Anzeige

Seehofer und Kern begeistern Zuhörerschaft

Zu einem politischen Frühschoppen lud am vergangenen Sonntag der CSU-Ortsverband Ingolstadt Süd-Ost ein. Es war nicht irgendein Frühschoppen im Rahmen des Europawahlkampfs der CSU. Redner war neben dem Europakandidaten Maximilian Kern das CSU-Urgestein Horst Seehofer.

Pünktlich um 10.00 Uhr traf der CSU-Ehrenvorsitzende ein und wurde vom Ortsverbandsvorsitzenden Sebastian Knott und dem Europakandidaten am Eingang des Gasthauses Mittl empfangen. Standesgemäß mit dem Bayerischen Defiliermarsch zog Seehofer in den vollen Saal ein und genoss dies sichtlich. Tosender Applaus und zahlreiches Händeschütteln begleiteten den Politprofi, bis er seinen Platz erreichte.

Bis zu Seehofers Rede mussten sich die Anwesenden allerdings gedulden. Nach der offiziellen Begrüßung durch Sebastian Knott überließ der ehemalige Bundesminister und bayerische Ministerpräsident die Bühne erst einmal Maximilian Kern.

Nach einer persönlichen Vorstellung streifte der politische Newcomer sehr souverän alle derzeit wichtigen europäischen Themen aus Sicht der CSU. Dabei sprach er sich für eine Entlastung der Wirtschaft, vor allem des Mittelstands, aus. Zum Thema Klimapolitik vertrat der Kandidat die Ansicht, das Ziel der Klimaneutralität dürfe nicht als Vorwand für Verbote genutzt werden. Dabei forderte er weniger Regulierung und mehr Einsatz klimafreundlicher Technologie. Diese müsse weiterentwickelt werden, damit Europa auch künftig in die Welt exportieren kann. Der Verbrennungsmotor bei Fahrzeugen als Spitzentechnologie müsse allerdings bewahrt werden. „Das Verbrennerverbot muss rückgängig gemacht werden“, so Kern.

Für die Währungsstabilität forderte der Christsoziale, dass jeder Mitgliedstaat der EU in seiner Haushaltsplanung selbst Verantwortung übernehmen müsse, „für unseren gemeinsamen Euro, für unsere stabile Währung in Europa“. Europa müsse eine Stabilitätsunion bleiben, „und darf nicht zur Schuldenunion werden“. Dazu wären effektive Sanktionen für Mitgliedstaaten notwendig. Eurobonds für die Verteidigung erteilte Kern eine deutliche Absage. „Verteidigung ist gut investiertes Geld und kein Einsparpotenzial. Daher sollten wir keine Probleme in die Zukunft verschieben, sondern nachhaltig in Verteidigung investieren“, so der Europakandidat.

„Was soll ich nach dem Vorredner noch sagen?“, meinte Horst Seehofer, bevor er zunächst zu einer Zeitreise in die Vergangenheit startete. Er erinnerte daran, dass die Ingolstädter CSU 1971, als er begann mit der Politik in seiner Heimatstadt Ingolstadt, im Stadtrat in der Opposition war. „Die SPD hat den Oberbürgermeister gestellt, die SPD hatte die Mehrheit im Stadtrat. Dann kam die Leuchtfigur Peter Schnell und wir haben am Stück 48 Jahre regiert.“ Er selbst habe seine politische Laufbahn im Südwesten von Ingolstadt begonnen. Nach seinem ersten Besuch einer Versammlung der CSU Südwest sei er plötzlich Vorsitzender gewesen. „Kein Mensch hat mich gekannt und irgendjemand hat mich aus der Jungen Union vorgeschlagen und ich war völlig perplex, wie ich gewählt wurde“, erinnerte sich Seehofer.

