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Die Liebe in den Zeiten von Corona

 Die Liebe in den Zeiten von Corona

O-T(h)öne gibt Fraktionen und Gruppierungen im Ingolstädter Stadtrat, sowie ausgewählten Personen des gesellschaftlichen Lebens und aus dem journalistischen Bereich, in der Rubrik "Aus fremder Feder", die Möglichkeit eines Gastkommentars zur Ingolstädter Kommunalpolitik. Das Thema ist durch den Gastkommentator frei wählbar, ebenso die Länge des Textes. Die Veröffentlichung erfolgt nicht redigiert und ungekürzt. Die Verantwortung für den Inhalt trägt allein der Verfasser des Gastkommentars.

Gastkommentar von Christian Höbusch, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen

Dieser Titel klingt uns irgendwie vertraut, aber gleichzeitig stimmt doch was nicht. Richtig, denn der ursprüngliche Titel lautet schließlich „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“ und ihn trägt ein Roman des kolumbianischen Literaturnobelpreisträgers Gabriel García Márquez aus dem Jahr 1985. Cholera und Corona, zwei Massenerkrankungen der Neuzeit.

Während die letzte große Cholera-Epidemie 1892 in Hamburg ausbrach und 8.605 Menschen daran starben, leben wir derzeit inmitten in der weltweiten Corona-Pandemie, der bisher alleine in Deutschland fast 20.000 Menschen zum Opfer gefallen sind.

Schon 1892 kam es zu einem umfassenden (harten) Lockdown. Der Hamburger Hafen wurde gesperrt, Schulen wurden geschlossen, Versammlungen verboten und der für die Hansestadt so wichtige Handel kam zum Stillstand.
Auch Ende 2020, dem Jahr unserer Corona-Pandemie, wird erneut – nach dem Lockdown im Frühjahr – über das weitestgehende Herunterfahren unserer Gesellschaft nachgedacht.

Konnte 1892 noch die damalige Reichsregierung eigens einen „Reichs-Commissar für die Gesundheitspflege im Stromgebiet der Elbe“ einsetzen, werden die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie durch die demokratisch gewählten Landesregierungen/-parlamente beschlossen und mit der Bundesregierung abgestimmt.

Nach gut 10 Wochen konnte im Jahr 1892 der Cholera-Ausbruch in Hamburg unter Kontrolle gebracht werden, die Zahl der Neuerkrankungen nahm signifikant ab. Mit Corona kämpfen wir nunmehr schon seit gut einem Jahr und dies im Moment auf gleichbleibend hohem Niveau.

Seit 1892 hat sich unser Land durch zwei Weltkriege, den Nationalsozialismus und die Shoa hin zu einer modernen Verfassungsdemokratie entwickelt, die mit dem Wandel der Zeiten in ihren Grundfesten stets stabil geblieben ist.
Doch die Corona-Pandemie spült wieder Kräfte und Gedanken an die gesellschaftliche Oberfläche, die sich dem ersten Anschein nach auf die Verfassung, unser Grundgesetz stützen und „berufen“ wollen, aber in letzter Konsequenz wieder ausschließende, ausgrenzende, ja faschistische Züge zeigen.

Unsere Gesellschaft steht unter großer Spannung, gemeinsame Anstrengungen im gesellschaftlichen Konsens sind kaum mehr möglich, immer mehr subjektive „Wahrheiten“ greifen Raum, beanspruchen umfassende Geltung, grundlegende gesellschaftliche Solidarität wird verweigert.

Es ist, als würde jeder rücksichtslos zur Spitze der Maslowschen Bedürfnispyramide, einer egoistischen Selbstverwirklichung streben (wobei Maslow mit dieser Zuspitzung selbstverständlich Unrecht getan ist).Angesichts der Spannungen, unter der unsere Gesellschaft, unter der leider auch private Beziehungen stehen, kommt nun wieder der Titel des Buches von Gabriel García Márquez ins Spiel, rückt in die Aufmerksamkeit:Wir brauchen (wieder mehr) Liebe in Zeiten von Corona.

Keine (ausschließlich) romantische Liebe, sondern Liebe zu unseren Nächsten, zu unseren Mitmenschen, zu unserer Gemeinschaft, zu unserem Planeten. Und das ist (zunächst) keine Frage von Glauben, Wissenschaft, Verschwörungen oder Fake News, das ist eine Frage von Werten und Haltung, Achtung.

Und genau diese Bitte um eine innere Haltung mit (wieder mehr) Liebe in Zeiten von Corona möchte ich Ihnen hier mit auf den weiteren Weg (hin zu Weihnachten, vielleicht auch in einen weiteren harten Lockdown) geben. Wir sollten es uns wert sein. Oder, um mit den Beatles zu enden: „All you need is love“.

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