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Wenn ein Kind geboren wird, beginnt auch ein Verwaltungsverfahren. In Ingolstadt sorgt die Wartezeit auf eine Geburtsurkunde derzeit für Kritik – und für unterschiedliche Bewertungen zwischen einer betroffenen Mutter und dem Standesamt.
Eine 25-jährige Mutter aus Kösching berichtet, dass sie nach der Geburt ihrer Tochter Anfang Juni im Klinikum Ingolstadt fast vier Wochen auf die Urkunde warten musste. Sie spricht von früh eingereichten Unterlagen und kritisiert den Ton in einem Gespräch mit der Behörde. Eine Mitarbeiterin der Familienkasse habe ihr zudem erklärt, dass aus Ingolstadt auffallend viele Eltern sich über lange Wartezeiten ähnlich äußern würden.
Die Sicht der Stadt
Die Stadtverwaltung schildert den Ablauf anders. Demnach seien die Unterlagen am 11. Juni eingegangen. Noch am selben Tag sei eine Eingangsbestätigung verschickt worden – verbunden mit dem Hinweis, dass eine gemeinsame Namenserklärung der Eltern fehle. Diese sei am 23. Juni eingegangen. Am 25. Juni wurden die Urkunden per Post versendet. Dass sie die Familie erst am 1. Juli erreichten, könne mit verlängerten Laufzeiten durch gesetzliche Änderungen im Postwesen zusammenhängen. Einfluss darauf habe das Amt nicht.
Laut Stadt lag die Bearbeitungszeit innerhalb der vorgesehenen Frist. Ein Informationsblatt, das im Klinikum ausgegeben wird, verwies bislang auf eine zweiwöchige Bearbeitungszeit ab Vorlage vollständiger Unterlagen. Inzwischen wurde diese Angabe auf etwa drei Wochen angepasst, mit dem Hinweis, dass es in Einzelfällen länger dauern könne.
Kommunikation und Tonfall
Auch zum Gesprächsverlauf äußert sich das Standesamt. Die zuständige Mitarbeiterin habe die strittigen Aussagen nicht bestätigt. Das Gespräch sei sachlich verlaufen, der Ton unauffällig. Missverständnisse seien möglich, konkrete herabwürdigende Formulierungen aber nicht gefallen.
Digitale Bestellung möglich
Zur Kritik, zusätzliche Urkunden – etwa für Arbeitgeber oder Versicherungen – hätten nicht mitbestellt werden können, verweist die Stadt auf das bestehende Verfahren. Gebührenpflichtige Urkunden könnten online über das Bürgerservice-Portal beantragt werden. Ein QR-Code auf dem Klinik-Merkblatt führe direkt dorthin. Laut Verwaltung werde das System regelmäßig genutzt. Im vorliegenden Fall sei kein entsprechender Antrag gestellt worden.
Keine Hinweise auf gehäufte Beschwerden
Auch der Vorwurf, Ingolstadt falle bei der Familienkasse Bayern Süd durch besonders viele Beschwerden auf, lasse sich aus Sicht der Stadt nicht belegen. Rückmeldungen dieser Art lägen bislang nicht vor. Man sei bereit, entsprechenden Hinweisen nachzugehen, benötige dafür jedoch konkrete Kontakte.
Was bleibt
Der Fall zeigt, wie unterschiedlich Verwaltung und Betroffene einen Ablauf bewerten können – auch dann, wenn die Fristen eingehalten werden. Dabei rücken neben rechtlichen Vorgaben zunehmend auch Erwartungen an Verständlichkeit und Kommunikation in den Vordergrund.
Transparenzhinweis: Die Stadt Ingolstadt wurde vor Veröffentlichung dieses Beitrags mit den Vorwürfen konfrontiert. Eine schriftliche Stellungnahme liegt der Redaktion vor und wurde in die Berichterstattung einbezogen. Die im Text wiedergegebenen Aussagen beruhen auf Angaben der betroffenen Mutter sowie auf der offiziellen Auskunft des städtischen Presse- und Informationsamts.
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