Seit dieser Zeit habe er in 50 Jahren politischer Tätigkeit so ziemlich jede Position vertreten, die man im Staat vertreten kann. Einen Rat aus dieser langen politischen Tätigkeit hatte Seehofer für den CSU-Nachwuchs auch im Gepäck: „Man muss sich immer die Frage stellen, was dient dem Land, der Stadt, und nicht was nutzt mir. Wenn Sie mit dieser Grundregel herangehen, treffen Sie immer positive politische Entscheidungen.“

Seehofer gab den Anwesenden einen interessanten Einblick, wie es politisch dazu kam, dass Ingolstadt einen ICE-Bahnhalt bekam. Bundeskanzler Helmut Kohl habe ihm dabei sehr geholfen. Ein Gegner der Streckenführung über Ingolstadt war Theo Waigel, erinnerte Seehofer: „Ein Freund von mir, der unbedingt die Streckenführung über Augsburg wollte, weil er Schwabe war.“ In der entscheidenden Kabinettssitzung habe Kanzler Kohl zu Waigel gesagt: „Theo, die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist doch die Gerade und wenn man von Ingolstadt nach Nürnberg fährt, ist das gerade.“ Mit diesem Argument habe Waigel nicht gerechnet. „Dann haben wir den Zuschlag erhalten.“

Er wünsche sich für Ingolstadt, dass man die Dinge auch anpackt und nicht nur darüber redet. Das werde heute in der Politik parteiübergreifend viel zu oft gemacht. „Viel zu viel geredet und viel zu wenig effektiv gehandelt“, so der CSU-Ehrenvorsitzende. „Das schmerzt mich manchmal, ich sage öffentlich nichts dazu, mit Ausnahme von heute.“ Seine Parteifreunde im Stadtrat, aber auch den politischen Nachwuchs, forderte Seehofer auf zu handeln. Damit könne man Menschen überzeugen, auch von der CSU als politische Kraft.

Entscheidend für ihn sei die Eindämmung des politischen Extremismus, von rechts und links, so Seehofer. Dies gelinge mit guter Politik für die Menschen, damit die Menschen sagen, wir brauchen die Extremisten überhaupt nicht, weil es die Etablierten gut machen. Es sei unabdingbar, in den wichtigsten Feldern zu sagen, wie man es politisch machen will, „damit die Leute nicht die Notwendigkeit sehen, an uns vorbei ein Kreuz zu setzen“.

Der Politprofi appellierte auch an den Zusammenhalt der örtlichen CSU. Der Grund für die goldenen Jahre der Ingolstädter CSU sei der Zusammenhalt gewesen. „Wir haben auch diskutiert. Aber wenn wir eine Lösung herbeigeführt hatten, standen wir dazu. Das kann ich meinen heute Freunden auch nur raten. Dies ist manchmal schwer, aber man muss diesen Weg gehen“, appellierte Seehofer an seine Partei vor Ort. Dies gelte auch, wenn es darum gehe, Geschwätzigkeit einzustellen. Die Ingolstädter CSU sei gerade wieder in einer Situation, die Zusammenhalt erfordere. Dabei bezog sich Seehofer auf die nächste Oberbürgermeisterkandidatur in Ingolstadt. „Jeder neue Name, der zulässig ist, aber in der Öffentlichkeit behandelt wird, bedeutet automatisch ein Votum gegen schon genannte Namen“, warnte der Redner.

Natürlich durfte auch die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel in Seehofers Ausführungen nicht fehlen. Er habe vom Kabinettstisch der Angela Merkel an den Küchentisch von Karin Seehofer gewechselt, meinte der ehemalige Bundesminister augenzwinkernd. Dies gefalle ihm „ganz gut, nach so langer Zeit“. „Es ist nicht so einfach, mit Angela Merkel jeden Tag unfallfrei durch die Zeit zu kommen, weil man ja seine Meinungen hat, obwohl ich sie sehr hoch schätze“, erinnerte sich Seehofer. Er beschäftige sich jetzt auch nicht mehr so viel mit seiner Eisenbahn. Diese habe ihm immer zur Entspannung nach den Begegnungen mit Angela Merkel gedient.

Langanhaltender Applaus war die Reaktion auf Seehofers Rede. Der stete Zwischenapplaus, oftmaliges Nicken und so manche Zwischenbemerkung an den Tischen verdeutlichten, wie sehr die Ingolstädter CSU ihren Ehrenvorsitzenden schätzt und wie dieser es immer noch schafft, seine Zuhörerschaft auch mit leisen und oftmals nachdenklichen Tönen in den Bann zu ziehen.

Quelle: Eigene Berichterstattung.

Diesen Beitrag teilen
Anzeige