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Von fremden Federn - Ein Plädoyer

Von fremden Federn - Ein Plädoyer

O-T(h)öne gibt Fraktionen und Gruppierungen im Ingolstädter Stadtrat, sowie ausgewählten Personen des gesellschaftlichen Lebens und aus dem journalistischen Bereich, in der Rubrik "Aus fremder Feder", die Möglichkeit eines Gastkommentars zur Ingolstädter Kommunalpolitik. Das Thema ist durch den Gastkommentator frei wählbar, ebenso die Länge des Textes. Die Veröffentlichung erfolgt nicht redigiert und ungekürzt. Die Verantwortung für den Inhalt trägt allein der Verfasser des Gastkommentars.

Gastkommentar von Christian Höbusch, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen

Wenden wir uns hier und heute einmal einer Fabel des römischen Dichters Phaedrus zu. Diese Fabel geht so:

Eine Krähe sah auf dem Boden herrliche Pfauenfedern liegen. Sie überlegte nicht lange und beschloss, ihr eigenes Gefieder ein bisschen aufzuhübschen. Sie steckte die schönen Pfauenfedern einfach zwischen ihr eigenes Gefieder. Stolz auf ihre neue Federpracht, begab sie sich mitten in eine Gruppe von Pfauen.

Aber die Pfauen fanden das gar nicht lustig und stürzten sich auf die Krähe und rupften ihr nicht nur die fremden, sondern auch noch ziemlich viele eigene Federn aus. Als die Pfaue von der Krähe abließen, stand die Krähe gerupft und wesentlich armseliger als zuvor da.

Aus dieser Fabel leitet sich denn unsere gängige und gebräuchliche Redewendung „sich mit fremden Federn schmücken“ ab. Diese Fabel ruft sogleich auch Assoziationen zur hiesigen Rubrik und zur hiesigen Kommunalpolitik hervor.

Die hiesige Rubrik lassen wir ungerupft, denn das gehört sich für Gäste nicht 😉.

Unsere Ingolstädter Kommunalpolitik hingegen gleicht in diesen Tagen manchmal fast einem Windhundrennen. Liegt eine Idee, ein Thema, ein Vorhaben in den Wehen, in der Luft finden sich realtiv schnell „fürsorgliche“ Mütter und Väter, die diese Idee noch vor der Geburt adoptieren. Statt in Ruhe und sorgsam gemeinsam Ideen, Konzepte zu entwickeln, wird vorgeprescht, um das Thema für sich zu be-, seine Gruppierung ins Licht zu setzen.

Wohtuender ist es dagegen, wenn alle Parteien und Gruppierungen gemeinsam, immer häufiger auch gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern Ingolstadts, zusammenfinden, um zusammen an Lösungen zu arbeiten. Diese Gemeinsamkeiten haben seit der letzten Kommunalwahl spürbar zugenommen. Zu nennen seien hier nur die Nachhaltigkeitsagenda für Ingolstadt, der Runde Tisch Innenstadt und zuletzt - zusammengesetzt aus Verwaltung und Stadtrat - der Konsolidierungsrat. Das ist gut und richtig so.

Denn, wer sich, das lehrt uns die Fabel, mit fremden Federn schmückt, mag zwar kurzzeitig aufgehübscht sein. Aber danach besteht immer die Gefahr ordentlich gerupft zu werden. Denn - um eine andere bekannte Redewendung zu verwenden - die Rechnung wird nie ohne den Wirt gemacht. In der (Kommunal)Politik ist der Wirt die Wählerin/der Wähler, sind dies die Bürgerinnen und Bürger. Und ein Wirt hat immer ein feines Gespür für das Betragen, den Verzehr seiner Gäste.

Die Stadtratsfraktion der Grünen verfolgt den Ansatz, dass unsere Ideen stets konstruktiv, aber kritisch, dazu betragen sollen, gemeinsam das Beste für unsere Stadt und seine Einwohner, zusammen mit den anderen Kräften des Stadtrates und der Verwaltung, zu suchen.

Und dies ist in dieser schweren und außergewöhnlichen Corona-Zeit, deren Folgen wir in ihre Gänze auch erst in den kommenden Jahren, wirtschaftlich, sozial, in der Bildung, der Gesundheit, an unseren Kindern und Jugendlichen spüren werden, auch ein Plädoyer dafür, nicht schon wieder in alte Muster und Rituale, insbesondere auch in der Kommunalpolitik, zu verfallen.

Unsere Gesellschaft, unsere Stadt ist durch diese Pandemie schon eine andere, auch wenn wir es vielleicht noch nicht wahrnehmen, noch nicht sehen. Alte Muster haben ausgedient, Altes kann nicht mehr konserviert werden, neues Verhalten, neue Muster müssen eingeübt werden. Es wird nicht den Tag X geben, an dem es wieder so sein wird, wie zuvor. Die Uhr kann nicht zurück gedreht werden. Das Virus wird unter uns bleiben, wir müssen und werden lernen, damit zu leben. Kein Leben mehr wie vor der Pandemie, ein Leben anders, aber mit Sicherheit genauso wertvoll, lustvoll, gehaltvoll und erfüllend. Dies ist alternativlos real. Gehen wir es an. Gemeinsam. Ohne fremde Federn.

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