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15 Jahre Polizeipräsidium Oberbayern Nord

Das Polizeipräsidium Oberbayern Nord feierte jüngst 15-jähriges Bestehen. Anlässlich des Jubiläums führte das Online-Nachrichtenportal O-T(h)öne ein Gespräch mit Polizeipräsident Günther Gietl.

OT: Herr Gietl, 15 Jahre Polizeipräsidium Oberbayern Nord, was hat sich polizeilich aus Ihrer Sicht in den 15 Jahren geändert?

Günther Gietl: Fangen wir mal mit dem Positiven an. Das ist natürlich die Personalausstattung des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Wenn man die Stellen von der Gründung bis jetzt vergleicht, sind es 67 Stellen mehr. Das heißt, wir haben viel mehr Kolleginnen und Kollegen auf der Straße. Damit ist die Personalsituation anders als vor 15 Jahren. Allerdings muss man dazu sagen, die Arbeit hat sich natürlich auch geändert. Wenn ich die letzten drei, vier Jahre betrachte, mit Corona, mit Bauernprotesten, mit dem Ukraine-Russland-Konflikt und dem Palästinakonflikt. Es sind viel mehr andere Lagen, die uns beschäftigen, Versammlungslagen, die wir betreuen müssen. Ansonsten, glaube ich, hat sich natürlich, was die Kriminalität betrifft, vieles von der realen Welt in die Internetwelt verlagert. Die Polizeiarbeit ist immer noch die gleiche. Wir versuchen, Täter zu fassen und den Bürgern die Sicherheit zu bieten, sodass jeder zufrieden ist.

OT: Ist die Polizeiarbeit härter geworden, brutaler vom polizeilichen Gegenüber her?

Günther Gietl: Das möchte ich nicht sagen. Wir haben zwar mehr Fälle von Gewalt gegenüber der Polizei. Es ist aber eine kleine Klientel, die immer wieder auffällig ist, meistens unter Alkoholeinfluss, wo dann auch Widerstände gegen unsere Kolleginnen und Kollegen zu verzeichnen sind. Aber im Grunde genommen, glaube ich, ist die Polizeiarbeit immer noch eine sehr anspruchsvolle Arbeit, die aber vom Bürger honoriert wird. Da ist ein sehr hohes Verständnis, auch die Wertschätzung, die uns vom Bürger zu unserer Arbeit entgegengebracht wird, ist sehr, sehr groß. Die Arbeit hat sich geändert, mehr rechtliche Voraussetzungen, mehr Umstände, internationale Täter. Das ist anders geworden. Aber trotzdem glaube ich, dass die Polizeiarbeit sich der Zeit anpasst und eigentlich für uns nicht neu ist, sondern immer das Gleiche ist.

OT: Gibt es den Respekt vor der Polizei noch? Also ich weiß noch, wie ich früher 18 Jahre alt war, Auto gefahren bin und hinter mir ist ein Polizeiauto gefahren, dann habe ich schwitzige Finger bekommen, weil ich vor dem Polizisten Respekt hatte. Ist das heute immer noch so oder hat sich das geändert?

Günther Gietl: Selbst wenn ich ein Polizeiauto hinter mir sehe, dann fahre ich auch vorsichtiger. Ich glaube, viele werden genauso reagieren, wie sie das gesagt haben. Aber es gibt natürlich auch die Klientel, was Sie schon angesprochen haben, wo der Respekt ein wenig verloren gegangen ist, wo die Wertschätzung der Arbeit oder auch der Umgang, die Werte nicht mehr so sind, wie es früher war. Es ist schwieriger geworden, was so eine kleine Klientel betrifft, aber ich glaube, wenn ich heute zehn Leute frage, werden acht sagen, ich schwitze, wenn ein Polizeiauto hinter mir ist.

OT: Was wünschen Sie sich für die nächsten 15 Jahre?

Günther Gietl: Also zum einen, dass unsere Kolleginnen und Kollegen immer gesund vor den Einsätzen zurückkommen. Ich glaube, das ist das Wichtigste. Wir sind jetzt in der Personalausstattung gut weitergekommen. Das muss aber noch nicht das Ende sein. Das kann sich weiter entwickeln. Was für uns jetzt auch wichtig ist, dass auch die notwendige Infrastruktur passt, Fahrzeuge und ähnliches. Und fürs Dienstliche, wenn die Konflikte, die weltweiten Konflikte ein wenig abnehmen würden, würde sich auch unsere Versammlungslagen wieder reduzieren. Man könnte sich dann wieder auf andere Sachen konzentrieren. Aber wie schon gesagt, wir sind nicht da, dass wir das Beeinflussen, sondern wir müssen mit den Umständen umgehen und das werden wir auch in der Zukunft so machen.

OT: Wenn Sie jetzt zurückblicken auf Ihre Zeit, in der Sie Polizeipräsident sind, welche Einsatzlage ist Ihnen da spontan als Erstes im Gedächtnis?

Günther Gietl: Also es gibt eine positive und eine negative Rückmeldung von mir. Der schönste Einsatz für mich, das war der erste G-7-Gipfel, wo ich als „Polizeiführer Nacht“ mit eingesetzt war. Wir hatten alle mit erheblichen Ausschreitungen gerechnet und es war ja fast ein Sommernachtsmärchen, so wie Europameisterschaft. Im negativen Sinne war das die Geisel-Lage 2013 in Ingolstadt, bei der im Rathaus drei Geiseln genommen wurden. Das war eine anspruchsvolle Lage, die Gott sei Dank, sehr gut ausgegangen ist.

OT: Was macht eigentlich ein Polizeipräsident, ist dieser nur repräsentativ tätig oder noch im Einsatzdienst?

Günther Gietl: Also die gleiche Frage hat mir mein Sohn einmal gestellt, der selbst Polizeibeamter ist. Du sitzt bloß oben, was machst du? Eigentlich ist meine Aufgabe nicht mehr der Einsatz. Dafür habe ich ja meine Vertreterin, die Frau Vizepräsidentin Schaller, die sich um die Einsätze kümmert. Ich repräsentiere das Polizeipräsidium Oberbayer Nord und sorge dafür, dass die Kolleginnen und Kollegen natürlich ihre Arbeit machen können, auch vom Finanziellen, über die Organisation und auch über das Personelle. Selbstverständlich ist Aufgabe auch Verfahren gegen Polizeibeamte oder auch Disziplinarverfahren, seine Bewertungen, mit durchzuführen. Aber der Einsatz ist eigentlich sekundär.

OT: Herr Gietl, herzlichen Dank fürs Gespräch.

Günther Gietl: Gerne und einen schönen Tag noch.

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