierungen im Ingolstädter Stadtrat zur geplanten Theatersanierung – basierend auf der gestrigen Plenumssitzung – folgen.
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