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Coronavirus: Macher statt Bedenkenträger und Beschwichtiger

Coronavirus: Macher statt Bedenkenträger und Beschwichtiger

Von Thomas Thöne

Wer sich auf der Straße oder in Betrieben umhört wird feststellen, dass die Stimmung in der Bevölkerung zum Coronavirus eine andere geworden ist. Gingen die Menschen noch am Wochenende sehr gelassen mit den eintreffenden Nachrichten um, hat sich dies schlagartig geändert.

Die Bilder und Nachrichten aus Italien hinterlassen ihre Spuren. Nicht wenige Menschen haben die Berichte der Ärzte aus den italienischen Krisengebieten gelesen, die vom Zusammenbruch des Gesundheitssystems dort und eigener Überforderung und Erschöpfung berichten. Hinzu kommen die drastischen Maßnahmen, die Italien, aber auch Österreich und die Slowakei getroffen haben.

Immer häufiger sind Kommentare in den sozialen Medien zu lesen und in der Bevölkerung zu hören, warum in Deutschland so zaghaft agiert wird. Die mahnenden und fordernden Stimmen von Professor Christian Drosten, dem Leiter der Virologie in der Berliner Charité oder Alexander Kekulé, Arzt und Biochemiker sowie Inhaber des Lehrstuhls für medizinische Mikrobiologie und Virologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg scheinen derzeit von den Entscheidungsträgern in der Politik nicht gehört zu werden.

Die Bundespolitik, aber auch die Landespolitik, muss aufpassen, dass nicht eine Stimmung in der Bevölkerung entsteht, die der Politik Versagen durch zu zögerliches Handeln bei der Corona-Pandemie vorwirft. Dies könnte politisch destabilisieren und auch die Akzeptanz in künftige politische Äußerungen und politisches Handeln zerstören.

Was wir jetzt in unserem Land brauchen, auf allen politischen Ebenen, das sind Macher statt Bedenkenträger und Beschwichtiger. Ferner einheitliches Handeln. Das Virus macht vor Landes- oder Landkreisgrenzen nicht halt. Dies gilt auch auf der kommunalen Ebene, wobei man in Ingolstadt durchaus den Eindruck gewinnt, dass mit und vorausgedacht wird.

Erstaunlich ist nur, dass von Fraktionsvorsitzenden der politischen Parteien in Ingolstadt zu vernehmen ist, dass diese kaum eingebunden sind und fast alles den Medien entnehmen müssen.

Oberbürgermeister Dr. Christian Lösel präsentiert sich gerade als Macher, der politisch alles alleine in der Hand hat und entscheidet. Seinem Kommunalwahlkampf wird es aktuell nicht schaden, sondern eher nutzen. Kaum eine Pressemitteilung der städtischen Pressestelle erscheint zum Thema "Coronavirus", in der es nicht heißt der Oberbürgermeister hat angeordnet, auf Anregung des Oberbürgermeisters, der Oberbürgermeister hat verfügt. Es  wird in diesen Verlautbarungen deutlich gemacht, wie sehr doch der Oberbürgermeister das Heft des Handelns in der Hand hat.

Doch darin könnte auch eine Gefahr liegen. Niemand weiß wie sich die Corona-Krise weiterentwickelt und auch in Ingolstadt könnte einiges schieflaufen. Unter diesem Gesichtspunkt ist es mehr als verwunderlich, dass sich Christian Lösel nicht einmal in derart schwierigen Zeiten die Vertreter aller politischen Parteien und Gruppierungen im Ingolstädter Stadtrat zu Verbündeten macht. Das alte Feindbild der "bösen Opposition" obsiegt offensichtlich.

Da werden immer wieder neue Arbeitsgruppen und Krisenstäbe gebildet, finanzielle Entscheidungen getroffen, die Stadtratsmitglieder entnehmen dies aus der Presse, wie berichtet wird. Das könnte zum bösen politischen Bumerang für Lösel werden. Die Gefahr ist nicht unerheblich.

Andererseits könnte Lösel sein öffentlich, über die städtische Pressestelle, vorgetragenes Krisenmanagement spätestens in der Stichwahl, wenn es diese denn gibt, wieder in den OB- Sessel befördern. Bilder von Gerd Schröder und seinen Gummistiefeln beim Elbe-Hochwasser im Jahr 2002 kommen einem in Erinnerung. Teamplayer war Lösel bisher nie, in dieser Krisensituation sollte er es dringend lernen!

Was wir nicht nur im Bund und im Land brauchen, ist ein Denken nach dem Motto „Think big“. Es gibt keinerlei Erfahrung mit einer solchen Einsatzlage. Jetzt heißt es Strukturen schaffen und Lösungen für anstehende Herausforderungen erarbeiten, um im Bedarfsfall nur noch den Hebel umlegen zu müssen. Dies unter Einbindung aller Beteiligten. Persönliche Befindlichkeiten haben aktuell nirgendwo Platz und sind unangebracht. Weder in der Kommunalpolitik, noch in der Stadtverwaltung oder in den Beteiligungsunternehmen.

Vor Ort sollte man die örtlichen Hilfsorganisationen nun intensiv einbinden und nicht vor den Kopf stoßen. Diese warten nur darauf an den Tisch gebeten zu werden ist zu hören. Ebenso die Freiwilligen Feuerwehren.

Was die Verantwortlichen auch bedenken sollten, die Personalkapazitäten sind nicht unerschöpflich. Hilfe aus anderen Städten dürfte kaum möglich sein, da hier Personal ebenfalls massiv gebunden sein wird. Deshalb sollte Fachpersonal in der jetzigen Phase nicht "verheizt", sondern jeweils sinnvoll und abwartend eingesetzt werden, gerade im Bereich des Ehrenamtes. Die große Herausforderung steht erst noch bevor. Unter dem Gesichtspunkt ist es umso verwunderlicher, dass man Mitarbeiter von Hilfsorganisationen für die städtische Corona-Telefon-Hotline einsetzen will. Hier gibt es andere Lösungen!

Erschreckend ist es wahrzunehmen, dass einige wenige junge Leute meinen, die getroffenen Maßnahmen seien überzogen, da sie ja nicht betroffen sind, es treffe ja nur ältere Leute. Es sind zum Glück nur ganz wenig derartige Stimmen. Denen sei aber deutlich gesagt, dass sie mit ihrer Denke viel zu kurz springen. Jeder von ihnen könnte morgen verunglücken oder durch einen anderen Schicksalsschlag, intensiv- und beatmungspflichtig werden, da braucht es auch für diese Uneinsichtigen freie Betten!

Anmerkung: Der Autor dieser Zeilen war langjährig Einsatzleiter Rettungsdienst und bestellter Organisatorischer Leiter für Großschadenslagen, mit entsprecher Ausbildung, sowie Mitglied der städtischen Kommission für Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz und Mitglied des Rettungszweckverbandes der Region Ingolstadt. Ferner über lange Jahre Aufsichtsrat in einem Schwerpunktkrankenhaus der Versorgungsstufe II.

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