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Lösel bekam einen "Schuss vor den Bug" nicht mehr, aber auch nicht weniger

Lösel bekam einen "Schuss vor den Bug" nicht mehr, aber auch nicht weniger

Kommentar von Thomas Thöne


Seit 1972 stellt die CSU in Ingolstadt ununterbrochen den Oberbürgermeister und gewann jede Oberbürgermeisterwahl ohne in die Stichwahl zu müssen. Darauf war die CSU vor Ort immer sehr stolz, das ließ sie so manches Mal auch vor Kraft nicht mehr gerade gehen, nach dem Motto "Mir san mir". Somit muss die Ingolstädter CSU heute eine völlig neue und bittere Erfahrung machen.

Nach den ersten veröffentlichten Interviews am heutigen Abend, sowohl von Dr. Christian Lösel, der als derzeit amtierender Oberbürgermeister sein Amt verteidigt und dem CSU-Kreisvorsitzenden, Alfred Grob (CSU), wird die Verantwortung für das Wahlergebnis bei den Hinterlassenschaften des ehemaligen Oberbürgermeisters Dr. Alfred Lehmann (CSU) gesehen. Ferner wird argumentiert, dass die Erfolge, die Lösel in den letzten sechs Jahren erzielt hat, nicht bei der Wählerschaft angekommen sind.

Hier ist die Ingolstädter CSU noch nicht wirklich in die Selbstreflexion gegangen, da ihnen offensichtlich immer noch nicht bewusst ist, dass auch Lösel erhebliche und gravierende Fehler in seiner Amtsführung gemacht hat. Das heutige Ergebnis der Oberbürgermeisterwahl sollten die Ingolstädter CSU und Lösel als deutlichen Warnschuss begreifen.

Erforderlich wäre eine Botschaft, wie damals als Shell die Bohrinsel Brent Spar, ein schwimmender Öltank in der Nordsee, dort auf dem Meeresgrund versenken wollte. Nach erheblichen Widerstand aus der Bevölkerung postete Shell damals flächendeckend in allen großen Zeitungen: Wir haben verstanden! Von einer solchen Haltung und Einstellung scheint die Ingolstädter CSU offenbar derzeit noch Lichtjahre entfernt zu sein.

Christian Scharpf, der neue und unverbrauchte Oberbürgermeisterkandidat der Ingolstädter SPD hat ein mehr als beachtliches Ergebnis im ersten Wahlgang der Oberbürgermeisterwahl auf sich verbuchen können. Ihm kommt zugute, dass ihm keinerlei politische Verstrickungen in Ingolstadt nachgesagt werden können und er durch seine vorherige Tätigkeit, als persönlicher Mitarbeiter der Münchener Oberbürgermeister Christian Ude und Dieter Reiter, die nötige Erfahrung für das Amt des Oberbürgermeisters von der Wählerschaft zugesprochen wird.

Bei aller Freude über dieses Wahlergebnis sollten die Ingolstädter Sozis jetzt nicht übermütig werden. Noch ist die Wahl nicht gewonnen. Das Coronavirus und die Folgen lösen eine ganz eigene gesellschaftliche und auch politische Dynamik aus.

Es wird schwer werden für Scharpf, die nächsten zwei Wochen gegen Lösel medial bestehen zu können. Lösel hat die letzte Zeit schon versucht, sich als Krisenmanager zu präsentieren, in der ihm eigenen eloquenten Art.

Die Ingolstädter CSU hat den sprichwörtlichen Schuss von den Bug mit dem heutigen Wahlergebnis bei der Oberbürgermeisterwahl bekommen. Verloren hat Lösel seinen Posten noch nicht und Scharpf hat diesen keinesfalls sicher. Es bleibt interessant, wie sich die nächsten zwei Wochen bis zur Stichwahl entwickeln. Diese ist absolut noch nicht entschieden. Es bleibt spannend.

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